Gemeinsam für eine bessere Welt

Gemeinschaft stärken durch “Plogging”.

Christin Prizelius | Interview mit Erik Ahlström von “Plogging” | 21.02.25 | © Plogga

Der neue Trendsport “Plogging” verbindet menschlich und man kann zusammen zusätzlich noch etwas Gutes für die Umwelt tun: „Wir sind eine rein ehrenamtlich tätige Organisation, deren Ziel es ist, Einzelpersonen und Organisationen zusammenzubringen, die sich für eine saubere Natur einsetzen. Wir wachsen, weil Menschen die positiven Aspekte unserer Mission erkennen.”, sagen die Organisatoren rund um den Gründer dieses Konzepts für mehr Bewusstsein, Erik Ahlström. Einigen ist der Begriff „Plogging“ vielleicht bereits bekannt, der sich aus dem Schwedischen „plocka upp“ für aufheben oder pflücken und „Jogging“ zusammensetzt. In Schweden, aber auch inzwischen darüber hinaus, tragen viele Jogger ihren kleinen Teil dazu bei, ein Stück die Welt zu verbessern. Durch diesen umweltfreundlichen Fitnesstrend wurde eine neue Bewegung angestoßen. Wir waren mit Erik Ahlström in Kontakt…

Wie und warum ist die Idee von „Plogging“ bei euch in Schweden entstanden?

Schweden wird immer schmutziger. Jeden Tag liegen um die 2,7 Millionen Zigarettenstummel auf den Straßen. Bei uns leben im Verhältnis ca. 10 Millionen Menschen. Seit mehreren Jahren versuche ich daher, ein Verhalten zu ändern, das meiner Meinung nach ein Zeichen einer dysfunktionalen Gesellschaft ohne Respekt voreinander und der Erde ist, nämlich “Littering” (deutsch “Müll”). Als ich damals, nachdem ich 20 Jahre in Åre, einer kleinen Ski-Gemeinde in Nordschweden, gelebt hatte, nach Stockholm zurückzog, wurde mir klar, wie schmutzig Stockholm geworden war. Auf meiner täglichen Radtour zur Arbeit war ich schockiert über die Menge an Müll, die es überall in der Natur gab. Der Müll lag dann da mitunter wochenlang, ohne dass ihn jemand aufhebte — bis ich es tat. Es fühlte sich im Herzen gut an, auf diese Weise zumindest einen kleinen Ort aufzuräumen.

„Plogging ist also die Grundlage eines Sammelnamens, bei dem wir die Einstellung ändern und alle dazu bringen möchten, „stolze Müllsammler“ zu werden. Das muss man auch nicht ausschließlich beim Laufen oder Joggen machen – Plogging kann auf der Straße, auf dem Golfplatz, beim Radfahren, Paddeln, Schwimmen oder wo immer man ist, tun.”

Plogging ist also die Grundlage eines Sammelnamens, bei dem wir die Einstellung ändern und alle dazu bringen möchten, „stolze Müllsammler“ zu werden. Das muss man auch nicht ausschließlich beim Laufen oder Joggen machen – Plogging kann auf der Straße, auf dem Golfplatz, beim Radfahren, Paddeln, Schwimmen oder wo immer man ist, tun. Untersuchungen haben gezeigt, dass wenn man zu einer Sportveranstaltung gehen und die Tribünen voll von Müll sind, die Zuschauer Abstand voneinander nehmen. Wenn jedoch die Stände sauber sind, erhöht sich die Interaktionswahrscheinlichkeit und Menschen stehen näher beieinander. Müll und Abfall verursachen nicht nur eine schmutzige Umgebung, sondern auch, dass wir uns voneinander distanzieren. Auch wir in Schweden, mit unserem sauberen Wasser und unserer frischen Luft, sollten ein Vorbild für eine saubere Umwelt sein und Nulltoleranz gegenüber Müll eine Selbstverständlichkeit sein.

Was wird passieren, wenn nicht mehr geschieht?

Schon jetzt hat allein ein Großteil der Seevögel Plastik im Magen und wenn wir bis 2050 so weitermachen, wie bisher, wird es noch mehr sein, wenn nicht sogar 99%. Wenn nichts unternommen wird, wird es auch mehr Plastik geben, als Fische. Du, ich und unsere Kinder essen dieses Mikroplastik, das von uns selbst verursacht wurde! Schweden verfügt über Wissen, Werkzeuge und Ökonomie, um sauber zu bleiben – könnten wir dann bitte die Nulltoleranz gegenüber Müll einführen? Eine Vision ist immer eine Vision. Die schwedische Transportverwaltung hat die Vision, dass niemand im Verkehr sterben sollte, aber wir haben die Vision, dass Schweden müllfrei sein wird und ein Land, auf das man stolz sein kann.

Bild: © Plogga

„Jetzt bewirken wir weltweit einen positiven Unterschied.”

Haben sich deine Ziele in Bezug auf Plogging geändert, seit du diese Bewegung gestartet hast?

Sicher! Alles begann als eine Bewegung hier in Schweden, die unsere Umgebung und Gewohnheiten ändern wollte. Jetzt bewirken wir weltweit einen positiven Unterschied. In gewisser Weise haben wir jetzt ein Ziel vor Augen. Mit dem Wissen kommt die Fürsorge und mit der Fürsorge kommt die Veränderung.

Hast du ein paar Tipps, wie auch andere ermutigt werden können?

Ja klar! Erstens: Finde eine Gruppe von Leuten, mit denen man es zusammen machen kann! Je mehr Leute zusammenkommen, desto mehr Spaß wird man haben. Wenn man zusammen einen größeren Bereich aufräumt, fühlt man sich noch produktiver, weil man sich gegenseitig antreibt. Zweitens: Teilt dann mit anderen Menschen, was ihr tut. Wann auch immer wir zum Beispiel rausgehen, gibt es Menschen, die Fragen zu unserer Aktion haben. Nehmt euch dann Zeit, um mit den Passanten zu sprechen. Und dann stellt sicher, dass sich eure Meinung und die Taten in den sozialen Medien verbreiten. Zwei beliebte Hashtags sind #Plogga und #Plogging. Und drittens: Für noch mehr Inspiration haben wir eine globale Plogga-Gruppe mit Leuten aus mehr als 40 Länder der Welt. Der Zweck der Gruppe besteht darin, den Dialog zwischen Organisatoren/Ploggern in verschiedenen Ländern zu fördern und immer mehr zu inspirieren. Die Facebook-Gruppe dazu trägt den Namen „Plogga World“. Aber man kann auch unserem Instagram-Konto @Plogga und unserer Facebook-Seite @Plogga folgen, auf denen Menschen täglich Inspiration und Motivation dafür bekommen, rauszugehen und mit dem Müll aufsammeln selbst beginnen.

Und was ist der Fitnessaspekt beim Plogging?

Der Name deutet ja allein darauf hin, dass man joggt und dabei Müll aufsammelt. Aber wenn man nicht gerne joggt, kann man es auch anders machen. Plogging verbrennt nachweislich mehr Kalorien als ein normales Lauf-Training, da Plogger oft mehr Bewegungen ausführen als normales Laufen, wie zum Beispiel in die Hocke zu gehen, wenn man sich bückt, um den Müll aufzusammeln. Es erfordert außerdem auch mehr Armkraft, um die Müllbeutel zu halten. Eine halbe Stunde Plogging verbrennt durchschnittlich 288 Kalorien – im Vergleich zu nur 235 Kalorien durch “normales” Joggen.

Bist du stolz darauf, dass Plogging jetzt in so viele andere Länder kommt?

Klar! Es begann alles als eine Bewegung hier in Schweden, die unsere Umgebung und Gewohnheiten ändern wollte. Jetzt bewirken wir weltweit einen positiven Unterschied, und das fühlt sich großartig an!

Wie organisiert ihr die Veranstaltungen, also wie oft in der Woche, im Monat o.ä. und wo ihr lauft ?

Jede Gruppe darf es so machen, wie sie möchte! Ein guter erster Schritt ist eine Facebook-Gruppe für die interessierten Leute zu erstellen und von dort aus Events zu organisieren – normalerweise ploggen wir in einem bestimmten Bereich mit einer Gruppe und machen das so oft, wie die Leute möchten. Aber natürlich können wir auch, obwohl wir versuchen einen Bereich sauber zu halten, auch in anderen Bereichen “ploggen”, um neuen Müll aufzusammeln…

Mehr unter: www.plogging.org


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