Gemeinsam für eine bessere Welt

Frieden schaffen in der eigenen Welt.

Christin Prizelius | 09.12.23 | Interview mit Sabine Asgodom | © Quirin Leppert
Wie geht es Ihnen und wie sind Sie bisher durch die turbulente Zeit gekommen?

Im Prinzip war das wie ein Schleudergang in der Waschmaschine. Es war wirklich dramatisch in der Pandemie: Von 100 auf 0 mit einem Jahr ohne Aufträge und Einkünfte. Das hat uns schon gebeutelt. Wir hatten damals ein schönes großes Büro, Altbau mit Flügeltüren und waren ein Team mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Irgendwie kam man da aber durch. Inzwischen haben wir uns verkleinert, arbeiten remote und haben Coaching Ausbildungen auf digital umgestellt. Manche Zeiten bringen uns voran, weil man in neuen Lösungsmöglichkeiten denken muss. Es passt jetzt alles gerade so und fühlt sich gut an.

“Meine Methode heißt einfach Menschlichkeit.”

Sie sagen, Grund und Sinn Ihres Tuns ist, dass Sie die Welt besser machen wollen. Sie unterstützen und inspirieren Menschen bei ihrer Entwicklung. Dadurch reflektieren sie ihre Handlungen und Entscheidungen, was zu einem friedvolleren zwischenmenschlichen Umgang führt. Bitte erzählen Sie uns ein bisschen davon. Zu welchen Begegnungen hat das bisher so geführt und was haben Sie selbst davon mitgenommen?

Ich hatte kürzlich einen Auftrag und hörte vorab, was für tolle Managementtechniken etc. von anderen dort bisher vermittelt wurden. Da kam ich etwas ins Schwitzen. Ich habe alle meine Methoden selber entwickelt, mir aber gesagt, dass sie ja mich wollen, weil ich eben anders bin. Ich möchte mit den Menschen arbeiten und habe als Erstes meine Folien weggeschmissen. Bei der ersten Feedbackrunde bin ich dann weggeschmolzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben miteinander gesprochen und ich habe später die Rückmeldung bekommen, wie nachhaltig gut die Stimmung im Team ist. Es war also die Bestätigung, dass mein Gefühl richtig war. Meine Methode heißt einfach Menschlichkeit.

Wir sehen uns aktuell mit vielen Herausforderungen konfrontiert (gesellschaftlich aber auch weltpolitisch und vieles mehr). Was würden Sie ändern, wenn sie könnten, und welche Tools bzw. Ressourcen sind jetzt besonders gefragt, aber auch hilfreich, um gut und gesund “da durchzukommen” und für sich zu sorgen?

Wenn ich die Weltherrscherin wäre, würde ich alle Waffen abschaffen und veranlassen, dass die Menschen mehr miteinander reden und im Austausch sind. Weltfrieden ist leider Illusion und so muss ich in die Welt hinausstrahlen, was ich für wichtig halte, und das ist in der Tat: Frieden schaffen in der eigenen Welt. Ich kann die Welt nicht retten und auch Sie mit Ihrem tollen Werk können es nicht. Daher können wir es nur schaffen, wenn jeder sich in seiner Welt bemüht. Das ist natürlich mit Arbeit verbunden und viele wollen es auch einfach nicht, aber dann gilt es sich hinzusetzen, durchzuatmen und sich zu sagen: Ich möchte mit diesem Menschen nicht streiten. Mit Liebe kann man so viel erreichen. Manche denken zwar, dann ist man schwach, aber das ist mir inzwischen egal. Wenn wir es schaffen würden, einen Großteil in das zu stecken, was ihr ja mit Pure & Positive propagiert, sähe einiges besser aus. Menschlichkeit ist das Ziel und wenn wir bei uns anfangen, haben wir die Chance, in einer Umgebung zu leben, die noch nicht so verroht ist. Diese Verrohung macht mir in der Tat Angst. Es kommt zurück, was ich aussende.

“Es ist wichtig, sich zu verzeihen, sonst gibt es Falten auf der Seele.”

Gerade ist Ihr neues Buch erschienen: “70 Aha-Momente zum Glücklichsein”. So wunderbar, ich durfte es schon lesen und fand es so wertvoll. Vielen Dank dafür! Sie sind bereits Bestseller-Autorin und haben schon einige Bücher veröffentlicht. Was ist denn jetzt die Hauptbotschaft dieses Buches? Was möchten Sie Ihren Leserinnen und Lesern hier mitgeben?

Ich habe ja in vielen Büchern schon über mich geschrieben, aber in diesem Buch ist es nochmal betont die absolute Ehrlichkeit. Die absolute Ehrlichkeit verbunden mit Versöhnung — vor allem die Versöhnung mit mir selbst. Jetzt mit 70 habe ich es geschafft, dass ich mit mir selbst versöhnt bin. Ja, ich mache Fehler. Ja, mir passieren Dinge, die peinlich sind, und ja, ich habe auch Menschen verletzt und enttäuscht sowie Entscheidungen nicht oder zu spät getroffen. Das habe ich in diesem Buch aufgedröselt. Es ist wichtig, sich zu verzeihen, sonst gibt es Falten auf der Seele. Wenn ich mich mit mir selbst versöhnt habe, kann ich auch aushalten, dass andere Fehler machen. Jetzt kann ich sagen, dass ich diese tiefe Wut, Traurigkeit und Enttäuschung aus meiner Kindheit endlich ablegen konnte. Man kann den Kreislauf der Wut unterbrechen. Ich sage: “Haltet an und versöhnt euch mit euch und den Menschen, die euch nicht gut getan haben.” Deshalb auch “Aha-Momente”. Das ist meine Hoffnung und Zuversicht als Autorin.

Sie lassen uns in diesem Buch ebenfalls teilhaben an Ihrem Leben und vermitteln in 70 vergnüglichen aber auch dramatischen Geschichten, wie auch aus herausfordernden Situationen Resilienz und Zufriedenheit entstehen können. Sie erzählen mit viel Humor, wie es nach tiefen Tälern wieder aufwärts geht. Gibt es von den 70 Einsichten, die Sie hier mit uns so authentisch, offen und ehrlich teilen, 2–3, die eine besonders große Bedeutung haben? Wenn ja, warum?

Um dieses Leben hinzukriegen, was wirklich manchmal schwer genug ist, braucht es innere Stärke. Wenn wir uns allerdings als Opfer fühlen, kriegen wir das nicht hin. Ich habe gelernt, dass ich meine beste Freundin bin. Aber ich brauche auch Menschen, die zu mir stehen und mich unterstützen und habe gelernt danach zu fragen. Eine große Einsicht ist, dass es viel wert ist, wenn man den eigenen Humor in bestimmten Momenten aktivieren kann. Und zweitens: Für andere sind wir ja oft schlauer, als für uns selbst. Der innere Kritiker spielt da bei mir schon nochmal eine Rolle. Ich habe dann gelernt, was ich auch anderen sage, den inneren Kritiker zu malen. Und wenn wir uns zusätzlich noch vorstellen, was er oder sie tun soll ‑wie zum Beispiel Kaffee trinken gehen und dabei Zeitung lesen- entschärft das schon ein bisschen. So habe ich mir meinen inneren Kritiker zum Freund gemacht. Das Wort Kampf mag ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Und was mir außerdem noch einfällt ist anzunehmen, dass schlimme Dinge im Leben passieren, liebe Menschen werden krank und sterben. Wenn wir aushalten können, dass es manchmal einfach nur ein Zufall ist, können wir das Leben aushalten.

Haben Sie ein Lebensmotto oder einen Mutmachsatz (wie Sie ihn im Buch nennen)?

Ich habe wechselnde Mottos und Mutmachsätze. In der Begleitung meines demenzkranken Mannes hatte ich den Satz “Dann ist es so”. Das hat mir über viele schwere Jahre geholfen. Und ein weiterer Satz ist “Vertraue dem Leben”. Manchmal passieren schlimme Dinge, die wir nicht verdient haben, und das hilft dann ein bisschen.

Foto: Buchvorstellung in Hamburg

Nochmal ein kurzer Bezug zum Buch und “Botschaften aus der Kindheit hinterfragen” — “Vertrauen entsteht. Misstrauen auch”: Wenn Sie heute Ihr “jüngeres Ich” treffen und mit ihm ein bisschen Zeit verbringen würden, was würden Sie ihm sagen bzw. auch raten und an Tipps für die Zukunft geben? 

Ich würde meinem jüngeren Ich heute sagen: “Vertrau dir selbst und deinen Stärken und mach dich nicht abhängig von anderen Menschen”. Und ein weiterer Satz wäre: “Mach es einfach!”

Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als Autorin außerdem Management-Trainerin, Journalistin, Hörbuchsprecherin und Vortragsrednerin und inspirieren und erreichen unglaublich viele Menschen mit Ihrem Tun, Wirken und Sein. Was ist dabei Ihr Wunsch für die Zukunft, für sich, andere und für die Welt?

Es kommt dabei immer wieder auf den Frieden hinaus. Krieg ist so zerstörerisch und schafft Leid. Tausch dich aus und vergrab dich nicht in deinen Gedanken, würde ich vielen sagen. Redet mit dem, der euch ärgert, über Ärger. Klärt Dinge und warum euch manche Dinge beschäftigen. Aber auch: Haltet gute Dinge für möglich und vertraut darauf, dass das Leid vergeht und das Glück zurückkommt.

Das ganze Interview hier im Podcast

Sabine Asgodom gehört zu den Top-Coaches in Deutschland. Nach 25 Jahren, in denen sie als Journalistin für namhafte Zeitschriften tätig war, arbeitet sie seit nunmehr 30 Jahren als Trainerin und Vortragsrednerin, ist Bestsellerautorin, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande und zählt laut Financial Times zu den 101 wichtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft. Sie hostet einen eigenen Podcast und ist regelmäßig Interview-Gast in Funk und Fernsehen.

Foto: © Sabine Asgodom

Mehr zu Sabine Asgodom unter: www.asgodom.de


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