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Herausforderungen positiv angehen.

Christin Prizelius | 06.04.22 | Interview mit Stephanie zu Guttenberg | © Robert Rieger / Stephanie zu Guttenberg

Stephanie zu Guttenberg ist seit mehr als 20 Jahren eine bekannte Expertin in Sachen digitale Bildung und Medienaufklärung. Die gebürtige Münchnerin hat in den vergangenen Jahren mit ihrer Familie in den USA gelebt. Hinzu kommen zahlreiche internationale Erfahrungen in Frankreich, Großbritannien und Schweden, die ihr wichtige Einblicke in das Bildungswesen anderer Länder, Herausforderungen und Chancen gegeben haben. Dieses fundierte Know-how möchte Stephanie zu Guttenberg nun zugunsten der Zukunft Deutschlands nutzen und teilen, um die digitale Entwicklung unseres Landes proaktiv mit voranzutreiben.

Wie geht es Ihnen und was ist zurzeit Ihr Lebensmittelpunkt?

Vielen herzlichen Dank der Nachfrage. Mir geht es gut, auch wenn die allgemeine Lage natürlich sehr herausfordernd und schwierig ist. Auf einer persönlichen Ebene bin ich sehr froh, dass ich nun wieder in meiner Heimat Deutschland sein kann.

Wie beobachten Sie die aktuelle Zeit?

Da gibt es einiges, das Grund zur Sorge, oder sagen wir besser, „zur Diskussion“ bietet. Sie und Ihre Leserinnen und Leser wissen sicherlich, dass mir die Themen digitale Bildung und Medienkompetenz sehr am Herzen liegen. Diesbezüglich ist die aktuelle Situation Herausforderung und Chance zugleich. Nur wer schwierige Zeiten auch als Chance begreift und aktiv nutzt, wird letztendlich und auf längere Sicht weiterkommen.

Wir stehen im Moment vor strukturell tiefgreifenden Veränderungen, die wir nun gemeinschaftlich und mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften angehen sollten.”

Inwiefern bzw. wie genau?

Wir stehen im Moment vor strukturell tiefgreifenden Veränderungen, die wir nun gemeinschaftlich und mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften angehen sollten. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nichts bringt, das Alte herbeizusehen oder gar zu resignieren. Stattdessen müssen wir das Neue nach bestem Wissen und Gewissen und stets Hand in Hand bewerkstelligen. Nehmen wir etwa den Bereich Digitalisierung: Die Corona-Krise hat eindrücklich gezeigt, dass hier noch vieles im Argen liegt. Da bietet sich die wunderbare Chance, aktiv zu werden und Ideen zu entwickeln, digitale Technologien, aber auch Kompetenzen endlich voranzutreiben. Egal, ob beim Home-Schooling, im Home Office oder in anderen Bereichen: nun ist die Zeit zum Handeln!

Sie sind Gesellschafterin des Social-Impact-Start-ups „BG 3000“, dessen Ziel es ist, die digitale Bildung und Chancengleichheit für alle Gesellschaftsschichten voranzutreiben. Und Sie gelten ebenfalls als eine der frühen Pionierinnen bei der Internet-Aufklärung von Kindern und Jugendlichen. Wie sehen Ihre Arbeit und Ihr Wirken hier genau aus und warum ist es Ihnen so wichtig?

Ja, Sie haben Recht. Dieses Thema beschäftigt mich seit nunmehr 20 Jahren. Aber leider gibt es noch immer viele, viele Baustellen. Teilweise habe ich sogar das Gefühl, dass immer mehr hinzukommen, weil es ja auch immer mehr Geräte, Kanäle und Tools gibt. Zu Beginn meines Engagements auf diesem Gebiet habe ich die Digitalisierung von einer sehr schwierigen und dunklen Seite kennengelernt, auf Missstände hingewiesen. Einige Themen waren etwa Kinderpornographie und Kindesmissbrauch im Netz. Das sind Themen, für die ich nach wie vor mehr Aufmerksamkeit schaffen möchte – und die heute genauso wichtig sind wie damals. Vielleicht sogar wichtiger, weil ja so viele neue Wege hinzugekommen sind, die sich Cyberkriminelle suchen, um Kontakte zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen.

© Stephanie zu Guttenberg

Wie sehen Sie hier die Rolle Deutschlands?

Aufgrund der Verbreiterung des Themenfeldes heute beschäftige ich mich auch mit anderen Aspekten aus dem Bereich der digitalen Bildung. Wie schon erwähnt, hat hier in Deutschland viel zu wenig stattgefunden – sowohl was Technologiekompetenz als auch einen informierten und guten Umgang mit den neuen Geräten & Co. angeht. Mich treibt an, dass ich die Veränderung auf diesem Gebiet aktiv mitgestalten und vorantreiben möchte. Als Bildungsaktivistin glaube ich fest daran, dass sich in unserem Land vieles verändern muss, damit unsere Kinder und Jugendlichen mithalten – und die Zukunft idealerweise mit ihren Ideen mitgestalten können. Das hat in Deutschland zu wenig stattgefunden – wir sind vielerorts zu träge und in alten Vorgehensweisen verhaftet. Wir müssen bereit sein, manchmal auch schwierige und unbequeme Wege zu gehen, um voranzukommen.

Was können Sie bewirken?

Meine Tätigkeiten sind diesbezüglich sehr vielseitig: Ich bin Ideengeberin, Rednerin, arbeite an Corporate Development und Message Development, halte Vorträge. Oberstes Ziel ist immer, die bereits genannte wichtige Nachricht nach außen zu tragen: Lassen Sie uns gemeinsam die digitale Bildung ankurbeln! 

Ich wünsche uns auch, dass wir erkennen, dass wir einander brauchen. Allein geht es nicht!”

Wenn Sie allein eine Sache wirklich nachhaltig verändern könnten, welche wäre das? Was ist Ihr großer Wunsch?

Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam durch diese Zeiten gehen, Herausforderungen positiv angehen und eben nicht den Kopf in den Sand stecken. Gleichzeitig wünsche ich uns aber auch, dass wir erkennen, dass wir einander brauchen. Allein geht es nicht! Ich zitiere in diesem Zusammenhang immer gerne ein altes afrikanisches Sprichwort, das mich als eine Art Leitspruch schon viele Jahre begleitet: „Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe gemeinsam.“ Ich möchte, dass wir weit gehen, um die genannten Anliegen hinsichtlich der digitalen Bildung voranzutreiben, sodass wir es gemeinsam schaffen…


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