Collien Ulmen-Fernandes ist als deutsche Fernsehmoderatorin, Schauspielerin und Autorin bekannt. Als Moderatorin ist sie unter anderem bei RTLZWEI in „Wir räumen auf! – Wie viele Dinge hast du?“ sowie Laut.Stark.Gleich.Berechtigt im ZDF zu sehen. Alle Folgen davon stehen in der ZDF-Mediathek zur Verfügung. Uns hat sie ein paar Fragen zu Werten, Rollenbildern und Erziehung beantwortet.
Was denkst du müsste geschehen, damit sich “alte Rollenbilder” in der Welt der Kinder nicht weiter fortsetzen und manifestieren?
Erst einmal müssen wir uns dieser Rollenklischees überhaupt bewusst werden. Oft findet die Kategorisierung unterbewusst statt. Jungs werden andere Spielsachen geschenkt als Mädchen. Das hat Auswirkungen auf die Kinder. Jungs haben tendenziell stärkere Defizite in ihren sozial emotionalen Kompetenzen, ein Bereich, der zum Beispiel durch das Spiel mit Puppen trainiert wird. Mädchen haben dafür eher Defizite im räumlichen Denken, weil sie weniger mit Bauklötzen spielen als Jungs. Das Denken in Geschlechterklischees hat also unmittelbare Auswirkungen auf die Kinder.
„Die bewusste Auseinandersetzung mit Geschlechterklischees ist ein erster Schritt in die Richtung, all die Ungerechtigkeiten in dem Bereich abzubauen.”
Was hältst du jetzt vor allem für wichtig, damit wir alle gemeinsam eine bessere Welt gestalten können?
Es ist gar nicht so einfach, sich frei von Geschlechterklischees zu machen. Die bewusste Auseinandersetzung hiermit ist ein erster Schritt in die Richtung, all die Ungerechtigkeiten in dem Bereich abzubauen.

Foto: © Anatol Kotte
Welche Werte hältst du in der Erziehung von Kindern für besonders wichtig und welche Botschaft hast du in deinen Kolumnen an alle Eltern da draußen?
Puh. Da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll, weil es so viele Themen und Aspekte gibt. All die Punkte, die mir wichtig sind, findet man in meinen Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung oder in meinen Dokumentationen für das ZDF, die allesamt auch in der ZDFmediathek bereit stehen. Ich habe mich in den letzten Jahren zahlreichen Themen gewidmet, von der elterlichen Überbehütung (Helikoptereltern) bis zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Familien (Familien allein zu Haus). In der Süddeutschen hatten wir auch gerade ein spannendes Thema, da ging es um die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern, die durch TikTok, etc. immer weiter abnimmt. Ich freue mich, dass ich die Chance habe, mich so vielfältigen Themenwelten widmen zu dürfen.
„Erst im Jahr 2000 fällt das letzte Berufsverbot für Frauen in Deutschland und das haben wir Tanja Kreil zu verdanken. 1996 bewirbt sie sich als Elektronikerin bei der Bundeswehr und wird abgelehnt, weil sie eine Frau ist.”
Die ZDF-Reihe “laut.stark.gleich.berechtigt” finde ich so spannend. Was sind da die Geschichten, von denen du darin erzählt hast?
Wir widmen uns dem Thema Geschlechterrollen und schauen dabei immer wieder in die Historie. Die Doku startet in Folge 1 mit den 50er-Jahren. Damals heißt es in der Werbung „Eine Frau hat zwei Lebensfragen: was soll ich anziehen und was soll ich kochen.“ Dieser Satz veranschaulicht ganz gut das Geschlechterbild von damals. Aber mal ganz ehrlich: wie weit haben wir uns heute wirklich von dieser Vorstellung entfernt? Genau dem gehen wir in der Sendung auf den Grund.
Gibt es bestimmt Lebenswege mutiger und engagierter Frauen, die dich besonders beeindrucken? Wenn ja warum?
Absolut. Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. In Folge 3 widmen wir uns in aller Ausführlichkeit dem Thema weibliche Berufstätigkeit. Erst im Jahr 2000 fällt das letzte Berufsverbot für Frauen in Deutschland und das haben wir Tanja Kreil zu verdanken. 1996 bewirbt sie sich als Elektronikerin bei der Bundeswehr und wird abgelehnt, weil sie eine Frau ist. Kreil nahm das nicht hin, klagte und gewann. Ein Urteil, das Rechtsgeschichte geschrieben und eine maßgebliche Reform auf den Weg gebracht hat…
Mehr unter: www.collienulmenfernandes.de
Das ganze Interview ist in einer vorherigen Ausgabe und Supplement-Kooperation von Pure & Positive erschienen.