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Waldbaden – der Kick für Körper und Geist

Christin Prizelius | 25.04.25 | Gastbeitrag von Jasmin Schlimm-Thierjung zum Thema Waldbaden | © Jasmin Schlimm-Thierjung

Jasmin Schlimm-Thierjung ist Systemischer Life-Coach, Natur- und Erlebnispädagogin, Jugend- und Heimerzieherin sowie Betriebswirtin für Gesundheit und Sozialwesen. Die Natur spielt für die gebürtige Pfälzerin, besonders bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen, eine große Rolle. Genauso im Rahmen der psychologischen Nachsorge und der Reha-Arbeit mit Krebspatienten. In ihrer „Villa Kunterbunt“ ist sie in Landau mit ihrem Partner, den eigenen Kindern und Pflegekindern sowie Therapiehund Barney zu Hause. Die eigene bewegte Geschichte hat sie zu einem ihrer beruflichen Schwerpunkte geführt – der Arbeit mit Paaren und Familien, die bei ihr ein buntes Angebot finden, um das Leben wieder glücklich und harmonisch zu (er)leben.

Tiefe Sonnenstrahlen scheinen wie flüssiges Gold durch Äste hindurch. In ihrem Licht leuchten unzählige warme Farben. Der satte Geruch von Erde, Laub und Holz erfüllt die klare Luft. Diese besondere Atmosphäre nährt mein Herz und ist dabei ein echter Powerkick für die Gesundheit – zu jeder Jahreszeit! In meinem Beruf als systemischer Life-Coach und Betriebswirtin für Gesundheit und Sozialwesen spielen Gesundheit und Entspannung eine große Rolle. Wie senke ich meinen Blutdruck, reduziere Stresshormone und finde wieder erholsamen Schlaf? Diese Fragen sind die Klassiker in unserer dauergestressten Gesellschaft. Meine liebste Antwort: Geh in den Wald!

„Der Wald ist pure Energie für die Abwehrkräfte!”

Warum aber wirkt die Natur so positiv auf den Menschen? Sie kommuniziert mit uns! Was auf den ersten Blick nach Hokuspokus klingen mag, ist wissenschaftlich fundiert und anhand zahlreicher Studien belegt. So wurde gezeigt, dass die von Bäumen abgegebenen Terpene (chemische Verbindungen) wie Nachrichten an unser Immunsystem wirken, das diese Nachrichten entschlüsselt und mit vermehrter Aktivität reagiert. Deshalb steigen im Wald die Anzahl und Aktivität der körpereigenen Killerzellen. Diese greifen wiederum Zellen an, in denen sich Krankheitserreger eingenistet haben. Pure Energie für die Abwehrkräfte.

Bild: © Jasmin Schlimm-Thierjung

Sind wir im Grünen, schüttet unser Körper außerdem vermehrt das Hormon DHEA (Dehydroepiandrosteron) aus, das Herz und Gefäße stärkt und auch Jungbrunnenhormon genannt wird. Die ruhige Atmosphäre des Waldes mit all seinen Naturgeräuschen aktiviert zusätzlich unseren Parasympathikus, den Nerv, der für Ruhe, Stoffwechsel und Regeneration zuständig ist. Die großartigen Folgen sind sinkender Blutdruck, geringere Herzfrequenz und eine verringerte Ausschüttung von Stresshormonen.

„Menschen reagieren allein auf den Anblick von Natur mit Entspannung, weil diese Bilder Reize sind, die den archaischen Teil unseres Gehirns, das Reptiliengehirn, direkt ansprechen. Wälder, Wiesen oder auch Gewässer stehen für Sicherheit, Nahrung und Schutz.”

Sogar die Gerüche des Waldes beruhigen das Gehirn und den Organismus – auch wenn wir sie nicht einmal wahrnehmen. Und das war es noch lange nicht. Denn auch die psychischen Wirkungen sind nachgewiesen. Menschen reagieren allein auf den Anblick von Natur mit Entspannung, weil diese Bilder Reize sind, die den archaischen Teil unseres Gehirns, das Reptiliengehirn, direkt ansprechen. Wälder, Wiesen oder auch Gewässer stehen für Sicherheit, Nahrung und Schutz. Ganz ohne unser Zutun geht das Gehirn also in den Entspannungsmodus und gibt uns „frei“, sobald wir an einem sicheren Ort in der Natur sind. Anspannung, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Müdigkeit und Depressionssymptome lassen nach, die Tatkraft nimmt zu. Sogar Patienten mit chronischen Schmerzen empfinden spürbare Besserung ihrer Symptome.

Bild: © Jasmin Schlimm-Thierjung

All diese Wirkungen sind in Japan schon seit Anfang der 80er-Jahre anerkannt. Das Waldbaden (Shinrin Yoku) ist dort – ebenso wie in den USA – eine etablierte Therapiemethode. Es gibt sogar ausgewiesene Heilwälder, die speziell für die therapeutische Nutzung ausgelegt sind. In Deutschland wird das Thema erst langsam entdeckt. 2016 eröffnete auf Usedom Europas erster Kur- und Heilwald. Waldbaden ist das achtsame Sein im Wald. Ein bewusstes Hinwenden zur Umgebung ergänzt um Übungen, die die Entspannung fördern und das Erleben intensivieren. Es kann bei körperlichen Beschwerden wie chronischen Schmerzen oder Bluthochdruck ebenso helfen wie bei psychischen Problemen. Auch Kinder erleben beim regelmäßigen Waldbaden Linderung von ADHS-Symptomen oder Übergewicht. Vorwiegend präventiv eingesetzt kann Waldbaden darüber hinaus klassische Behandlungsansätze ergänzen.

„Die positiven Wirkungen des Waldes kann aber auch jeder für sich selbst erleben. Eine Stunde im Wald spazieren gehen reicht schon aus, um dem Körper Gutes zu tun.”

Die positiven Wirkungen des Waldes kann aber auch jeder für sich selbst erleben. Eine Stunde im Wald spazieren gehen reicht schon aus, um dem Körper Gutes zu tun. Wer nicht gehen möchte, kann sich einen schönen Platz suchen und einfach nur sitzen, lauschen, schauen. Es geht beim Waldbaden nicht um Leistung oder Sport. Es geht um einfaches Sein im Hier und Jetzt. Je länger die Zeit im Wald, desto größer die Wirkung. Die Wirkung eines ganzen Tages im Wald hält etwa sieben Tage an. Zwei Wald-Tage hintereinander wirken sogar 30 Tage nach. Sie haben keinen Wald in der Nähe? Dann nutzen Sie Ihren Garten oder Balkon. Schaffen Sie sich grüne Oasen in Ihrem Zuhause. Naturmotive, Geräusche und Grünpflanzen haben zu jeder Jahreszeit schon im Kleinen große Effekte. Auch wenn nichts an die Wirkung eines Tages im Wald heranreicht, sind diese kleinen Tricks gute Kicks für Körper und Seele. Auch Paare können eine Auszeit im Wald für sich nutzen, um wieder näher zueinanderzufinden…


Zum Internationalen Tag des Baumes:

Der “Tag des Baumes” wird in Deutschland jährlich am 25. April gefeiert. Dieser Tag hat bereits eine lange Geschichte. Ziel des “Tag des Baumes” ist es, die Bedeutung des Waldes und der Bäume für Mensch und Umwelt ins Bewusstsein zu rufen und zu Aktionen zum Schutz und zur Pflanzung von Bäumen zu motivieren. Traditionell finden an diesem Tag in ganz Deutschland Baumpflanzungen und verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema Baum statt. Darüber hinaus gibt es am 21. März den “Internationalen Tag des Waldes” . Ziel ist es hier, die Bedeutung des Waldes und der Bäume für Mensch und Umwelt ins Bewusstsein zu rufen und zu Aktionen zum Schutz und zur Pflanzung von Bäumen zu motivieren. Traditionell finden an diesem Tag in ganz Deutschland Baumpflanzungen und verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema Baum statt.

Mit ihrem umfangreichen Wissen und Erfahrungsschatz begleitet und berät Jasmin Schlimm-Thierjung Privatpersonen und Unternehmen im Rahmen von individuellen Coachings, Kursen und Reiseangeboten. Als Dozentin unterrichtet sie außerdem an verschiedenen Akademien. Wer richtiges Waldbaden lernen möchte, kann das an ihrer mit Annette Bernjus 2017 gegründeten Akademie für Waldbaden tun. Dort bietet bieten sie Kurse für Erwachsene und Kinder an. Außerdem wird dort zum Kursleiter für Waldbaden ausgebildet.

Mehr unter: www.waldbaden-akademie.com

Bild: © Jasmin Schlimm-Thierjung


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