Das Ziel der “Natureheart Foundation for Kids” ist es, dass Kinder einfach Kinder sein und mal alle Nöte und Sorgen vergessen können. Langfristig und nachhaltig wird gemeinsam mit Partnern dem Zweck der Förderung, Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in sozialen und medizinischen Einrichtungen sowie Kinderheimen in aller Welt nachgegangen. Der weltweit renommierte Fußballtrainer und Manager Felix Magath sagt als Vorsitzender des Stiftungsrats: „Ich hatte schon so viel Glück im Leben. Davon möchte ich etwas zurückgeben“ und weiß als selbst sechsfacher Vater um die Bedürfnisse und Träume von Kindern – vor allem dann, wenn sie krank sind.
Wir durften Dr. Franziska Hutzler als Stiftungsleitung von der Natureheart Foundation ein paar Fragen stellen.
Wie kam es zu der Gründung von Natureheart? Wann wurde die Stiftung gegründet und was ist der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeiten?
Die Stiftung wurde 2007 von Prof. Dr. Michael A. Popp gegründet und erste Projekte in Osteuropa für arme, kranke und benachteiligte Kinder noch im selben Jahr umgesetzt, denn Prof. Popp wurde sofort klar: „Wir müssen schnell handeln und den Kindern nachhaltig helfen“. Bis heute arbeitet die Organisation in ihrer Projektfindung – und nachhaltigen Betreuung nach einem Viersäulenprinzip: Medizinische Versorgung, Restaurierung und Instandsetzung, Errichtung von Therapie- und Spielräumen sowie Zugang zu Bildung. Mitglieder des Stiftungsrates unter dem Vorsitz von Felix Magath und dem Vorstand Prof. Michael A. Popp sind Anna Maria Kaufmann, Prof. Leyla Namazova sowie Alexander Elbertzhagen.
Aktuell werden von Ihnen weltweit über 30 Projekte unterstützt, davon allein ein Drittel in Deutschland. Wie läuft das genau ab und wer ist alles daran beteiligt?
Wir haben ein sehr verlässliches ehrenamtliches Netzwerk mit höchster Expertise sowohl in Deutschland als auch in neun weiteren Ländern rund um die Welt. Dies hängt damit zusammen, dass der Initiator und Gründer Inhaber der Bionorica SE ist, die mit ihren wissenschaftlich erforschten Naturarzneien in vielen Ländern Marktführer ist, und über entsprechende Organisationen und Kontakte verfügt. Durch ein ausgeklügeltes individuelles Monitoring sind wir engmaschig über die Bedürfnisse in potenziell in Frage kommenden Einrichtungen informiert. Unsere festen Ansprechpartner, die die Kontakte in die Einrichtungen machen und auch halten, prüfen nach der Freigabe von Hilfs-Investitionen auch, ob Hilfsgüter oder Spenden angekommen sind und ob diese sachgemäß eingesetzt werden. Sowohl in Deutschland als auch im Ausland besuchen wir regelmäßig unsere Einrichtungen, um den Einsatz der Spenden zu betreuen. Grundsätzlich werden nach sorgfältiger Prüfung nur Hilfs-Projekte in das Stiftungsportfolio aufgenommen und unterstützt, die auch zur Satzung und Ausrichtung der Stiftung passen. Wichtig ist für uns eine dauerhafte Unterstützung, daher muss auch die Finanzierung stiftungsseitig langfristig gewährleistet sein, damit sich auch in den kommenden Jahren die jeweilige Einrichtung auf unsere Hilfsangebote verlassen kann. So können wir auch in diesem Jahr wieder sicherstellen, dass z.B. der Kreisjugendring Betreuungspersonal speziell für Kinder mit Behinderung bei der Sommerferienwoche in Bayern anstellen kann, weiteres benötigtes medizinisches Gerät für Kinderabteilungen in ukrainischen Krankenhäusern angeschafft oder eine psychologische Fachkraft in einem Krankenhaus in Moldau langfristig beschäftigt werden kann.
Durch Ihre Projekte für Kinder und Jugendliche soll ihnen außerdem Nutzen und Wert der Natur und Heilpflanzen nähergebracht werden. Die Wertschätzung für die Natur steht dabei im Vordergrund. Wie genau können wir uns diese Arbeit vorstellen?
Da gibt es ein schönes Beispiel: So veranstaltet die Stiftung, sofern es Corona zuließ, regelmäßig ein Kindercamp mit einer Woche Auszeit für benachteiligte Kinder aus den Einrichtungen in der Region. Dabei achten wir darauf Freizeitaktivitäten anzubieten, die vornehmlich im Freien stattfinden. Ein Highlight ist unsere Kräuterwanderung, bei der wir Kräuter auf Feld, Wald und Wiese sammeln, bestimmen und im Anschluss daran auch verwerten. Die Kinder lernen so zum Beispiel, wie man leckeren Kräuterquark bzw. Kräuterbutter und auch eine heißbegehrte Kräuterlimonade herstellt. Oder wir kochen auch gemeinsam einen großen Topf Gemüsesuppe über dem offenen Feuer und machen Stockbrot. All diese gesunden und natürlichen Mahlzeiten verknüpfen die Kinder dann mit Spaß und Freude und öffnen ihnen den Blick für den unermesslichen Wert der Natur um sie herum. Als Biologin freue ich mich, auch mein Wissen ein Stück weit an die Kinder weitergeben zu dürfen. Übrigens: Während des ganzen Camp-Aufenthalts sind mobile Endgeräte nicht erwünscht und wundersamer Weise wird danach auch nicht gefragt.
Auf Ihrer Finca „Sa Canova — where good things grow“ auf Mallorca können Schülerinnen und Schüler Natur zum Anfassen und nachhaltige Pflanzenwelt erleben und die landestypische Flora und Fauna mit allen Sinnen erforschen. Auch ich durfte persönlich eine Führung mitmachen, vielen Dank dafür! Außerdem wird den Kindern eine gesunde Ernährung hier spielerisch nähergebracht. Bitte erzählen Sie uns ein bisschen darüber.
Diese Workshops werden schon seit Jahren für Schulkinder über unseren Ansprechpartner auf Mallorca organisiert. Es ist wichtig, den Kindern ein Basiswissen über die Natur und die Umwelt zu vermitteln, ganz gleich wo sie leben. Erst dann können die jungen Menschen auch die Umwelt um sich herum wertschätzen und betrachten sie als schützenswert. Die Finca Sa Canova erhält auf ihrem Grund seltene einzigartige Baumarten.
Foto: © Privat, Besuch / Führung auf Sa Canova auf Mallorca
Diese Baumarten und die Verwertung ihrer Früchte, z.B. vom Johannisbrotbaum, lernen die Kinder bei der Exkursion kennen und darüber hinaus auch den Zeitpunkt der Ernte, Blüte, Beschneidung oder ihren Geschmack. Auch die Verwendungen, Aromen und Wirkung von Heilpflanzen im botanischen Garten sind ein Tagesordnungspunkt. So richtig spannend wird es, wenn es um Experimente mit der Universität geht und ein Blick in die Wissenschaft geworfen wird. Lernen mit allen Sinnen wird bei diesem Workshop gelebt. Die Flora wird gefühlt, gerochen, geschmeckt. Die Kinder sind begeistert von diesem Workshop und nachhaltig beeindruckt. Dieses Wissen wird im besten Falle in den Schulen vertieft und so ein Stück weit von der zukünftigen mallorquinischen Bevölkerung gelebt.
Seit einigen Jahren fördert die Stiftung außerdem den Aufbau und die Renovierung von Spiel- und Therapiezimmern für Kinder in zehn ukrainischen Städten – was sicher aktuell noch mal an Bedeutung und Notwendigkeit gewinnt – und unterstützt den Wiederaufbau der zerstörten Krankenhäuser. Wie ist da der Stand der Dinge und was können wir alle tun um zu helfen?
Die Stiftung unterstützt schon seit 2007 Kinderkrankenhäuser in der Ukraine. Die finanziellen Hilfen wurden bisher immer eingesetzt, um sogenannte Spiel- und Therapiezimmer einzurichten. Das sind fröhlich und kindgerecht eingerichtete Räume, die den kranken Kindern helfen, die Schmerzen zu vergessen, ihr Immunsystem zu stärken und schneller gesund zu werden. Neben diesen speziellen Räumen in elf ukrainischen Städten wurden auch medizinische Geräte oder anderweitige dringend benötigte Ausstattung finanziert. Darüber hinaus konnten die Kinder jedes Jahr ein Weihnachts- oder Ferienfest mit Geschenken von der Stiftung feiern.
Seit dem 24. Februar 2022 ist aber auch hier alles anders. Unsere Ansprechpartner waren bzw. sind zum Großteil geflüchtet und stehen nur eingeschränkt zur Verfügung. Wir sind dennoch mit ihnen in Kontakt und halten diesen. Sobald eine Rückkehr ins Land möglich ist und der Aufbau der zerstörten Krankenhäuser und Infrastruktur startet, werden wir zur Seite stehen, um wichtige Geräte und Materialien zu finanzieren. Bis dahin versuchen wir, sowohl hier in Deutschland als auch in der Republik Moldau die Geflüchteten zu unterstützen. In Deutschland hat die Stiftung Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs für eine Flüchtlingsunterkunft finanziert und mehrere Spendentransporte bestückt und organisiert. In Kinderkrankenhäusern der Republik Moldau haben wir den Kauf von Spezialnahrung, Windeln und anderen Hygieneartikeln großzügig unterstützt. Das wichtigste ist der lange Atem, den man hier haben muss. Ein einzelner Spendentransport reicht nicht, es braucht die dauerhafte Unterstützung auch bis weit nach Kriegsende hinaus. Dafür ist die Stiftung bekannt, auf uns kann man sich langfristig verlassen.
Foto: © Natureheart Foundation
3 Fragen an Herrn Prof. Dr. Popp
Was war im Rahmen Ihrer Stiftungstätigkeit ein besonders einprägsamer und emotionaler Moment und was ist Ihre große Vision hinter dieser Arbeit?
Davon gibt es so viele. Lassen Sie es mich anders sagen. Emotionale Momente sind die, wo ich allerorten die Freude in den Kinderaugen sehen kann. Das ist gleichzeitig der schönste Dank für unsere Bemühungen. Da spielt es keine Rolle, um welches Projekt und um welche benachteiligten Kinder es geht. Wenn Sie in einem Krankenhaus in Usbekistan Kindern mit modernsten medizinisch-therapeutischen Geräten unterstützen, und wieder zu einem besseren Leben verhelfen, ist dies meines Erachtens genauso wichtig und erfahrenswert, als wenn Sie ukrainischen Flüchtlingskindern in einem moldawischen Krankenhaus therapeutische Hilfe durch eine Fachkraft zur Verfügung kommen lassen oder in Gelsenkirchen einen Betreuungshort für Kinder organisieren und unterstützen, mit warmem Mittagessen und Unterstützung bei den Hausaufgaben. All dies dient dazu das Leben dieser Kinder wieder lebenswert zu machen, und sie in ihrer Entwicklung unterstützen.
Was denken Sie als Pharmazeut sowie Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln, wie man Naturkompetenz verstehen und einen respektvollen Umgang mit unserer Umwelt lehren und umsetzen kann – nicht nur im Hinblick auf Kinder und Jugendliche?
Das Verstehen funktioniert immer am besten, wenn alle zur Verfügung stehenden Sinne zum Einsatz kommen können. Daher ist es mir wichtig, viele praxisorientierte Projekte zu fördern, die auch immer einen großen haptischen und sinnlichen Anteil haben. Die Pfefferminzblätter zwischen den eigenen Fingern reiben und daran riechen hinterlässt einen viel größeren Effekt, als ein Buch darüber zu lesen. Wenn die Projekte mit all den vermittelten Erfahrungen auch in der Lebenswelt der Kinder Einzug halten, dann ist die Chance hoch, dass das Erlernte auch nachhaltig verankert ist. Eine Kräuterbutter mit selbst gepflückten und geschnittenen Gewürzen schmeckt einfach unfassbar gut und die verwendeten Kräuter vergisst man nicht so schnell. Der nächste Schritt ist dann nicht mehr weit, nämlich unsere Natur zu schützen. Jedes Kind versteht, dass die essbaren Pflanzen, die ich in den Kräuterquark gebe, am besten schmecken, wenn sie in einer, von schädlichen Umwelteinflüssen geschützten, Umgebung wachsen durften. Zusammengefasst also ein ganzheitliches Lernprinzip.
Neben Ihnen sind unter dem Vorsitz von Felix Magath außerdem Anna Maria Kaufmann, Prof. Leyla Namazova sowie Alexander Elbertzhagen Mitglieder des Stiftungsrates. Ich konnte lesen, dass Sie die Stiftung 2007 gegründet haben. Was bedeutet es Ihnen nach dieser Zeit darauf zurückzublicken und mit diesen tollen Menschen zusammenzuwirken?
Für mich ist es beispiellos, dass sich viele unterschiedliche Menschen so ambitioniert für unsere Hilfsprojekte einsetzen. Alle mit einem großen Herz. Das betrifft jeden einzelnen in unserem Beirat, aber auch so viele Spender, denen schützenswerte, aber benachteiligte Kinder am Herzen liegen. Darüber hinaus erfüllt es mich mit Stolz, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bionorica ehrenamtlich engagieren und ihre wertvolle Freizeit opfern, zum Beispiel um die Kinder beim Sommercamp zu betreuen.