Kennst du das Gefühl, dass du funktionierst? Dass du von Termin zu Termin, von Aufgabe zu Aufgabe hetzt, aber irgendetwas Wesentliches fehlt? Wir leben in einer Welt, die uns mit unglaublich vielen Möglichkeiten, Erwartungen und Ablenkungen überschwemmt. Schon als Kinder wird uns oft beigebracht, was wir sollen – gute Noten, einen sicheren Job, ein schönes Haus. All das sind Ziele, und Ziele sind wichtig. Aber eine Vision ist etwas ganz anderes. Deine Vision ist der innere Kompass, der dir sagt, warum du das alles tust. Sie ist das große Bild deiner idealen Zukunft, nicht nur, was du erreichen, sondern wer du sein und was du in der Welt bewirken möchtest. Sie ist dein ganz persönlicher Leuchtturm, der dir Richtung gibt, wenn die Nebel des Alltags aufziehen. Die Kunst ist es, inmitten des Rauschens von außen die leise Stimme in dir zu hören, die schon immer wusste, wohin die Reise gehen soll.
Der Herbst ist eine schöne Jahreszeit, die uns ganz natürlich zur Innenkehr einlädt. Nach der extrovertierten Fülle und Betriebsamkeit des Sommers zieht sich die Natur zurück, die Energie verlagert sich von außen nach innen. Wir dürfen diesem Rhythmus folgen. Hier sind ein paar persönliche Gedanken und konkrete Vorschläge, wie du diese besondere Zeit für deine Innenschau und persönliche Weiterentwicklung nutzen kannst.
Der Weg nach innen: Vier persönliche Impulse
Die Suche nach der eigenen Vision ist in meinen Augen vor allem ein Akt der Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Hier sind vier Anstöße, die dir helfen können, tiefer zu graben:
1. Hör auf dein „Kindheits-Ich“
Erinnerst du dich an das, was dich als Kind wirklich begeistert hat? Oft sind wir in der Kindheit noch am stärksten mit unserer Intuition verbunden. Was hat dein Herz zum Singen gebracht, bevor Vernunft, gesellschaftliche Normen und finanzielle Ängste das Mikrofon übernommen haben? War es das Bauen, das Geschichten-Erzählen, das Helfen, die Natur? Diese frühen Leidenschaften sind oft die reinste Quelle für deine Kernthemen. Frag dich: Was würde mein 8‑jähriges Ich bewundern, wenn es mein heutiges Leben sehen würde? Und was würde es mich fragen, warum ich das nicht mehr mache?
„Viele Menschen begrenzen ihre Träume unbewusst, weil sie sofort an die Umsetzung denken. Das ist der Job des Ziels, nicht der Vision! Wenn du deine Vision suchst, musst du grenzenlos denken.”
2. Die „Wäre-es-nicht-cool-wenn“-Liste
Viele Menschen begrenzen ihre Träume unbewusst, weil sie sofort an die Umsetzung denken. Das ist der Job des Ziels, nicht der Vision! Wenn du deine Vision suchst, musst du grenzenlos denken. Nimm dir einen Moment Zeit und mach eine „Wäre-es-nicht-cool-wenn“-Liste. Schreibe alles auf, was in deinem Leben, deiner Karriere und der Welt um dich herum möglich wäre, wenn es keinerlei Einschränkungen gäbe. Weder Geld, noch Zeit, noch fehlende Fähigkeiten. Sei mutig! Die besten Visionen sind attraktiv, ambitioniert und lassen dich ein bisschen Angst und Gänsehaut gleichzeitig spüren. Sie müssen größer sein, als du es dir momentan zutraust.

Bild: © Unsplash, Anastasia Petrova
3. Finde deine „Schmerzpunkte“ und deine Werte
Vision entsteht oft aus einem tiefen Wunsch nach Veränderung. Welche Ungerechtigkeit, welches Problem oder welchen Mangel in der Welt kannst du absolut nicht ertragen? Wo spürst du den stärksten Drang zu handeln? Dein Engagement gegen einen “Schmerzpunkt” kann ein mächtiger Antrieb für deine Vision sein. Genauso wichtig sind deine Werte. Was ist dir im Leben absolut heilig? Ist es Freiheit, Verbindung, Wachstum, Sicherheit, Kreativität oder Sinnhaftigkeit? Deine Vision muss im Einklang mit deinen tiefsten Werten stehen, sonst wird sie dir auf Dauer keine Energie geben, sondern dich nur erschöpfen. Wenn du weißt, was du niemals verraten würdest, weißt du auch, wofür du kämpfen wirst.
4. Das “Zukunfts-Ich” befragen
Stell dir vor, es ist in fünf oder zehn Jahren, und du lebst deine Vision. Du bist die Person, die du sein möchtest, und dein Leben ist in jeder Hinsicht erfüllt. Schließe die Augen und gehe dorthin. Was siehst du? Was tust du? Wie fühlt es sich an? Visualisiere es so detailliert wie möglich. Dieses Gefühl, diese Klarheit – das ist der Kern deiner Vision. Frage dieses zukünftige, weise Ich: „Was war der entscheidende erste Schritt, um von damals (heute) nach hier zu kommen?“
„Eine Vision ist kein Ziel, das man einmal abhakt. Sie ist ein Prozess, ein ständiges Wachsen und Anpassen. Du wirst sie immer wieder überarbeiten, verfeinern und schärfen. Lass nicht zu, dass der Perfektionismus dich stoppt.”
Vom Traum zur Tat
Eine Vision ist kein Ziel, das man einmal abhakt. Sie ist ein Prozess, ein ständiges Wachsen und Anpassen. Du wirst sie immer wieder überarbeiten, verfeinern und schärfen. Lass nicht zu, dass der Perfektionismus dich stoppt. Es ist nicht notwendig, dass sie von Tag eins an perfekt formuliert ist. Hauptsache, sie leuchtet. Deine Vision zu finden ist der erste Schritt, um Schöpfer deines eigenen Lebens zu werden, anstatt nur Zuschauer. Sie gibt dir die Kraft, auch dann weiterzugehen, wenn der Weg steinig wird. Denn dann weißt du: Ich tue das nicht, weil ich muss, sondern weil es mich erfüllt und weil es einem größeren Sinn dient, der tief in mir verankert ist. Ich wünsche dir von Herzen viel Mut und Klarheit auf dieser spannenden Entdeckungsreise. Vertraue dem, was dich im Stillen wirklich bewegt.
Die Natur macht es uns hier gerade vor: Um für Neues Platz zu schaffen und den Winter zu überleben, muss der Baum Altes loslassen. Die bunten Blätter, so schön sie waren, haben ihren Zweck erfüllt und dürfen nun fallen. Der Herbst ist eine Transformation. Gib dich der sanften Melancholie und der Stille hin. Wenn du jetzt loslässt und nach innen schaust, sammelst du die Kraft und Klarheit, die du für den Neustart im Frühling brauchen wirst. Der Herbst ist ideal, um Bilanz zu ziehen über das Jahr und den Kompass für die kommenden Monate neu auszurichten. Es ist die Zeit der Ernte, um zu sehen, was in den letzten Monaten gewachsen ist. Die kürzeren Tage verlagern unser Leben mehr in die Innenräume. Anstatt dies als Einschränkung zu sehen, nimm es als Einladung zur Gemütlichkeit und Ruhe an. Dein Nervensystem sehnt sich nach dieser Entschleunigung, gerade nach den oft hektischen Sommermonaten, nach Kraft in der Stille zu finden.
Welches ist der allererste, klitzekleine Schritt, den du heute noch gehen könntest, um dieser inneren Stimme ein bisschen mehr Raum zu geben? Teile es gerne mit mir, ich freue mich darauf: christin@pureandpositive.com.

Christin Prizelius ist Co-Founder und Editor at Large von und bei Pure & Positive. Sie schreibt außerdem regelmäßig Impulsbeiträge über unterschiedliche Themen, die im Magazin und auf dem Portal erscheinen, und führt Interviews u.a. für den „Kraftvoll & Erfüllt leben”-Podcast. Die Vision von ihr und dem Team ist es, ein Format für und mit Menschen zu schaffen, die die Welt zu einem besseren Ort machen und positive Nachrichten, Impulse und Inspirationen in den Fokus stellen möchten.
Bild: © Patricia Schumann







