Janine Steeger träumte schon in der Schule davon Journalistin zu werden und für eine ganz bestimmte Sendung auch vor der Kamera zu arbeiten. 2014 bekam sie dann eine große Sinnkrise und kündigte ihren einstigen Traumjob, weil ihr die Leidenschaft abhanden gekommen war. Heute arbeitet sie als Journalistin, Moderatorin und Speakerin, nennt sich Green Janine und engagiert sich intensiv für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Liebe Janine, du bist jetzt als freie Moderatorin und Speakerin mit den Themenschwerpunkten Umweltschutz und Nachhaltigkeit unterwegs. Viele kennen dich aber vor allem noch aus der RTL-Sendung »Explosiv – Das Magazin«. Wie war dein Weg dahin?
Das war in der Tat ein spannender Weg. Ich bin hinsichtlich all meiner Entscheidungen ‑vor allem auch meiner beruflichen- immer schon sehr leidenschafts- und emotional getrieben gewesen. Diese waren nie von Angst geprägt. Mir ist bewusst, dass ich in einem reichen Land leben darf, mir die Arbeitsbedingungen aussuchen kann und nicht jeden Tag um das Überleben kämpfen muss, wie sehr viele andere Menschen auf der Welt. Ich möchte Spaß haben bei der Arbeit und, dass meine Leidenschaften damit bedient werden. Die Moderation von RTL-Explosiv war dabei die Erfüllung eines absoluten Teenager-Traumes. Ich sah die Sendung bei einer Freundin und habe beschlossen, dass ich das irgendwann einmal machen möchte. 2008 ging dieser Wunsch dann in Erfüllung.
Wie kam es dann zu deinem Wandel?
Als 2011 die Fukushima-Katastrophe genau zu dem Zeitpunkt passierte, wo ich schwanger und gleichzeitig noch auf Sinnsuche war, sind viele Dinge zusammengekommen. Ich habe mir insgesamt mehr Fragen gestellt. Im Kopf hatte ich zum Beispiel die große Frage, was ich eigentlich irgendwann mal auf diesem Planeten hinterlasse, und bin zu unbefriedigenden Ergebnissen gekommen. Wir haben die Menschen und die Gesellschaft mit dem Programm, das ich mit meinem Team hatte, sicherlich unterhalten und informiert, aber das reichte mir irgendwann nicht mehr. Mich beschäftige, in welche Welt dieses ungeborene Wesen in meinem Körper kommt und womit er sich beschäftigen muss.
Und dann?
Als ich auf dem Sofa saß und mir die Berichterstattung angeschaut habe, fragte ich mich persönlich, welche Ressourcen eigentlich mein Leben verbraucht und wie ich Dinge so ändern kann, dass sie einen positiven Einfluss haben. Das war der Zeitpunkt, wo wir im Privatleben einiges umgekrempelt und auf Nachhaltigkeit umgestellt haben. Wir haben gezielter eingekauft, weniger Lebensmittel weggeschmissen, den Stromanbieter sowie Bankkonten gewechselt und später dann sogar unser Auto abgeschafft. Parallel bin ich in die Umweltgruppe bei RTL eingestiegen, wo wir allerdings anfangs mit vielen Dingen noch gescheitert sind. Ich wollte mehr und das Thema 2014 auch im Programm des Senders platzieren, was allerdings noch viel zu früh war. Weil das Thema für mich dann aber so wichtig war, habe ich mich neu orientiert — ohne zu wissen, wie der Weg danach dann wirklich aussieht. Nach meiner letzten Sendung 2015 bin ich dann letztlich zur freien Moderatorin und “Green Janine” geworden.
Was ist das große Ziel dahinter?
Mein Anliegen ist es, diese Themenbereiche positiv und konstruktiv anzugehen, um wirklich Veränderungen zu schaffen und Menschen beruflich und privat zu inspirieren, den Weg zu mehr Klimaschutz einzuschlagen. Nur dann haben wir weiterhin die Chance auf eine Lebensgrundlage.
Bild: © Tim Kickbusch
„Aus meiner Sicht müssen wir wegkommen von diesem gängigen Narrativ, dass Veränderungen für den Klimaschutz immer mit Verzicht verbunden sind, sondern im Gegenteil viel Mehrwert darin steckt.“
Als „Green Janine“ moderierst du heute Veranstaltungen, die sich Zukunftsvisionen widmen, bei denen es um die Rettung des Planeten geht. Was erzählst du dabei den Zuhörerinnen und Zuhörern? Wo kann man anfangen?
Zum einen bin ich davon überzeugt, dass wir mehr positive Zukunftsbilder brauchen, die ich auch liefere. Gerade kürzlich durfte ich auf einer Veranstaltung einen Impuls geben und habe einen Tag im Jahr 2040 geschildert mit veränderter Mobilität, verändertem Einkaufsverhalten mit Mietmodellen für Kleidung etc. Aus meiner Sicht müssen wir wegkommen von diesem gängigen Narrativ, dass Veränderungen für den Klimaschutz immer mit Verzicht verbunden sind, sondern im Gegenteil viel Mehrwert darin steckt. Wir müssen mehr die positiven Dinge in diesen Veränderungen hervorheben. Wichtig ist es einfach irgendwo anzufangen und zwar dort, wo für einen selbst die geringste Hürde besteht. Das ist individuell und kann für jeden etwas anderes bedeuten. Man sollte sich gerade zu Beginn nicht zu viel vornehmen, weil der Perfektionismusanspruch schnell überfordern und zu Frust führen kann. Das ist im Grunde wie bei einer Diät: scheibchenweise anfangen und sich selbst für kleine Schritte feiern. Für den einen ist es der Mehrwegbecher, für andere ist es die Abschaffung des eigenen Autos.
Schaffst du es Berufliches und Privates zu trennen?
Mein Weg zeigt zwar, dass man eher im Privaten anfängt, es dann letztlich aber doch mit ins Unternehmen nimmt und schaut, wie man den eigenen Job nachhaltiger gestalten kann: Was sind die richtigen Fragen und was kann ich mit meinem Team besprechen?! Wir sind eben eine Person und können Berufliches und Privates nicht wirklich voneinander trennen. Insofern ist es einfach wichtig, irgendwo anzufangen, dann ist es fast ein Selbstläufer. Wenn man Blut geleckt hat und die ersten Erfolge feiert, möchte man auch den nächsten Schritt gehen.
„Wir müssen auch Räume dafür schaffen, dass der Weg ein Ausprobieren ist. An vielen Stellen ist es auch einfach nicht leicht.“
Du sagst, wer dich als Speakerin bucht, bekommt keine Horrorszenarien über den Untergang der Welt, sondern Lösungsansätze, die gute Laune machen. Wie sehen denn Lösungsansätze aus und wen würdest du hier besonders ansprechen?
Das schönste Feedback ist für mich, wenn sich andere durch mich entlastet fühlen. Weil ich immer sage: Es geht nicht darum, perfekt zu sein, und das gilt sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Viele sprechen schon gar nicht mehr darüber, was sie alles Tolles tun, aus Angst vor Kritik. Wir müssen verstehen, dass Nachhaltigkeit ein Weg ist, auf dem auch mal was schief läuft. Und an vielen Stellen ist es auch einfach nicht leicht. Als ich damals anfing, mich Green Janine zu nennen, gab es bei mir im Social Media Bereich schon mitunter auch “Bashing”. Ich würde ja keine nachhaltigen Turnschuhe tragen oder hätte einen Einwegbecher in der Hand gehabt. Irgendwann habe ich den Spieß dann einfach umgedreht und bin offensiv damit umgegangen, dass ich mich zwar bemühe, aber auch ich eben nicht alles schaffe. Das war nicht nur für mich eine Erleichterung, sondern auch für viele andere: Green Janine ist offen für “Unperfektion” — sie will einfach nur, dass wir anfangen (lacht).
Bild: © Ben Knabe
Dein aktuelles Buch heißt: WARUM FRAUEN DIE WELT RETTEN WERDEN UND MÄNNER DABEI UNERLÄSSLICH SIND. Worum geht es da und warum werden wir Frauen die Welt retten?
Ich habe das Buch gemeinsam mit Ines Imdahl geschrieben, die Marktforscherin und Psychologin ist. Sie hat eine Studie erstellt und diese Ergebnisse haben wir dann als Basis genommen, um dieses Buch zu schreiben. Wir haben vermeintliche Schwächen von Frauen, die so durch die Gegend geistern, in Stärken umgewandelt und dabei erklärt, was das der Gesellschaft und auch den Männern für die Zukunft bringt. Beispiele wie “Du bist so kompliziert” oder “Du bist so schrecklich emotional” kennen ja viele Frauen. In dem Buch haben wir sechs Thesen aufgeführt. Eine vermeintliche davon ist, wie schon erwähnt: “Frauen sind so kompliziert”. Man kann anders formuliert auch sagen: “Frauen denken in komplexen Zusammenhängen und mit mehr Weitsicht”. Das ist ein Beispiel für eine Stärke, die wir daraus formuliert haben. Gerade, wenn wir neue Geschäftsmodelle etablieren wollen und neue Fragestellungen haben, ist vorausschauendes komplexes Denken von Vorteil, weil es beispielsweise Risiken minimiert. Männliche Stärken liegen eher im Linearen.
„Fakt ist, dass wir immer noch auf halber Kraft fahren, weil wir weibliche Stärken immer noch als vermeintliche Schwächen sehen und sie deshalb in den gesellschaftlichen Diskurs nicht einbinden und so auch nicht nutzen können.“
Wenn wir uns mit sämtlichen Fragestellungen auseinandergesetzt haben, ist es irgendwann unerlässlich, auch mal anzufangen. Dafür ist wiederum das lineare Denken gut. Eine weitere Sache, die Frauen mitbringen, ist das Kümmernde, Emotionale und sich verantwortlich zu fühlen. Auch das ist gesellschaftlich ein großer Mehrwert. Carearbeit leisten nach wie vor überwiegend Frauen. Und sich beim Einkaufen beispielsweise von Kleidung zu fragen, wie es jetzt anderen Menschen auf der Welt geht, welche Auswirkungen das auf den Anfang der Lieferkette hat und wer es unter welchen Bedingungen produziert hat, schafft Fortschritte. Die globale Empathie bringt uns auch hier ein großes Stück weiter. Das sind mal zwei von sechs Thesen, wie Frauen zur Rettung der Welt beitragen. Auch hier muss man ergänzen, weil es hin und wieder falsch verstanden wird, dass wir nicht das biologische Geschlecht meinen, sondern dabei auf die gesellschaftliche Entwicklung verweisen. Alle Geschlechter können alle Stärken anwenden. Fakt ist, dass wir immer noch auf halber Kraft fahren, weil wir diese Stärken immer noch als Schwächen sehen und sie deshalb in den gesellschaftlichen Diskurs nicht einbinden und auch nicht nutzen. Das können wir uns bei all den multiplen Krisen, vor allem auch der Klimakrise, nicht leisten. Wir brauchen mehr Geschwindigkeit und können auf die 50% zukünftig nicht mehr verzichten.
„Es wird eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein, Veränderungen, die von außen kommen, als Chance zu begreifen.“
Unsere Bonusthese ist übrigens, dass wir durch die Selbstkritik, die die Frauen oft üben, in einem ständigen Optimierungsprozess stecken, der aber gleichzeitig auch positiv für die Gesellschaft ist. Dieser darf nur nicht zur völligen Verausgabung, Überanstrengung und zum Burnout führen. Da muss man gut für sich sorgen. Andererseits ist dieses permanente „sich selbst hinterfragen“ auch eine wertvolle Stärke, die wir mitbringen, um uns selbst und Prozesse zu optimieren. Es wird eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein, Veränderungen, die von außen kommen, als Chance zu begreifen. Wir alle sind Gewohnheitstiere und verharren gerne in dem was wir haben und was wir kennen, deswegen macht Veränderung vielen Menschen auch Angst. Es geht darum, den Menschen die Angst zu nehmen und ihnen aufzuzeigen, welche Chance für einen persönlich aber auch gesamtgesellschaftlich darin steckt und wie wir das weiter vervielfältigen können. Daher ist das positive Storytelling enorm wichtig!
In “Going Green — Warum man nicht perfekt sein muss, um das Klima zu schützen” erzählst du authentisch, ehrlich und mit viel Humor von Hindernissen und Konflikten, aber auch von so manch schöner Überraschung, die der Sprung in das neue grüne Leben mit sich brachte. Deine Geschichte zeigt, dass wir nicht perfekt sein müssen, um das Klima zu schützen – es reicht ein erster Schritt. Man denkt an: Klimafreundlich reisen, abfallfrei einkaufen, Bio essen, Energie sparen – wo soll man nur anfangen, wenn man nachhaltig leben will. Wie können wir denn alle anfangen einen kleinen Beitrag zu leisten? Welche positiven Erfahrungen hast du hier gemacht?
Ein großes Thema ist hier die Lebensmittelverschwendung. Das fing bei mir persönlich im Kleinen an. Später wurde mir dann mehr und mehr bewusst, was das eigentlich für ein Wahnsinn ist, den wir da betreiben. Ich glaube, man muss schon genau hinschauen, in welcher Lebenssituation man sich befindet und welche Muster man vielleicht auch von Zuhause übernommen hat. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo es einerseits viele Dinge aus dem Garten gab, man aber auch einmal in der Woche einen Wocheneinkauf gemacht hat. Das habe ich mitgenommen und fortgesetzt, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon in unterschiedlichen Städten in Deutschland gelebt habe, zeitweise auch Single und viel unterwegs war. Entweder war ich dann abends gar nicht zu Hause oder mit den Kolleginnen und Kollegen essen. Fakt war also, dass ich über Jahre ‑bedingt durch den Wocheneinkauf- einen vollen Kühlschrank hatte, aber viel wegschmeißen musste.
Irgendwann fing ich dann an genauer hinzuschauen, nicht nur, weil es moralisch verwerflich war, Lebensmittel in die Tonne zu werfen, sondern auch, weil ein großer Kostenapparat dahintersteckte. Man hätte ja schlichtweg auch einfach mehr im Portemonnaie, wenn man gezielter einkaufen würde. Zum Glück haben wir die Kurve gekriegt und kaufen nun mehr nach Bedarf ein. Bedenken muss man hier aber ehrlicherweise auch, dass in der Stadt die Infrastruktur gegeben und der nächste Supermarkt gleich um die Ecke ist. Das war für uns der Gamechanger. Aber selbst auf dem Land kann man sich die Zutaten für die Mahlzeiten gezielter aufschreiben oder einen Wochenplan erstellen. Man sollte einfach mal überdenken, welches Einkaufsverhalten zu welcher Lebenssituation passt.
„Das Ohr auf diese Weise an der Stimme der Gesellschaft zu haben ist für mich sehr positiv.“
Das zweite Thema Mobilität war für mich ebenfalls ein spannendes und emotionales. Auf dem Land war der Führerschein mit dem Beginn der Freiheit verbunden. Ich habe das Auto viel genutzt und dieses Verhalten dann auch mit in die Städte genommen. Erst im Zuge meiner eigenen Umdenkprozesse habe ich dann realisiert, dass ich ja eigentlich permanent im Stau stehe. Irgendwann fuhr schließlich in Berlin mal ein Lastenrad an uns vorbei und so haben wir den Gedanken gehabt, das Auto abzuschaffen. Fragen kamen auf, was das an Geld und Emissionen sparen würde und inwiefern das mit Kleinkind und Eltern im ländlichen Raum überhaupt realistisch wäre. Der Plan, das Auto einfach weniger zu nutzen, ging nicht auf und daher haben wir das Auto und somit ein großes Stück Freiheit aufgegeben und sind ab sofort mit Lastenrad, ÖPNV und Carsharing an unsere Ziele gekommen. Wir haben es nicht bereut und fahren inzwischen mit einem Lächeln an Staus vorbei (lacht). Auch die Begegnungen mit anderen Menschen ist hier so wertvoll und zu sehen, was sie lesen oder worüber sie reden. Das Ohr auf diese Weise an der Stimme der Gesellschaft zu haben ist für mich sehr positiv.
Warum denkst du scheitern so viele an der Umsetzung, obwohl es sich doch besser anfühlt und auch glücklicher macht? Und was hat es mit der Idee auf sich, Erlebnisorte zu schaffen, an denen Menschen mehr Nachhaltigkeit erfahren können?
Unter dem Stichwort Reallabore und Erlebnisräume muss einfach mehr stattfinden. Das kann überall und permanent sein. Man muss da für ein Beispiel bezüglich des Umbaus einer Stadt und des damit verbundenen Verkehrsmanagements nur nach Frankreich bzw. Paris schauen. Die Bürgermeisterin dort hat schon vor einigen Jahren beschlossen, eine “15 Minuten Stadt” zu schaffen, also dass man innerhalb dieser Zeit alles Wichtige bzw. alle Grundversorgungen erreichen kann und bestenfalls sogar den Arbeitsplatz. Inzwischen hat sie durch den Umbau der Stadt und das Schaffen vieler Fahrradwege eine große Anzahl an Privatautos aus der Stadt verdrängt.
„Man muss Alternativen schaffen, wenn man versucht etwas zu verändern oder gar zu verdrängen.“
Zunächst hat man das für unrealistisch gehalten und ihr keine weitere Amtszeit vorausgesagt, aber genau das Gegenteil war der Fall. Sie ist sogar mit einem höheren Stimmenanteil wiedergewählt worden. Das zeigt wieder auf, dass man Alternativen schaffen muss, wenn man versucht etwas zu verändern oder gar zu verdrängen. In dem Moment, wo ich Fahrradwege ausbaue oder Sharing-Angebote schaffe und neue Geschäftsmodelle anbiete, schauen Menschen hin. Das gilt ja auch nicht nur für den Bereich Mobilität sondern auch für Miet‑, Kleidungs- oder Second Hand Modelle. In dem Moment, wo es keine große Hürde mehr ist, wie durch Reallabore oder Erlebnisorte, wird es umsetzbarer. Man muss sich nur einfach mal trauen, andere Bedingungen zu schaffen, die Alternative “bessere und zukunftsfähigere Lösung” zu priorisieren und in den Vordergrund zu rücken und sie ganz leicht zugänglich machen. In der Theorie ist es oft schwierig, Veränderungen herbeizuschaffen, weil man ja nichts dabei empfindet. Besser ist es zu riechen, zu schmecken und zu fühlen, und so zu erkennen, dass die Veränderung zu etwas Positivem führt. Das geht eben nur, wenn man es erlebt.
Bild: © Ben Knabe
Außerdem hast du 2018 „Futurewoman“ ins Leben gerufen, um Frauen vorzustellen, die mit ihrer Arbeit und ihrem Wissen dazu beitragen, unseren Planeten lebenswert zu erhalten. Hier werden Frauen in der Nachhaltigkeit sichtbar gemacht und in ihren Karrieren gefördert. Bitte erzähl uns ein bisschen darüber.
Im Grunde ist “Futurewoman” ein aus der Wut entstandenes Projekt, was ich in einen konstruktiven Lösungsvorschlag kanalisiert habe. Bei vielen Veranstaltungen, die ich moderiert habe, standen überwiegend Männer auf der Bühne. Gleichzeitig habe ich aber genau auf diesen Veranstaltungen tolle Frauen kennengelernt, die zwar nicht auf der Bühne gestanden haben, aber mit viel Expertise in unterschiedlichen Fachbereichen der Nachhaltigkeit arbeiten. Irgendwann habe ich nicht mehr verstanden, warum wir so geschlechterungerecht besetzte Programme haben. Und dann hat eine Veranstaltung das Fass zum Überlaufen gebracht, wo es ausschließlich männliche Laudatoren, Preisträger und Moderatoren gab.
2018 bin ich zunächst mit der Seite Futurewoman.de an den Start gegangen, wo ich unterschiedliche Frauen vorgestellt habe, um sie sichtbar zu machen. Das ist dann schnell gewachsen. Wir haben dann ein Netzwerk daraus gemacht und schließlich auch eine UG gegründet, worauf mich eine meiner Mitgründerinnen gebracht hat. Auf der einen Seite wollen wir Programmschaffenden und Medienmachenden, die ihre Veranstaltungen und Programme geschlechtergerechter aufstellen und die weibliche Perspektive integrieren wollen, die Arbeit zu erleichtern. Auf der anderen Seite steht dann aber noch der Austausch der Frauen innerhalb des Netzwerks und auch interdisziplinär am Thema Nachhaltigkeit zu arbeiten und sich gegenseitig mit der jeweils eigenen Expertise zu unterstützen. So fördert man den Bereich Nachhaltigkeit und auch das Thema Karrieren in der Nachhaltigkeit. Das wird ja zum Glück auch im unternehmerischen Kontext immer wichtiger.
„Ich glaube, dass wir dann richtig gut sein können, wenn wir mit viel Leidenschaft und Emotionalität dahinterstehen.“
Du sagst die Geburt deines Sohnes im Jahr der Fukushima-Katastrophe 2011 war für dich der Startpunkt in ein nachhaltigeres Leben. Wie schaust du jetzt mit deinem Wissen und deiner Erfahrung als Mama auf alles und was wir tun müssen? Was möchtest du jungen Menschen zurufen, Stichwort: Glaube an die eigenen Träume (auch bei allem Widerstand im Umfeld)?
Ich möchte wirklich allen zurufen ihren Leidenschaften zu folgen und glücklich darüber zu sein, wenn sie sie ausleben dürfen und ein für sich passendes Thema zum Beruf zu machen. Ich glaube, dass wir dann richtig gut sein können, wenn wir mit viel Leidenschaft und Emotionalität dahinterstehen. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass viele junge Menschen gute Ideen haben und sich aus dem jeweiligen Lebenskontext die richtigen Fragen stellen und “out of the Box” denken. Nur, weil wir es bisher so gemacht haben, heißt das nicht, dass wir es weiterhin so machen müssen. Sich zu trauen, unser System neu zu denken und sich Fragen zu stellen wie “Wie möchte ich in der Zukunft leben und was ist für mich ein gutes Leben?” und auch zum Thema Karriere “Was ist für mich Karriere und ist es nur bedingt durch Wachstum, mehr Geld, mehr Einkommen und Erfolg — und was ist überhaupt Erfolg für mich?” bringt uns weiter. Ich habe mal von jemandem gehört, der auch als Speaker unterwegs ist, dass er nur dann eine Idee von sich richtig gut fand, wenn er den meisten Gegenwind bekommen hat und ihn genug Menschen für bekloppt gehalten haben. Dann wusste er, dass er auf dem richtigen Weg ist. Das kann ich nur unterschreiben. Ich sehe es immer als positiv besetzte Challenge mit mir selbst an. Wenn andere sagen “Jetzt ist sie durchgedreht”, sage ich mir “Gut, dann machen wir es jetzt erst recht” (lacht)…
Das ganze Interview hier auf YouTube und Spotify.
Janine Steeger sagt: „Mich treibt die Frage um, wie wir in Zukunft leben müssen, um den Planeten zu retten. Dabei ist es mir wichtig Lösungen zu präsentieren und andere Menschen für einen Futurelifestyle zu begeistern, ohne dabei belehrend zu sein.“, sagt sie. 2018 hat Janine außerdem die Seite FUTUREWOMAN.de ins Leben gerufen. Eine echte Herzensangelegenheit für sie, weil die vielen Frauen, die Grüne Heldinnen sind, in ihren Augen viel zu wenig Beachtung finden.
Mehr unter: www.janine-steeger.de
Bild: © Jörg Streulau