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Wie du “Altes” loslässt.

Christin Prizelius | 30.12.2024 | Impulsbeitrag über Loslassen im alten und Impulse im neuen Jahr | © Pexels, Nita

Altes loszulassen und sich neu auszurichten kann eine herausfordernde, aber befreiende Erfahrung sein. Es kann vor allem bedeuten, emotionale Bindungen, schmerzhafte Erinnerungen oder Verhaltensmuster, die nicht mehr nützlich sind, hinter sich zu lassen. Hier sind 8 Tipps und Ansätze zum Jahresende und neuen Jahresbeginn, die dir helfen können.

1. Gefühle akzeptieren und annehmen, was ist

Gefühle anzunehmen bedeutet, sie ohne Urteil zu erkennen und zu akzeptieren – egal, ob sie angenehm oder unangenehm sind. Dies ist ein zentraler Schritt, um innerlich ausgeglichen zu sein, sich selbst besser zu verstehen und emotionale Blockaden zu lösen. Erlaube dir daher zunächst überhaupt zu fühlen: Es ist wichtig, Trauer, Wut oder Enttäuschung anzuerkennen. Gefühle zu unterdrücken kann das Loslassen erschweren. Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch aufzuschreiben, kann dafür ein guter Schritt sein. Dies hilft dir, Klarheit zu gewinnen. Sei hier wirklich ehrlich mit dir selbst und frage dich: Was fühle ich gerade? Wut, Trauer, Freude, Angst, Liebe – nimm dir Zeit, die Emotion zu identifizieren. Studien zeigen übrigens, dass allein das Benennen von Gefühlen („Ich fühle mich ängstlich“) ihre Intensität reduzieren kann. Beurteile sie des Weiteren nicht. Es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Gefühle. Sie sind ein natürlicher Teil des Lebens. Vermeide daher die Selbstkritik. Sätze wie „Ich sollte mich nicht so fühlen“ verstärken den inneren Widerstand. Erlaube dir stattdessen, zu fühlen, was du fühlst. Jedes Gefühl hat eine Botschaft, wie zum Beispiel: Wut zeigt, dass eine Grenze überschritten wurde, Trauer zeigt, dass du etwas verloren hast, das dir wichtig war, und Freude zeigt, dass du im Einklang mit deinen Werten bist. Frage dich also zu Beginn: Was will mir mein Gefühl sagen?

2. Den Grund verstehen

Das Loslassen ist eine Herausforderung, die viele Menschen betrifft, und es gibt verschiedene Gründe, warum das so sein kann. Häufig hängen diese Gründe mit tiefen emotionalen Bindungen, Ängsten oder ungelösten inneren Konflikten zusammen. Frage dich daher zunächst, warum es so schwer ist, loszulassen. Was hält dich an der Vergangenheit fest? Ist es Angst, Unsicherheit oder Hoffnung auf Veränderung? Die Erkenntnis darüber, dass das Festhalten oft mehr Schmerz als Nutzen bringt, kann ein Wendepunkt sein. Ein Grund dafür, warum es so schwer ist loszulassen, kann die emotionale Bindung sein. Erinnere dich dann daran, dass Loslassen nicht bedeutet, die Erinnerungen zu verlieren. Es bedeutet, sich von den negativen Emotionen zu befreien, die dich festhalten. Du fühlst dich emotional an eine Person, eine Situation oder eine Idee gebunden. Diese Verbindung gibt dir ein Gefühl von Identität oder Trost. Vielleicht gibt es ungeklärte Gefühle, ungelöste Konflikte, Trauer oder Wut, die dich an der Vergangenheit festhalten lassen. Arbeite daran, diese Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten, z. B. durch Tagebuchschreiben, Gespräche oder eine Therapie. Du hast dich bisher eventuell auch so stark mit der Vergangenheit identifiziert, dass du nicht weißt, wer du ohne sie bist. Überlege, wie du dich unabhängig von dieser Situation definieren kannst, finde neue Hobbys, Werte oder Ziele, die deine Identität stärken.

„Versuche dann die Perspektive zu wechseln und erkenne die Menschlichkeit.”

3. Verzeihen

Verzeihen ist ein wichtiger Schritt, um inneren Frieden zu finden und emotionalen Ballast loszulassen. Es bedeutet nicht, das Verhalten anderer zu rechtfertigen oder zu vergessen, sondern dich selbst von der negativen Energie zu befreien, die mit Schmerz und Groll verbunden ist. Verzeihen bedeutet, dich selbst von Wut und Schmerz zu befreien, nicht zwangsläufig, den Kontakt mit der Person fortzusetzen. Du sagst nicht, dass das Verhalten in Ordnung war. Du lässt lediglich den Einfluss des Geschehenen auf dein Leben los. Dann erkenne deine Emotionen an: Es ist okay, verletzt, wütend oder enttäuscht zu sein. Fühle bewusst, verdränge deinen Schmerz nicht, sondern gib ihm Raum, um verarbeitet zu werden. Versuche dann die Perspektive zu wechseln und erkenne die Menschlichkeit. Fehler sind ein Teil des Menschseins, auch wenn sie schwerwiegende Folgen haben können. Betrachte vielleicht auch den Kontext: Warum hat die andere Person so gehandelt? Gab es Unsicherheiten, Ängste oder andere Faktoren, die ihr Verhalten beeinflusst haben? Dann entscheide dich bewusst für Vergebung und schaffe einen inneren Freiraum. Erinnere dich daran, dass du die Kontrolle über deine Gefühle hast und sie nicht von der anderen Person abhängig sind. Verzeihen ist kein Gefühl, sondern eine aktive Entscheidung, die du für dein eigenes Wohl triffst.

4. Aus der Vergangenheit lernen

Aus der Vergangenheit zu lernen bedeutet, die Erfahrungen – sowohl gute als auch schlechte – als wertvolle Lektionen zu betrachten, die dir helfen, als Mensch zu wachsen und dein Leben bewusster zu gestalten. Hier sind konkrete Schritte, wie du aus der Vergangenheit lernen kannst: Überlege zu Beginn zunächst, was die Situation dich gelehrt hat. Welche positiven Veränderungen könnten aus dieser Erfahrung entstehen? Du hast damals mit dem Wissen und den Ressourcen gehandelt, die dir zur Verfügung standen. Erkenne an, was passiert ist, ohne es zu leugnen oder zu glorifizieren. Eine Analyse kann sehr gut helfen, wie durch die Reflexion der Situation: Stelle dir Fragen wie: Was genau ist passiert? Welche Rolle habe ich gespielt? Welche äußeren Umstände haben dazu beigetragen? Finde dabei Muster: Gibt es wiederkehrende Verhaltensweisen oder Situationen in deinem Leben, die ähnliche Ergebnisse gebracht haben? Identifiziere, was du gelernt hast. Welche Stärken hast du durch diese Erfahrung entwickelt? Was könntest du beim nächsten Mal anders machen? Jede Erfahrung, auch die schmerzhaften, kann dir etwas beibringen. Versuche es als Chance zu betrachten. Vergib dir auch selbst sowie anderen. Mach dir bewusst, dass Fehler ein Teil des menschlichen Lebens sind. Dann fokussiere auf positive Aspekte und sei dankbar für die Lektionen. Oft führt eine schwierige Erfahrung zu persönlichem Wachstum oder besseren Entscheidungen in der Zukunft.

Bild: © Pexels, Min An

5. Rituale des Loslassens praktizieren

Schreibe auf, was du loslassen möchtest, und verbrenne den Zettel symbolisch, oder meditiere über das Loslassen, indem du dir vorstellst, wie sich die Last von deinen Schultern löst. Rituale des Loslassens können dir helfen, inneren Frieden zu finden, dich von schmerzhaften Erinnerungen zu lösen und Raum für Neues zu schaffen. Diese Rituale haben oft eine symbolische Bedeutung und helfen, das Loslassen greifbarer zu machen. Hier sind einige Ideen: Notiere alles, was du loslassen möchtest – alte Gefühle, Ängste, unerfüllte Erwartungen — und verbrenne dann den Zettel. Das Feuer symbolisiert Transformation und Reinigung. Beobachte, wie deine Worte in Rauch aufgehen und fühle dich erleichtert.

Eine weitere Möglichkeit ist über die Naturverbundenheit das Blätter-Ritual: Schreibe auf ein Blatt Papier oder ein echtes Blatt, was dich belastet, und lass es in einen Fluss oder Bach treiben. Das fließende Wasser steht für das Loslassen. Aber auch der Steinwurf eignet sich dafür. Finde einen Stein, lade ihn symbolisch mit deinen Sorgen auf, und wirf ihn in ein Gewässer oder auf die Erde. Spüre die Erleichterung, wenn du ihn loslässt.

Auch die Visualisierung kann durch die Meditation des Loslassens helfen. Setze dich dafür ruhig hin, schließe die Augen und stelle dir vor, wie du deine Sorgen in einem Ballon festhältst. Lass den Ballon in den Himmel steigen, bis er verschwindet. Oder durch die Reise der Gedanken. Visualisiere dafür, wie eine Tür hinter dir zugeht, wenn du alte Themen verabschiedest, und öffne eine neue, die dich zu einem helleren Ort führt.

6. Fokussiere dich auf die Gegenwart

Praktiziere Achtsamkeit, konzentriere dich auf den Moment, ohne von der Vergangenheit belastet zu werden und setze dir kleine Ziele, um im Hier und Jetzt zu bleiben. Der Fokus auf die Gegenwart, auch als Achtsamkeit bekannt, ist eine kraftvolle Praxis, die dir helfen kann, Stress zu reduzieren, inneren Frieden zu finden und ein erfüllteres Leben zu führen. Verstehe zunächst, warum die Gegenwart wichtig ist. Die Vergangenheit ist vorbei, du kannst sie nicht ändern, aber aus ihr lernen. Die Zukunft hingegen ist ungewiss, das Grübeln schafft oft nur Angst. Das Jetzt ist aber, wo das Leben stattfindet. Jeder Moment bietet dir die Chance, bewusst zu erleben.

Dafür kannst du beispielsweise Atemübungen als Anker nehmen. Nimm dir dafür ein paar Minuten Zeit, um einfach nur auf deinen Atem zu achten. Spüre, wie die Luft ein- und ausströmt. Oder du arbeitest mit der “4–7‑8 Methode”: Atme dafür 4 Sekunden ein, halte den Atem für 7 Sekunden und atme für 8 Sekunden aus. Das hilft, dich zu beruhigen und deinen Fokus zu schärfen. Aber auch einfaches Beobachten kann dich zu mehr Achtsamkeit führen. Schau dir deine Umgebung an, ohne sie zu bewerten. Welche Farben, Geräusche oder Gerüche nimmst du wahr? Oder mit allen Sinnen dein Umfeld zu erleben: Beim Essen, Gehen oder Zähneputzen – konzentriere dich darauf, was du gerade tust.

„Unterstützende Menschen bringen Positivität in dein Leben, inspirieren dich, an das Gute im Leben zu glauben, und sind ehrlich — sie geben konstruktive Kritik, ohne dich niederzumachen.”

7. Umgib dich mit unterstützenden Menschen

Sprich mit Freunden oder Familie über deine Gefühle und suche professionelle Hilfe, falls das Loslassen allein zu schwierig erscheint. Sich mit unterstützenden Menschen zu umgeben, kann einen enormen Unterschied machen, wenn es darum geht, ein erfülltes und positives Leben zu führen. Unterstützende Menschen sind jene, die dich stärken, motivieren und dir helfen, das Beste aus dir selbst herauszuholen. Unterstützende Menschen hören aktiv zu, nehmen deine Sorgen ernst, ohne dich zu verurteilen, geben dir Raum, sie respektieren deine Gefühle und deinen Prozess, ermutigen dich, stärken dein Selbstvertrauen und glauben an dich. Außerdem bringen sie Positivität in dein Leben, inspirieren dich, an das Gute im Leben zu glauben, und sind ehrlich — sie geben konstruktive Kritik, ohne dich niederzumachen. Ein unterstützendes Umfeld kann dir helfen, Herausforderungen zu meistern und dein Leben bewusster und erfüllter zu gestalten. Manchmal findest du diese Menschen in überraschenden Momenten – halte dein Herz und deinen Geist offen!

8. Kultiviere Selbstliebe

Erinnere dich daran, dass du es wert bist, frei und glücklich zu sein, und schaffe Raum für neue Erfahrungen und positive Beziehungen. Selbstliebe zu kultivieren ist eine wertvolle Praxis, die dein Wohlbefinden, deine Beziehungen und dein Leben insgesamt verbessern kann. Erkenne dafür deine Einzigartigkeit an, denn niemand ist perfekt. Statt dich mit anderen zu vergleichen, fokussiere dich auf deine Stärken, aber umarme auch deine Schwächen: Sie gehören genauso zu dir wie deine Stärken und machen dich authentisch. Pflege auch deinen Körper und achte auf gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf. Erkenne außerdem destruktive Gedanken: Wenn du dich selbst kritisierst frage dich, ob du das zu einem geliebten Menschen sagen würdest. Ersetze Kritik durch Mitgefühl: Statt „Ich bin nicht gut genug“ sage dir: „Ich tue mein Bestes, und das ist ausreichend.“

Das Loslassen ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Sei freundlich zu dir selbst, während du diesen Weg gehst. Du wirst feststellen, dass es Raum für Heilung und Wachstum schafft. Alles Gute für das neue Jahr und jeden neuen Tag!


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Hanna Aden wurde 1983 in Heidelberg geboren. Neben ihrem erlernten Beruf als Sonderpädagogin schreibt sie journalistische Texte und Kolumnen für Zeitschriften. Sie war Mitglied der Jury für den DELIA Literaturpreis. Schon für ihren Roman "I love you, Fräulein Lena"...