Das pure Leben spüren: Die Tiroler Naturführerin Barbara Uhl nimmt seit über 15 Jahren ihre Gäste mit zu den Kraftquellen der Natur, in den Wald und in die Berge. Ihr Motto ist: „Gib mir deinen Stress, ich schenke dir Natur“. Feinfühligkeit und Gespür für die Bedürfnisse anderer Menschen sind ihre besondere Gabe. So kann man innerhalb kürzester Zeit vollkommen in das Naturerlebnis eintauchen. Dabei sind alle Sinne hellwach. Draußensein wird zu einem intensiven Erlebnis. Das berührt und lässt tiefe und nachhaltige Entspannung zu. Dazu, sowie zu ihrem neuen Buch, hat Barbara Uhl ein paar Fragen beantwortet.
Liebe Barbara, dein Buch erzählt Heilgeschichten aus der Natur. Was ist für dich das Besondere an der Verbindung zur Natur?
In der Natur dürfen wir sein, wie wir sind. Wir müssen keine Rollen einnehmen und auch nichts leisten, wie so oft in unserem Alltag. Egal, welche Themen wir mitbringen – Glück und Freude oder Schmerz und Trauer – alles hat Platz. Draußen können wir aufatmen und zu unseren Wurzeln finden. Wir dürfen das pure Leben spüren.
„Auf langen Bergtouren wird die Achtsamkeit automatisch geschult und alle Sinne sind weit offen für alles, was man hört und sieht. Durch meine Ausbildungen zur Naturführerin und Naturpädagogin hat sich mein Blick noch um Vieles erweitert.”
Hast du schon als Kind eine so große Verbindung zur Natur verspürt oder kam das erst später?
Die Liebe zur Natur, insbesondere zu den Bergen, wurde mir bereits in die Wiege gelegt. Mein Großvater war Bergführer und gemeinsam mit meiner Oma hat er eine Schutzhütte in den Alpen bewirtschaftet. Meine Eltern waren früher jede freie Minute am Berg und wir sechs Kinder immer mit dabei. Anfangs widerwillig, für unsere kleinen Beine war es doch sehr anstrengend. Jetzt sind meine Geschwister und ich jedoch begeisterte Bergmenschen. Auf langen Bergtouren wird die Achtsamkeit automatisch geschult und alle Sinne sind weit offen für alles, was man hört und sieht. Durch meine Ausbildungen zur Naturführerin und Naturpädagogin hat sich mein Blick noch um Vieles erweitert. Jetzt tauche ich viel intensiver ins Naturerlebnis ein. Gerade heute Morgen durfte ich eine Gruppe von Gästen in den Wald begleiten. Wir haben das Fiepen von jungen Spechten gehört, die versteckt in ihrer Höhle saßen und nach ihren Eltern riefen. Die kamen dann tatsächlich zum Füttern. Wir durften mit gutem Abstand dabei zusehen. Ein berührendes Erlebnis.

Bild: © Barbara Uhl
Wie kann ich mir den Tag als Naturführerin vorstellen?
Ich begleite meine Gäste zu Bergtouren, Wanderungen, zum Waldbaden oder zu kreativen Programmen nach draußen. Dabei entdecken wir viele spannende Pflanzen und Tiere abseits unseres Weges. Es geht nicht darum, jede Blume beim Namen zu nennen und meine Zuhörer mit endlosen Aufzählungen zu langweilen. Es sind die Geschichten um einzelne Pflanzen, die den Weg zu einem besonderen Erlebnis machen. So haben wir beispielsweise heute Morgen auch das Alpen-Fettkraut bestaunt. Eine zierliche Blume mit sehr hübschen weißen oder lila Blüten. Sie ist aber eine fleischfressende Pflanze und hat gerade ein paar Fliegen auf ihren Blättern verdaut. Diese braucht sie, um an ihrem extremen Standort überleben zu können. Man muss sehr genau schauen, um das entdecken zu können. Solche Geschichten machen den Weg spannend.
Gibt es eine Begegnung mit einem Retreat-Besucher, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Da tauchen viele berührende Geschichten in meinem Kopf auf. Besonders denke ich an eine 75-jährige Dame, die gemeinsam mit ihrer Tochter beim Natur-Retreat war. Die Dame konnte nicht mehr gut laufen und hatte große Sorge, die Gruppe aufzuhalten. Wir haben einen Transport für sie organisiert, der sie in die Nähe des jeweiligen Platzes gebracht hat, an dem wir zum kreativen Arbeiten in der Natur waren. So ist sie auch zum Land-Art mit nach draußen gekommen. Am Boden sitzend war sie dann völlig im Tun versunken. Eine Weile später hat sie uns ihr Werk gezeigt: es war eine große Spirale aus Zapfen und Steinen, die nach innen führte und dann aus der Mitte wieder nach draußen. Dazu hat sie uns erläutert, dass ein langer, beschwerlicher Lebensweg hinter ihr liegt, sie jetzt aber das Gefühl hat, es darf doch noch einmal nach draußen gehen, in einen schönen Lebensabschnitt. Sie fühlt neuen Lebensmut. Das hat mich sehr berührt.

Bild: © Barbara Uhl
„Ich durfte bei so vielen bewegenden Momenten der Heilung in der Natur dabei sein. Das kann kein Zufall sein. Die Natur bewegt uns alle. Sie beruhigt und nimmt uns auf.”
Warum hast du dich entschieden, ein Buch aus deinen Erlebnissen zu machen?
Ich durfte bei so vielen bewegenden Momenten der Heilung in der Natur dabei sein. Das kann kein Zufall sein. Die Natur bewegt uns alle. Sie beruhigt und nimmt uns auf. Sie weckt auch unsere Lebendigkeit. Alles reduziert sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Diese Geschichten wollte ich nicht nur für mich behalten. Sie sind zu wertvoll.
Was erhoffst du dir, mit deinem Buch zu erreichen?
Ich wünsche mir, dass sich die Leserinnen und Leser inspiriert fühlen, auch nach draußen zu gehen. Vielleicht auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Bei vielen Themen denkt man möglicherweise nicht vordergründig an die Natur als Heilerin (wie z. B. in der Trauer oder bei schwierigen Entscheidungen), deshalb meine klare Einladung: „Komm mit mir in die Natur. Erst mal nur in Gedanken, dann richtig“…
(Hinweis: Buchempfehlungen im Artikel sind als Affiliate — Links gesetzt und gekennzeichnet.)

Barbara Uhl ist eine Bergwanderführerin, Naturführerin und Naturpädagogin aus Tirol. Sie gibt zahlreiche und gut besuchte-Retreats und Workshops. Auf ihrem Instagram-Account klärt sie über 155.000 Menschen über die heilenden Kräfte der Natur auf. Ihre Arbeit eröffnet ihr den Blick fürs Detail und inspiriert sie täglich, neue Wunder in der Natur zu entdecken. Als ausgebildeter Spiritual Life Coach begleitet sie Menschen durch fordernde Situationen in ihrem Leben. Barbara Uhl lebt in Mieming, Tirol.
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Bild: © Siegfried Dammrath







