„Kuchentratsch“ ist heute Café und Backstube in München, wo Seniorinnen und Senioren viele leckere „Omakuchen“ mit Liebe backen. Das ursprüngliche Konzept kam von Katharina Mayer, die uns damals sagte: „Hier haben Omas und Opas die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich darüber hinaus noch etwas dazuverdienen zu können. Das Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben markiert für Seniorinnen und Seniorenden den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, der nicht selten von einem Gefühl des Nicht-mehr-gebraucht-Werdens, von Isolation und nicht zuletzt auch von finanziellen Einbußen gekennzeichnet ist“. Hier backt man nun zusammen und teilt Geschichten, die einen freuen und glücklich machen – aber findet auch gemeinsam Lösungen für Probleme. Katharina Mayer bekam sogar einen Zuschlag bei “Die Höhle der Löwen”, wo Dagmar Wöhrl ebenfalls eine Zeit lang mitwirkte, musste dann aber aufgrund von Corona und anderen Gründen Insolvenz anmelden. Die bayerische Bäckereikette Höflinger Müller übernahm schließlich Kuchentratsch und Katharina orientierte sich neu. Dennoch kann man noch immer leckere Kuchen online bestellen, vor Ort genießen oder abholen. Wir möchten noch einmal auf Katharinas Vision schauen…
Wer hatte ursprünglich die Idee für „Kuchentratsch“?
Wenn ich früher bei meiner Oma zu Besuch war, gab es immer unglaublich leckeren, selbstgemachten Kuchen. Irgendwann stellte ich mir zwangsläufig die Frage: Wo bekomme ich eigentlich noch so guten Kuchen, wenn meine Oma mal nicht mehr backen kann? Gleichzeitig habe ich auch bei ihr gesehen, wie schwierig es im Alter wird, neue Kontakte zu knüpfen. Und als ich in meinem Studium angefangen habe, mich intensiv mit sozialen und gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, habe ich mich gefragt, wie man sie lösen kann. Aus dieser Kombination heraus entstand damals die Idee zu Kuchentratsch.
„Darum ist es so wichtig, an sich selbst und seine Idee zu glauben, und sich nicht von Zweiflern aus der Bahn werfen zu lassen.”
Woher kam der Mut, diesen Schritt zu wagen?
Am schwierigsten war es damals, einfach loszulegen und von der Ideenphase zum ersten richtigen Action-Step zu kommen. Eine Herausforderung war es allerdings auch, weil Freunde und Familie dem Vorhaben anfangs nicht sehr optimistisch gegenüberstanden. „Du hast doch BWL studiert und jetzt willst du etwas mit Omas und Kuchen machen?“ Diesen Satz hab ich hunderte Male gehört. Doch der Punkt war, wenn man etwas komplett Neues startet, weiß man sowieso nie, was dabei herauskommt. Darum ist es so wichtig, an sich selbst und seine Idee zu glauben, und sich nicht von Zweiflern aus der Bahn werfen zu lassen. Die Ausstattung der Backstube haben wir am Anfang über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert, das hat uns ein großes Stück weitergebracht. Von Anfang an finanzierten wir uns zunächst über den Kuchenverkauf.
Wie ist es dann weitergegangen?
Wir hatten zu Beginn das große Glück, dass viele Menschen von unserer Idee berührt waren und deshalb von sich aus auf uns zukamen. Natürlich haben wir dann aber bei möglichen Wunsch-Kooperationspartnern angefragt und unser Konzept vorgestellt. Spätestens bei der Kostprobe der Omakuchen waren die meisten dann begeistert. 😉
© Bild aus glücklichen Zeiten: Kuchentratsch, Eine Oma mit Katharina Mayer.
„Da lernte man sich einfach nochmal besser kennen und merkte, dass wirklich alle mit Herzblut bei dieser Sache dabei waren, und es das Leben der Seniorinnen und Senioren nachhaltig positiv beeinflusst hat – so etwas macht einfach zufrieden!”
Was uns besonders beeindruckt hat war eure Idee, ältere Menschen zusammenzubringen und gemeinsam etwas zu machen und sich auszutauschen. Einfach etwas zu schaffen, wo man sich einbringen, helfen und unterstützen kann. Was sind da besondere Momente für dich gewesen?
Da gab es ganz viele kleine Momente jeden Tag in der Arbeit, zum Beispiel wenn man eine Oma gefragt hat, wie es ihr geht und sie antwortete: „Wenn ich zu Kuchentratsch zum Backen komme, geht’s mir immer gut!“. Dann gab es aber auch wirkliche persönliche Begegnungen, wie beispielsweise bei den Teamtagen am Achensee, als wir alle zusammen drei Tage in den Bergen verbrachten. Da lernte man sich einfach nochmal besser kennen und merkte, dass wirklich alle mit Herzblut bei dieser Sache dabei waren, und es das Leben der Seniorinnen und Senioren nachhaltig positiv beeinflusst hat – so etwas macht einfach zufrieden!
© Bild: Kuchentratsch, Veganer Apfelkuchen von Oma Kate
Ihr habt uns damals vor dem Interview eine tolle Kostprobe nach Hamburg geschickt. Wer hat diese ganzen leckeren Rezeptideen eingebracht und worauf habt ihr bei den Produkten, die ihr immer verwendet habt, besonders geachtet?
Die tollen Rezepte kamen immer von den Omas selbst, es wurde „probegebacken“, getestet und alles, was schmeckte und in das Sortiment passte, wurde übernommen. Die Kuchen waren so richtige Omakuchen, also Kuchensorten, die man von früher daheim kennt, wie zum Beispiel Streuselkuchen oder Käsekuchen. Wir verwendeten nur natürliche Zutaten, wie bei Oma Zuhause in der Küche, also keine künstlichen Aromen oder Zusatzstoffe.
Was waren eure (Kuchen-) Highlights, die du erinnerst, die besonders gut ankamen?
Ein absoluter Renner war zeitweise der Karottenkuchen von Oma Irmgard mit dem Frischkäsetopping – der sah auch einfach toll aus mit der Blümchendeko! Was auch immer mehr nachgefragt war, waren die Mininussecken von Oma Renate in unserer Geschenkverpackung, damit überraschten Kunden zum Beispiel ihre Freunde, Hochzeitspaare ihre Gäste oder Firmenkunden ihre Mitarbeiter.
„Das oberste Ziel von Kuchentratsch war es für mich, Leben lebenswerter zu machen.”
Warum war es dein Herzensthema?
Das oberste Ziel von Kuchentratsch war es für mich, Leben lebenswerter zu machen. Also den Omas und Opas einen schönen Ort zu bieten, an dem sie ihr Hobby ausleben können und neue Menschen treffen, uns einen Arbeitsplatz zu schaffen, an den wir jeden Tag gerne hingehen, und natürlich unsere Kunden mit leckerem Omakuchen glücklich zu machen…
Jetzt hier bequem online bestellen oder bei Kuchentratsch vor Ort vorbeischauen.
Das ganze, ursprüngliche Interview wurde in einer vorherigen Ausgabe des Magazins “Pure & Positive” veröffentlicht.