Gemeinsam für eine bessere Welt

Ein Blick ins erste MUT-Hotel Deutschlands

Christin Prizelius | Interview mit Cerstin Vosteen | 10.01.25 | © Hotel Backenköhler

Cerstin und Uwe Vosteen sind die Inhaber und Geschäftsführer des 1. MUT.HOTELS. Und so ist es dazu gekommen: Backenköhler´s Hotel und Akademie zwischen Bremen und Oldenburg ist ursprünglich ein traditioneller Landgasthof aus dem Jahr 1835, den Uwe Vosteen in der 6. Generation führt. Heute ist der ehemalige Gasthof ein modernes Seminar- und Eventhotel. Außerdem wurde noch das Projekt Unternehmerbalance gegründet. Dieses Jahr wird u.a. der Gedanke mit essbaren Wildpflanzen fortgesetzt, was bereits im letzten Jahr gestartet ist und sowohl beim Team als auch bei den Gästen sehr gut angekommen ist. Das Hotel ist Herzpunkt aller mutigen Menschen und Unternehmen, die Begleitung auf dem Weg des Wandels suchen. Vor einiger Zeit haben Cerstin und Uwe Vosteen von einem Moment auf den anderen beschlossen, die Positionen zu tauschen. Uwe Vosteen, der erfolgreiche Geschäftsmann und Macher, ist besonders mutig, denn er vertraut seiner Ehefrau Cerstin das elterliche Unternehmen mit ca. 100 Mitarbeitern an. Cerstin war bis zu dem Zeitpunkt diejenige, die Jahrzehnte fast ausschließlich im Hintergrund gewirkt hat. Eine Entscheidung, die mutiger kaum sein kann. Das Hotel Backenköhler ist ein vom Burnout-Netzwerk zertifiziertes Präventionshotel, ein BDVT empfohlenes Seminarhotel und das wie gesagt erste Mut-Hotel. Wir haben mit Cerstin Vosteen gesprochen. „In Zukunft geht es nicht mehr ohne Lust und Leidenschaft.”, sagt sie.

Was hat Sie inspiriert neue Wege zu gehen?

Häufig entstehen neue Wege durch tiefgreifende Lebenskrisen. So war es auch bei mir. Am tiefsten Punkt habe ich eine Entscheidung getroffen und meinem Leben endlich eine Wende zum Positiven gegeben. Die Veränderung begann im persönlichen Bereich, weitete sich jedoch unweigerlich rasch auf meine Familie und Mitmenschen, dann auf unser Unternehmen aus. Daraus entstand der innere Wunsch, diese wundervollen Veränderungen zum Positiven mit anderen Menschen und Unternehmen zu teilen.

„Durch meinen Mut zur persönlichen Veränderung kümmerte ich mich endlich um mich selbst. Ich habe mir bewusst Auszeiten genommen und begonnen zu leben. Das hört sich auf den ersten Blick sehr banal an, ist es jedoch nicht. Leben bedeutet Spaß haben, wieder zu wissen was ich will, was mir gut tut und auch Dinge zu tun, die ich für richtig halte und zwar egal, was andere Menschen um mich herum sagen. Ich entziehe mich immer mehr der unbewussten Steuerung aus Erziehung und Gesellschaft.”

Welche mutigen Schritte haben Sie unternommen und was war die mutigste Entscheidung?

Durch meinen Mut zur persönlichen Veränderung kümmerte ich mich endlich um mich selbst. Ich habe mir bewusst Auszeiten genommen und begonnen zu leben. Das hört sich auf den ersten Blick sehr banal an, ist es jedoch nicht. Leben bedeutet Spaß haben, wieder zu wissen was ich will, was mir gut tut und auch Dinge zu tun, die ich für richtig halte und zwar egal, was andere Menschen um mich herum sagen. Ich entziehe mich immer mehr der unbewussten Steuerung aus Erziehung und Gesellschaft. Ich tue nichts mehr, nur damit mich jemand mag. Mein Selbstwert ist gestiegen und ich kann klar entscheiden, was ich wirklich will. Damit veränderte sich unser Leben zum Positiven. Wir tun, was wir lieben, und wir lieben was wir tun. Ich begann mit mehr als 50 Jahren noch diverse Ausbildungen zu absolvieren. Das motivierte mich ebenfalls zu einer neuen Ausrichtung. Ich holte nach, was ich die Jahre über unwissentlich versäumt und vermisst habe. Die mutigste Entscheidung war: Mein Mann, der in 6. Generation unseren Familienbetrieb leitete, hat mit mir die Positionen getauscht. Er lebt nun seine Berufung als Komponist und Pianist. Und ich führe das Unternehmen in einer Art und Weise, die die Neue Zeit benötigt, meine absolute Leidenschaft. Wir haben uns auf das Kerngeschäft fokussiert, uns von Bereichen getrennt, um planbares Geschäft zu haben, und damit auch die Mitarbeiter zu entlasten. Wir gingen völlig neuen Möglichkeiten nach. Ich lebe mit meinen Mitarbeitern in einer wertschätzenden Gemeinschaft auf Augenhöhe. Wir reden viel, inspirieren uns und treffen gemeinsame Entscheidungen. Ich habe Vertrauen, habe Eigenverantwortung übergeben und damit sind meine Mitarbeiter motiviert und entscheiden viel bewusster. Vieles hat sich zum Positiven entwickelt.

Woher haben Sie Ihren Mut genommen?

Wir haben unsere Unzufriedenheit gespürt und den Drang in eine andere Richtung und dem gemeinsam nachgegeben. Es hätte nicht länger auf dem alten Weg funktioniert. Wir hören auf unser Bauchgefühl und folgen somit unserer Intuition. Der Kopf sagt uns häufig etwas anderes, dann bekommen wir Angst, aber unser Bauchgefühl und unser Herz weisen uns den richtigen Weg. Sobald wir mutig sind und genau dem folgen, geht es aufwärts. Wichtig ist, sich nicht durch andere Menschen von seinen Träumen abringen zu lassen. Denn sie werden es versuchen.

„Wir teilen uns mit und somit sind schnell Lösungen da. Wir üben keinen Druck aus, sondern unterstützen uns. Ich gestatte es Fehler zu machen. Für mich ist das ganz normal, denn auch ich mache Fehler. Wir sind doch Menschen. Kurz darüber reden oder selbst eine Lösung finden und alles ist gut.”

Wie ist es Ihnen gelungen die Mitarbeiter mitzunehmen?

Nach anfänglicher Skepsis und Ungläubigkeit, dass unser Tausch tatsächlich so bleibt und auch funktioniert, trat erst einmal Entspannung ein. Im Grunde schaffen wir Vertrauen durch unser Vorleben. Irgendwann spürten alle, dass mein Verhalten echt und authentisch ist. Also haben sie sich immer mehr eingelassen und vertraut. Wir treffen uns jede Woche zu Gesprächen und reden auch zwischendurch viel. Wir teilen uns mit und somit sind schnell Lösungen da. Wir üben keinen Druck aus, sondern unterstützen uns. Ich gestatte es Fehler zu machen. Für mich ist das ganz normal, denn auch ich mache Fehler. Wir sind doch Menschen. Kurz darüber reden oder selbst eine Lösung finden und alles ist gut. Häufig werden die Lösungen schon mitgeliefert. Es herrscht einfach viel mehr Klarheit. Meine Mitarbeiter müssen mich auch nicht immer fragen. Sie wissen, dass sie vieles selbst entscheiden können. Sobald das Bauchgefühl zur Rücksprache rät, machen sie das auch. Alles ist viel leichter und gelassener. Wir lachen sehr viel. Ich lade meine Mitarbeiter ein, sich das Leben auf der Arbeit schön einzurichten. In Abteilungen werden Arbeiten nach Gefallen aufgeteilt, denn jeder hat Lieblingsaufgaben. Dann ist bereits ein Teil des Tages mit Aufgaben ausgefüllt, die sie gerne tun.

Welche Hauptbotschaft haben Sie für Unternehmer und Menschen in leitenden Positionen und welche für Mitarbeiter?

Meine Hauptbotschaft für Unternehmer und leitende Positionen ist:

Lassen Sie in sich den Wunsch entstehen, dass Ihre Mitarbeiter Ihnen wirklich wichtig sind und Ihnen sogar am Herzen liegen. Mir persönlich ist es von großer Bedeutung, dass es meinen Mitarbeitern gut geht. Ich möchte, dass sie gerne im Unternehmen sind. Ich habe den Wunsch geäußert, ein Konzept zu kreieren, in dem herausgearbeitet wird, wie es meinen Mitarbeitern noch besser gehen kann. Lassen Sie das Leben im Unternehmen möglichst positiv werden, ohne den Fokus auf die Aufgaben zu verlieren. Es gibt immer Möglichkeiten. Mitarbeiter benötigen Vertrauen und Akzeptanz. Sie wollen sich richtig fühlen und wertgeschätzt werden. Übergeben Sie Eigenverantwortung ohne Druck. Schaffen Sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen. Wir dürfen lernen, die Kontrolle loszulassen, ohne uns zu verlieren. Schaffen Sie möglichst natürliche Bedingungen, in denen sich alle wohlfühlen. Und eines ist sicher, wir sollten das Arbeitsleben einfach einmal leichter nehmen. Menschen sind nicht perfekt und jeder bringt seine persönlichen Schwächen mit ins Unternehmen. Damit dürfen wir uns ebenfalls arrangieren. Es ist einfach so.

Meine Hauptbotschaft für Mitarbeiter:

Lassen Sie es sich so gut wie möglich gehen, ohne die Aufgaben aus den Augen zu verlieren, und sorgen Sie für sich. Wir dürfen wieder lernen nein zu sagen und für uns einzustehen. Es ist wichtig, Verständnis und Mitgefühl mit Kollegen zu haben und lieber nach Lösungen zu suchen, als in Problemen zu wühlen. Gerade in Berufen und Unternehmen mit viel Druck ist es umso wichtiger, Kraft zu tanken. Wo bisher Probleme herrschen, Lösungen finden und nicht den Schuldigen suchen. Das führt nämlich zu nichts und macht es noch schlimmer. Suchen Sie nach neuen Möglichkeiten der Veränderung zu mehr Leichtigkeit. Auch im kleinen Rahmen können wir erstaunliche Erfolge erzielen. Einfach einmal in die Situation hineinfühlen, ohne im bisherigen Rahmen zu denken. Dann kann Neues entstehen.

„Das Reden schafft Vertrauen. Durch bewussten Umgang mit Ressourcen sparen wir an allen Stellen Geld. Unsere Kosten sind enorm gesunken. Wir denken und handeln ökologischer. Das Tierwohl ist uns sehr wichtig, ebenso Umweltschutz und natürliche Ernährung. Die Veränderungen zum Positiven gehen immer weiter voran.”

Was hat sich verändert?

Eine Menge. Wir machen immer mehr Dinge, die uns gefallen. Wir fühlen uns erleichtert und gelassen. Es gibt nach wie vor emotionale Momente, aber auch mit denen können wir anders umgehen und sie sind ebenso schnell vorüber. Die Lösung ist schnell parat. Wir fühlen uns wohl miteinander. Das Reden schafft Vertrauen. Durch einen bewussten Umgang mit Ressourcen sparen wir an allen Stellen Geld. Unsere Kosten sind enorm gesunken. Wir denken und handeln ökologischer. Das Tierwohl ist uns sehr wichtig, ebenso Umweltschutz und natürliche Ernährung. Die Veränderungen zum Positiven gehen immer weiter voran. Das gelingt, weil wir uns Freiräume dafür geschaffen haben und natürlich ist die Motivation dermaßen angestiegen. Damit ist alles möglich. Motivierte Mitarbeiter sind das größte Geschenk. Und es geschieht immer mehr von alleine. Das nennt man dann wohl Flow.

Bild: © Hotel Backenköhler

Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Fähigkeiten für die Zukunft… für Unternehmer und/oder Mitarbeitende?

Für Unternehmer: die eigene Mut.Vision zu kennen und in die Welt zu tragen, über eine gute Intuition zu verfügen und vor allen Dingen eine bewusste Persönlichkeitsentwicklung bei sich und anderen zu fördern, da sie vieles beinhaltet, wie beispielsweise Empathie, Selbstfürsorge, Wahrnehmung, Achtsamkeit, Vertrauen, Akzeptanz, Authentizität, Potenziale und Selbstvertrauen (Wenn ich mich tatsächlich auf drei Fähigkeiten beschränken soll, dann Empathie, Authentizität und Klarheit.).

Für Mitarbeiter: Selbstfürsorge, Empathie und Klarheit. Auch Mitarbeiter haben eine Aufgabe für mehr Gemeinschaft in Unternehmen zu sorgen. Sie dürfen lernen nein zu sagen und für sich zu sorgen, in dem sie zum Beispiel Stress reduzieren und nicht mehr jedes Spielchen mitmachen. Sobald ich klar bin, werde ich auch selbstbewusster. Menschlichkeit und Miteinander gelten ebenso unter Kollegen. Einer muss anfangen, dann ändern sich die anderen ebenfalls. Es gibt immer mehr Mutige, die vorangehen. So einfach kann es sein.

„Ich habe inzwischen festgestellt, dass Gemeinschaft in Zukunft einen großen Stellenwert einnimmt. Wir sind alle miteinander verbunden. Wir müssen nicht mehr alles allein machen, sondern haben Partner, die sich gegenseitig unterstützen. Gemeinsam sind wir viel kraftvoller und können mehr Gutes bewirken.”

Welchen Wert sehen Sie im Netzwerken?

Ich habe inzwischen festgestellt, dass Gemeinschaft in Zukunft einen großen Stellenwert einnimmt. Wir sind alle miteinander verbunden. Wir müssen nicht mehr alles allein machen, sondern haben Partner, die sich gegenseitig unterstützen. Gemeinsam sind wir viel kraftvoller und können mehr Gutes bewirken. Ich kann mir jederzeit Rat holen und bekomme wertvolle Aufmunterung, auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Konkurrenzdenken dürfen wir loslassen. Es entstehen sehr viele wertvolle Kontakte, die wir allein niemals realisieren könnten. Meine Vision wird viel schneller und effektiver in der Welt verbreitet. Ich schätze daher das Netzwerken enorm. Vielen Dank.

Was ist Ihre Vision, die Sie mit der Welt teilen wollen?

Meine MUT.VISION ist Leichtigkeit und Positivität im Business zu fördern. Wir gehen diesen Weg voraus und unser gemeinsamer Erfolg soll Menschen zum Umdenken inspirieren. Ich möchte Unternehmern eine neue Sichtweise auf ein neues Miteinander in Unternehmen ermöglichen. Es gibt einen anderen Weg der Leichtigkeit, Gelassenheit und auch der Freude in der Unternehmens-Gemeinschaft. Es geht um Führung mit Herz und Verstand. Backenköhler´s Hotel und Akademie ist ein regenerierender Kraftort, an dem Unternehmer und Führungskräfte sich selbst erfahren dürfen und wieder lernen, auf ihre Intuition zu vertrauen. Es ist EINFACH alles möglich, sobald wir uns einlassen. Mein Motto: „Ich mache es EINFACH leicht.“

„Eins steht fest: Fortschritt entsteht durch Vorangehen. Geben wir unserem Tun einen Sinn und handeln entsprechend. Sprengen wir alle bisherigen Begrenzungen, dann ist alles möglich. (…) Als Expertin für Wandel in Gesellschaft und Unternehmen begleite ich Menschen gerne auf dem wundervollen Weg des Wandels in eine neue Zeit.”

Würden Sie es wieder tun?

Sofort und jederzeit. Für meinen Mann und mich und auch für meine Mitarbeiter gibt es kein Zurück. Und wir können jeden nur ermutigen, den Schritt in die Leichtigkeit ebenfalls mutig zu wagen. Denn eine Sache steht fest: Fortschritt entsteht durch Vorangehen. Geben wir unserem Tun einen Sinn und handeln entsprechend. Sprengen wir alle bisherigen Begrenzungen, dann ist alles möglich. Meine Erfahrungen als Unternehmerin und auch als Intuitions- und Transformationsmentorin gebe ich gerne weiter. Als Expertin für Wandel in Gesellschaft und Unternehmen begleite ich Menschen gerne auf dem wundervollen Weg des Wandels in eine neue Zeit.

Cerstin Vosteen leitet das Hotel Backenköhler voller Begeisterung und geht mit ihren Mitarbeitern einen Weg der Positivität und Leichtigkeit im Unternehmen. Es geht um ein neues Miteinander, wertschätzend und wegweisend. Ihr Herzenswunsch ist, dass es den Mitarbeitern und natürlich ihr selbst gut geht und die Arbeit im Unternehmen möglichst positiv verläuft. Lösungen werden heute schnell gefunden, die Motivation ist riesig, die Kostenersparnis hoch. Eigenverantwortung, volles Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung sind der Motor. Menschlichkeit verbindet. Wir befreien uns von alten Strukturen, die uns begrenzen, um Platz für Neues zu schaffen. Ihre Vision ist es, andere Unternehmen durch den eigenen Erfolg zu inspirieren.

Mehr dazu unter HIER.

Bild: © Cerstin Vosteen

Das ganze Interview wurde in einer vorherigen Ausgabe des Magazins “Pure & Positive” veröffentlicht.


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