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Menschlichkeit: Das Wesen unseres Seins

Christin Prizelius | 30.06.25 | Impulsbeitrag zum Thema Menschlichkeit | © Unsplash

Menschlichkeit – ein Wort, das so oft verwendet wird, und doch in seiner Tiefe und Komplexität selten vollständig erfasst wird. Es ist mehr als nur eine Ansammlung von Eigenschaften; es ist das Fundament unseres Daseins, der Klebstoff, der uns als Individuen und als Gesellschaft zusammenhält. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem schillernden Begriff? Ist es Mitgefühl, Empathie, Würde, oder eine Kombination aus all dem und noch viel mehr? In diesem Beitrag widmet sich unsere Co-Founderin, Christin Prizelius, der vielschichtigen Bedeutung von Menschlichkeit, ihren Ausdrucksformen in unserem Alltag und ihrer essenziellen Rolle für eine lebenswerte Zukunft.

Die Facetten der Menschlichkeit

Menschlichkeit ist keine monolithische Größe, sondern ein Mosaik aus verschiedenen Tugenden und Verhaltensweisen. Im Kern steht oft das Mitgefühl, die Fähigkeit, die Gefühle und Leiden anderer zu erkennen und sich davon berühren zu lassen. Eng damit verbunden ist die Empathie, die uns ermöglicht, uns in die Lage eines anderen zu versetzen und die Welt aus dessen Perspektive zu sehen. Diese beiden Eigenschaften sind der Motor für Altruismus, dem selbstlosen Handeln zum Wohle anderer, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ob es die Spende für eine Hilfsorganisation ist, die Unterstützung eines Freundes in Not oder einfach nur ein offenes Ohr für jemanden, der Sorgen hat – all das sind Ausdrucksformen menschlichen Mitgefühls. Ein weiterer Eckpfeiler der Menschlichkeit ist die Würde. Jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Status oder Fähigkeiten, besitzt einen unantastbaren Wert. Die Achtung dieser Würde bedeutet, jeden Menschen mit Respekt zu behandeln, seine Rechte anzuerkennen und ihm ein Leben in Freiheit und Sicherheit zu ermöglichen. Dies manifestiert sich in der Ablehnung von Diskriminierung und Ungerechtigkeit, in der Förderung von Gleichheit und in der Verteidigung der Menschenrechte. In einer sogenannten Menschheitsfamilie, über den Globus verteilt, sind in meinen Augen alle beteiligt.

Die Verantwortung spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Menschlichkeit bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für unser eigenes Handeln, sondern auch für die Auswirkungen unseres Handelns auf andere und auf die Welt um uns herum. Dies schließt die Verantwortung für zukünftige Generationen ein, indem wir uns für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen. Nicht zuletzt ist die Fehlerfreundlichkeit ein oft übersehener Aspekt der Menschlichkeit. Wir sind alle fehlbar, machen Fehler und lernen daraus. Menschlichkeit bedeutet, anderen ihre Fehler zu verzeihen und auch sich selbst mit Nachsicht zu begegnen. Es ist die Akzeptanz der Unvollkommenheit als Teil des menschlichen Seins und die Bereitschaft zur Versöhnung.

„Ein freundliches Lächeln, eine helfende Hand, ein aufmunterndes Wort – all das sind winzige Akte der Menschlichkeit, die jedoch eine immense Wirkung entfalten können. Sie schaffen Verbindungen, lindern Einsamkeit und verbreiten positive Energie.”

Menschlichkeit im Alltag: Kleine Gesten, große Wirkung

Menschlichkeit ist kein abstraktes Konzept, das nur in Krisenzeiten oder in großen politischen Debatten relevant ist, wenn wir den Fernseher, das Tablet oder Smartphone anschalten. Sie zeigt sich in den kleinen Gesten des Alltags, in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Ein freundliches Lächeln, eine helfende Hand, ein aufmunterndes Wort – all das sind winzige Akte der Menschlichkeit, die jedoch eine immense Wirkung entfalten können. Sie schaffen Verbindungen, lindern Einsamkeit und verbreiten positive Energie. All das ist in vielen Beitrag bei uns auf dem Portal, in den Magazinen und beim Podcast zu erkennen uns zu spüren. Denkt an die Person, die einem älteren Menschen im Supermarkt hilft, die schweren Taschen zu tragen, oder an den Nachbarn, der Blumen für einen kranken Freund vorbeibringt. Es sind diese unscheinbaren Handlungen, die das soziale Gefüge stärken und das Leben für alle angenehmer machen. Menschlichkeit ist nicht laut oder aufsehenerregend; sie ist oft still und diskret, aber ihre Wirkung ist tiefgreifend. In einer zunehmend digitalisierten und oft anonymen Welt gewinnt die Bedeutung dieser alltäglichen Menschlichkeit noch an Bedeutung. In einer Zeit, in der soziale Interaktionen oft auf Bildschirme reduziert sind, können bewusste Akte der Freundlichkeit und des Mitgefühls einen entscheidenden Unterschied machen, um die menschliche Verbindung zu bewahren und zu stärken.

Die Herausforderungen der Menschlichkeit in einer komplexen Welt

Trotz ihrer essenziellen Bedeutung steht die Menschlichkeit in unserer modernen Welt in meinen Augen vor zahlreichen Herausforderungen. Nehmen wir Konflikte, Kriege, Armut, soziale Ungleichheit oder die Klimakrise. Sie stellen die menschlichen Werte immer wieder auf die Probe. In Zeiten der Not und des Leidens treten oft sowohl die besten als auch die schlimmsten Seiten der Menschlichkeit zutage. Während wir Zeugen unermesslicher Grausamkeiten werden, erleben wir gleichzeitig unglaubliche Akte der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Die Flutkatastrophe im Ahrtal, die globale Pandemie oder die aktuellen Kriege – sie alle haben gezeigt, wie schnell Menschen zusammenrücken und sich gegenseitig unterstützen können, wenn es darauf ankommt.

Doch es gibt auch Tendenzen, die die Menschlichkeit zu untergraben drohen. Polarisierung, Hassreden und die Verbreitung von Falschinformationen in den sozialen Medien können das Vertrauen erodieren und Empathie schwinden lassen. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, sich bewusst für Menschlichkeit zu entscheiden, Haltung zu zeigen und den Stimmen der Vernunft und des Mitgefühls Gehör zu verschaffen. Es erfordert Mut, in einer Welt, die oft von Härte und Egoismus geprägt zu sein scheint, an den Werten der Menschlichkeit festzuhalten und sie aktiv zu leben.

Die Rolle der Bildung und Erziehung

Die Förderung der Menschlichkeit beginnt im Kindesalter. Bildung und Erziehung spielen eine entscheidende Rolle dabei, jungen Menschen die Werte von Mitgefühl, Respekt, Verantwortung und Toleranz zu vermitteln. Es geht nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch darum, soziale Kompetenzen zu entwickeln und ein Bewusstsein für die Bedürfnisse anderer zu schaffen. Schulen, Familien und Gemeinschaften haben die gemeinsame Aufgabe, Umgebungen zu schaffen, in denen Menschlichkeit gedeihen kann. Indem wir Kindern beibringen, zuzuhören, sich in andere hineinzuversetzen und Konflikte friedlich zu lösen, legen wir den Grundstein für eine mitfühlendere Gesellschaft. Auch im Erwachsenenalter ist die Reflexion über Menschlichkeit und die kontinuierliche Übung ihrer Prinzipien von Bedeutung. Lebenslanges Lernen in Bezug auf emotionale Intelligenz und soziale Verantwortung kann dazu beitragen, dass wir als Individuen und als Gesellschaft wachsen und uns weiterentwickeln.

„Es liegt in unserer Hand, die Werte der Menschlichkeit in unserem täglichen Leben zu leben, sie zu verteidigen und an die nächsten Generationen weiterzugeben.”

Menschlichkeit als Wegweiser in die Zukunft

In einer Welt, die sich ständig verändert und vor komplexen Herausforderungen steht, ist die Menschlichkeit kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Sie ist der Kompass, der uns leitet, wenn wir Entscheidungen treffen, die das Leben anderer beeinflussen. Sie ist die Kraft, die uns antreibt, für Gerechtigkeit zu kämpfen, Leiden zu lindern und eine bessere Zukunft für alle zu gestalten. Die Menschlichkeit ist die Hoffnung auf eine Welt, in der Unterschiede gefeiert statt gefürchtet werden, in der Konflikte durch Dialog gelöst werden und in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten. Es ist die Überzeugung, dass wir als Spezies in der Lage sind, Mitgefühl und Zusammenarbeit über Egoismus und Spaltung zu stellen.

Es liegt in unserer Hand, die Werte der Menschlichkeit in unserem täglichen Leben zu leben, sie zu verteidigen und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Indem wir dies tun, gestalten wir nicht nur eine lebenswertere Gegenwart, sondern ebnen auch den Weg für eine Zukunft, die von Respekt, Würde und einem tiefen Verständnis für unser gemeinsames Menschsein geprägt ist. Letztlich ist Menschlichkeit die Essenz dessen, was uns menschlich macht – und die größte Kraft, die wir besitzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Christin Prizelius ist Co-Founder und Editor at Large von und bei Pure & Positive. Sie schreibt außerdem regelmäßig Impulsbeiträge über unterschiedliche Themen, die im Magazin und auf dem Portal erscheinen, und führt Interviews u.a. für den „Kraftvoll & Erfüllt leben”-Podcast. Die Vision von ihr und dem Team ist es, ein Format für und mit Menschen zu schaffen, die die Welt zu einem besseren Ort machen und positive Nachrichten, Impulse und Inspirationen in den Fokus stellen möchten.

Bild: © Patricia Schumann


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