Gemeinsam für eine bessere Welt

“Du hast immer die Wahl!”

Christin Prizelius | 21.08.24 | Interview mit Katja Frenzel | © Sonja Fritzsche, Katja Frenzel

Katja Frenzel sagt über sich selbst ihr Weg war alles andere als geradlinig und macht viele verschiedene Dinge, aber alle mit Herzblut, Neugier, Freude und viel Humor. Sie ist Schauspielerin, Schauspielcoach für Kinder, Systemischer Coach und Glückslehrerin. Durch ihre eigenen Kinder hat sie gesehen, wie großartig es ist, vor allem Kinder dabei zu begleiten ihr kreatives Potential zu entfalten. Das hat ihrem Leben noch einmal eine völlig neue Richtung gegeben. Uns lässt sie sehr persönlich und sympathisch auf ihren Weg schauen…

Liebe Katja, du bist u.a. Schauspielerin, Schauspielcoach für Kinder, Systemischer Coach und Glückslehrerin. Wie ist das für dich und mit welchen Erfahrungen ist es verbunden, wenn die eigene Arbeit so vielfältig ist?

Es hat bei mir ja unterschiedliche Gründe, dass meine Arbeit so vielfältig ist. Schauspieler haben bekanntlich auch mal länger keine Jobs und ich hatte alleine eine Familie mit vier Kindern zu ernähren. Daher musste ich schauen, dass ich mich breit aufstelle. Irgendwann fing ich schließlich an, parallel am Set und an Schulen als Schauspielcoach für Kinder zu arbeiten. Durch meine eigenen Kinder kam ich zu der Erkenntnis, dass sie viel mehr Spaß in der Schule brauchen. Aber auch am Filmset habe ich gemerkt, dass es häufig viel zu ernst zuging. Es wurde viel gefordert und oft ging der Spaß für die Kinder dabei verloren, was ich sehr schade fand und gerne ändern wollte. Ich selber kenne es ja vor der Kamera zu stehen und kann daher auch hinter der Kamera gut unterstützen. Das habe ich dann auch 12 Jahre lang sehr erfolgreich gemacht, dann aber irgendwann gemerkt, dass ich selber müde und kaputt vom vielen Arbeiten und Kinder managen war. Ich stand kurz vorm Burnout! Also habe ich mich nach etwas gesucht, was mich, stärkt und meine Arbeitsbereiche vereint und hilft Kindern mehr Lebensfreude zu vermitteln, obwohl sie sich den Herausforderungen des Lebens stellen müssen.

„Durch die Ausbildungen habe ich gemerkt, wie man das Leben noch sehen kann oder Dinge besser einordnet. Ich habe gemerkt, dass es nicht nur darum geht, Geld zu verdienen, sondern auch darum was man der Welt zu geben hat.“

Mit welchen Herausforderungen ist das vielleicht aber auch verbunden?

Ich habe keine tägliche Routine bei den vielen Jobs. Egal in welchen Bereich ich gerade, möchte ich, dass die Menschen möglichst viel davon haben. Dann ist es eben sehr arbeitsintensiv im Thema zu sein, weil ich mich immer wieder einarbeiten muss. Aktuell steht das Thema Glück wieder ganz groß an und ich lese meine ganzen Notizen, die ich dazu schon mal ausgearbeitet habe, aber auch die Bücher dazu und das kostet viel Zeit.

Du sagst: “Man hat immer die Wahl. Entweder ein Gestalter zu sein oder dem Leben hinterher zu rennen!” Ist das bei dir immer gleich? Wie gehst du damit um, wenn es vielleicht doch mal nicht so rund läuft?

In erster Linie bin ich ja ein Mensch und schaffe es auch nicht immer (lacht). Manchmal sitze ich da und frage mich, was denn heute wieder los ist. Den Zustand zu registrieren, dass es einem nicht gut geht, und zu erkennen, warum, dauert manchmal… Auch ich brauche manchmal eins, zwei Tage, um zu erkennen, dass ich wieder in einen Negativzyklus reinrutsche. Der allerwichtigste Satz im Leben ist für mich dann: “Du hast die Wahl!”. Denn das ist, wie ich finde, genau das Gegenteil von dem, was man uns in den Nachrichten suggeriert. Dort bekommen wir immer wieder gesagt, dass wir keine Wahl haben und wir ausgeliefert sind. Das stimmt nicht. Es ist einfach nicht wahr. Es gibt einen schönen Satz, der heißt: “Nicht die Umstände verursachen, dass es dir schlecht geht, sondern deine Beurteilung davon.” Das halte ich für sehr wichtig!

„Manchmal passiert etwas, damit man die Chance hat, die Richtung in seinem Leben zu ändern.“

Hast du ein Beispiel?

Wenn man beispielsweise einen Unfall hatte, fühlt man sich hilflos und fragt sich, was das ganze sollte… Vielleicht ist man sogar im Krankenhaus gelandet! Das ist doch alles furchtbar! Was du aber nicht weißt ist, warum das Leben dich gerade jetzt „ausgebremst“ hat. Man weiß es einfach nicht… Manchmal passiert etwas, damit man die Chance hat, die Richtung in seinem Leben zu ändern. Das ist ja oft so, wenn irgendwelche energetisch bedeutsamen Ereignisse passieren, wie eine Kündigung oder wenn eine Partnerschaft zerbricht. Das bedeutet immer, dass die Richtung in deinem Leben nicht stimmt. Das Leben sagt dir nur Bescheid. Wenn du es so siehst, dann arbeitet das Leben nie gegen dich. Dann realisiert man plötzlich: “Ok, ich bin jetzt gegen eine Wand gelaufen. Und wenn ich es nochmal tue, wird es weh tun. Also suche ich einen anderen Weg! Ich kann mir natürlich auch wiederholt sagen: “Warum hatte ich diesen Unfall?!” Aber das ändert nichts, ich fühle mich nur noch mehr als Opfer der Umstände! Wäre der  Unfall eine echte Wand, würde ich ja auch nicht nochmal dagegen rennen, sondern die Richtung ändern! Also warum nicht auch gedanklich?! So hat man die Wahl zu sagen “Gut, dass mir das Leben einen Tipp gibt, damit ich mich nicht verrenne…” oder “Ich bin ein Opfer der Umstände”. Das kann man auf viele Situationen übertragen.

„Vieles liegt nicht in unserer Hand. Auch Leben und Sterben liegen nicht in unserer Hand. Wir können nur den Moment, in dem wir leben, und das Jetzt gestalten.“ 

Schaffst du das für alle Lebensbereiche so zu sehen? 

Man muss sich ehrlicherweise schon auch bewusst machen, dass es Dinge gibt, die einfach nicht in unserer Hand liegen. Es gibt globale Zusammenhänge, die wir in dieser Größenordnung nicht beeinflussen können, aber das heißt nicht, dass wir nichts tun können. Das Leben ist wie eine Welle und es geht immer hoch und runter. Alles ist Frequenz Wenn es sich also nach unten bewegt, dann gibt es naturgemäß auch wieder eine Gegenbewegung nach oben.  Durch dieses Wissen habe ich ein Vertrauen ins Leben entwickelt. Auch wenn es gerade danach aussieht, dass es Krieg gibt, kann es gut sein, dass  diese Gefahr eine starke Friedensbewegung nach sich zieht, die vieles zum Guten wendet. Im Moment weiß nur Keiner wie tief diese Welle geht. Es liegt nicht in unserer Hand. Auch Leben und Sterben liegen nicht in unserer Hand. Wir können nur den Moment, in dem wir leben, das JETZT gestalten. Aber wenn Schluss ist, ist Schluss und dagegen können wir nichts machen. Wenn man das realisiert, nimmt es ein bisschen den Druck raus alles kontrollieren zu müssen. 

Dein Vater war Puppenspieler, deine Mutter Theaterschauspielerin in Schwerin. Du hast als Jugendliche eigentlich gesagt, selber nie Schauspielerin werden zu wollen. Heute bist du eine und das sehr erfolgreich. Wie kam es dazu? 

Meine Haltung, nicht Schauspielerin werden zu wollen, war sehr massiv. Ich wollte es auf gar keinen Fall (lacht)! Aber zu der Zeit, wo meine Eltern am Theater bzw. Puppentheater tätig waren, war alles noch ein bisschen anders. Der Ton am Theater war ziemlich harsch und es ging sehr existenziell zu. Die Kritik an den Schauspielern war mitunter so vernichtend, dass es meiner Mutter manchmal tagelang nicht gut ging. Mein Vater war sogar Alkoholiker, weil er diesen Druck nicht ausgehalten hat. Für mich hat sich Schauspielerei dann von klein auf an damit verbunden, nicht zu Hause und für meine Kinder da sein zu können, gebrochen zu werden um erfolgreich zu sein und mein Leben nicht im Griff zu haben. Also warum sollte ich diesen Beruf machen — das bisschen Applaus dann auch egal?! Es gab einfach zu viele negativen Verknüpfungen. Erst durch einen Zufall und die Not, mit 17 mein Kind ernähren zu müssen, brachten mich dann doch dazu. Vom Drehen war ich total begeistert. Bei Film ging alles auch ein bisschen anders zu. Es war viel mehr Wertschätzung da und es wurde anders gearbeitet. Auf diesem Wege habe ich „Blut geleckt“ und fing an mich weiterzubilden. Allerdings hat mich das nicht immer so erfüllt. Denn anders als beim Theater ist es ja teilweise wirklich erstaunlich, was fürs Fernsehen an Inhalten geschrieben wird… Deswegen kam mehr und mehr die Sehnsucht auf meine Arbeit doch mit etwas mehr Sinn zu füllen!

Gab es in all den Jahren mal eine absolute Lieblingsrolle und wenn ja was hatte sie mit “der Katja” zu tun?

Eine Rolle, die sehr mag und jetzt auch immer noch spiele, ist die Tina Berger-Richter aus “Rote Rosen”, weil sie einfach viel mit mir zu tun hat. Sie ist naturverbunden, eine Macherin und lebt ihre Träume. Sie probiert einfach aus, was sie machen will, und lässt sich nicht von den Ängsten um Finanzielles kleinkriegen. Manchmal ist Tina mit dem Mund auch schneller als mit dem Kopf (lacht), und das “Problem” habe ich schon auch hin und wieder selber manchmal. Außerdem mag ich an ihr, dass sie eine Figur ist, die mitunter die Meinung der Leute spaltet. Die Herausforderung dabei ist, den Mut zu haben auch mal unsympathisch zu sein. Auch wenn es einige vielleicht nicht mögen, und sich darüber aufregen. Das ist aber genau das, was ich erreichen möchte: So kommen Menschen ins Nachdenken, auch über ihr eigenes Leben. Und wenn ich also polarisiere, ist mir das recht.

 „Ich wollte den Kindern die Chance geben, ihnen zu zeigen wer sie sind. (…) Natürlich nehmen sie diese positive Erfahrung dann mit fürs Leben.“ 

Du bist außerdem Mama von vier Kindern. Deinen ersten Sohn hast du sehr jung bekommen. Du sagst durch deine eigenen Kinder hast du gesehen, wie großartig es ist, Kinder dabei zu begleiten ihr kreatives Potential zu entfalten. Vor knapp 20 Jahren hast du dann angefangen mit Kindern in der Schule Theater zu spielen, sehr bald darauf dann auch Kindercoachings an Film-Sets übernommen. Wie ist es mit Kindern in diesem Bereich zu arbeiten? Was gibt man ihnen auf diese Weise Stärkendes mit?

Das sind zwei verschiedene Felder, in denen ich bisher unterschiedliche Erfahrungen gemacht habe. Einmal war ich in einer staatlichen Grundschule, wo ich absolut geschockt über die Zustände war. Viele Lehrer und Lehrerinnen wussten nichts über ihre Schüler und waren nur auf „Durchziehen und Leistung“ ausgerichtet. Es hat mir richtig weh getan, dass es sie gar nicht interessiert hat, wer da eigentlich sitzt. Damals dachte ich, dass ich den Kindern gerne die Chance geben würde, herauszufinden wer sie sind und auch mal eine andere Seite von sich zu zeigen. Und zwar nicht diese vorverurteilte Seite, die man auf Schüler- bzw. Lehrerseite von ihnen bereits hat. Das ist ein großer Punkt beim Theaterspielen. Die Kinder erleben sich noch einmal in ganz anderen Rollen und sehen dadurch, welche Seiten noch in ihren Mitschülern oder in ihnen selber stecken. Sie können sie eine andere Seite von sich zeigen, was sie sich sonst nicht trauen würden, weil sie ja bereits abgestempelt sind. Es ist für Kinder schön zu erleben, dass der Teil in ihnen auf einmal Anklang findet, den sie bisher nicht rauslassen konnten. Natürlich nehmen sie diese positive Erfahrung dann mit fürs Leben: Der Mut zu erkennen, was alles in einem steckt und das auch zu leben.

„Die Hauptarbeit am Set ist die Kinder entspannt zu halten und sie zu stärken.“

Am Filmset wiederum geht alles viel schneller. Die Kinder haben hier nicht wochenlang Probezeit. Wenn ich Glück habe, gibt es ein paar Vorbereitungstage für sie. Wir sprechen dann über die Rolle und was sie sich dazu überlegt haben. Was sie für eine Person spielen, welche Gedanken sie sich macht und welche Sorgen, Ängste aber auch Stärken mit der Rolle zusammenhängen. An diesem Punkt schauen wir natürlich, was die Kinder jeweils an Stärken und Superkräfte haben und welche nicht, sie aber der Rolle gerne geben möchten. Aber auch, was sie noch gestalten und in die Rolle einbauen und ausprobieren können. Auf diese Weise machen sie dann auch gleich eine Erfahrung, was sie Stärkendes für sich mitnehmen können. Gleichzeitig muss man den Kindern aber durch diese Schnelligkeit auch immer etwas an die Hand geben, womit sie entspannen können und aufpassen, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Natürlich gibt es aber auch hier Menschen, die anderer Meinung sind und auch Eltern, die die Karrieren ihrer Kinder so pushen, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann und man nur denkt: Mach doch was aus deinem eigenen Leben! 

Was sind das dann für Tools?

Die Hauptarbeit am Set ist daher die Kinder vor allem entspannt zu halten und sie zu stärken. Ich habe zum Beispiel kleine Talismänner. Das sind schöne Halbedelsteine Die Kinder bekommen sie in die Hand. Dann machen wir eine gedankliche Reise an Orte, wo sie sich wohlfühlen und zu Lieblings-Menschen oder Haustieren, Dinge oder Situationen, die ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Alle diese Erinnerungen werden darin gespeichert. Wenn sich die Kinder am Set dann müde fühlen, gebe ich ihnen den Stein kurz zum Auftanken.  Das funktioniert so gut, dass auch Erwachsene am Set so einen Stein wollten…

„Kein Kind wird unglücklich geboren.“

Außerdem bist du Lehrerin für das Schulfach Glück. Vor diesem Hintergrund stellte sich dir schon oft die Frage, warum sowohl Kinder als auch Erwachsene manchmal blockiert sowie voller Ängste und Selbstzweifel sind. Was ist deine Antwort darauf und wie schaffen wir es, ein glückliches Leben zu gestalten?

Ich glaube die Antwort darauf ist Erziehung! Kein Kind wird unglücklich geboren. Erziehung heißt ja im Grunde, dass du von deinen Eltern, der Schule oder der Gesellschaft „passend“ gemacht wirst. Du wirst zurechtgestutzt und quasi in eine Art „Box“ gepackt, in der du auf eine gewisse Weise funktionieren sollst. Du musst bestimmte Dinge in einem bestimmten Tempo lernen und wenn dem nicht so ist, bist du entweder entwicklungsverzögert oder Legastheniker. Du bekommst du einen Stempel aufgedrückt und zusätzlich werden deine Gefühle oft noch verurteilt: „Sei nicht so wütend oder bockig!“ Aber auch die Impulse, sich zu bewegen, werden in der Schule eingeengt. Alles, was man an natürlichen Ausgleichsfunktionen mitbringt, wird abtrainiert. Irgendwann ist man dann nur noch verkrampft und versucht sich entsprechend zu „verhalten“. Von deinem eigentlichen,  ursprünglichen Wesen ist am Ende der Kindheit nicht mehr viel da. Dann folgen Beruf und Karriere, dieser Weg wird fortgesetzt. Erst mal scheibt es ganz gut zu funktionieren aber irgendwann merken die Leute, dass sie sich ausgebrannt fühlen, traurig und depressiv. Das, was und wer sie sind, wurde ganz weit weggepackt und man versucht den Standards anderer zu genügen. Sich wiederzufinden ist in meinen Augen hier die große Aufgabe. Zu erkennen, wer ich bin und was ich zu geben habe. Alle von uns kommen mit einer Gabe, einer Besonderheit auf die Welt, die dringend irgendwo gebraucht wird. Das wiederzufinden, zu leben und zu seinem Beruf zu machen, ist, ist der Weg ins Glück. Nicht nur Kinder brauchen das „Schulfach Glück“, sondern auch Erwachsene! Ich habe auch schon Schulungen mit Führungskräften gemacht. Am Ende des Lebens geht es nicht darum, wie hoch dein Kontostand war, sondern ob du Liebe erfahren hast, in Deinen Beziehungen und deiner Arbeit. Und ob du das getan hast, was deine Sehnsucht war. Also, was hat mich glücklich gemacht. Menschen brauchen das Bewusstsein, dass sie gestalten können, und zwar aus sich heraus.

„So lange ich mich als Gestalter sehe, verläuft das Leben für mich immer in einer Aufwärtsspirale. (…) Glück ist auch ein Mindset.“

Du sagst Glück kann man nicht nur in erfolgreichen Momenten, sondern auch dann haben und empfinden, wenn man es geschafft hat Krisen zu überwinden und gestärkt daraus hervorzugehen. Inwiefern hat dir das schon geholfen?

Wenn man feststellt, dass das Leben einem gerade mal wieder die Tür vor der Nase zuschlägt und man in diesem Schreck und Kummer nicht hängen bleiben will, ist es wichtig sich selbst helfen zu können. Es hilft schon, dass man es anders einordnen kann oder auch andere Methoden an der Hand hat, um sich neu zu sortieren. Mich macht es glücklich zu wissen, dass das Leben mich nicht umhaut. Natürlich habe auch ich hin und wieder Tage, an denen ich traurig bin, weil ich meine bisherige Komfortzone auch geliebt habe. Aber dann wird mir irgendwann klar, dass ein Update kommt und es nicht bergab geht. Es sei denn, man entscheidet sich Opfer zu sein. Solange ich mich als Gestalter sehe, verläuft das Leben für mich immer in einer Aufwärtsspirale. Da ist gerade viel Bewegung, die man nutzen kann. Tut man das nicht, rollt das Leben einfach die Spirale hinunter.

Wenn ich in eine Krise komme, macht es mich glücklich zu sehen, dass dann im Grunde immer ein Raum entsteht, um kreativ zu werden. Wenn ich diesen Raum nutze, ist ganz viel Platz für die Dinge, die ich sowieso noch vor hatte, wenn nicht, bleibt ein schwarzes Loch! Die Entscheidung liegt bei mir. Es entsteht wieder Platz zum Gestalten. Natürlich müssen immer die Grundbedürfnisse erfüllt sein, sonst ist es selbstverständlich schwerer. Man bedenke aber, dass es Menschen in den ärmsten Gegenden der Welt gibt, deren Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind, die aber genau so glücklich sind, wie Menschen in Deutschland in der Mittelschicht. Das ist so, weil Glück eben auch ein Mindset ist. Wie schaue ich auf das Leben?! Sehe ich das, was da ist, oder was noch fehlt?! Die Menschen, die wenig haben, wissen oft, dass sie in einer Gemeinschaft sind, die sich unterstützt und alles tun würde, damit es dem anderen gut geht. Alle kämpfen gemeinsam ums Überleben und sind dankbar für das, was sie teilen können. Jeder ist gleich wichtig! 

Welche Stärke hilft dir besonders gut durchs Leben zu kommen?

Meine Stärken sind auf jeden Fall Humor, Phantasie und Kreativität. Humor hat mich schon sehr durch mein Leben getragen. Meine Schwester und ich haben schon gemeinsam über Situationen gelacht, in denen man eigentlich nur hätte weinen können. Man übertreibt und überspitzt die Situation dann so lange, bis wir vor Lachen nicht mehr können. Oder ich male schwarzhumorige Comics über Dinge auf der Arbeit, die mir auffallen und die nicht in Ordnung sind, und hänge sie dann aus. Dann lachen wir gemeinsam darüber und dann ist es auch verarbeitet.

Wie begegnest du deinen Schwächen?

Meine persönliche Schwäche, hmm das ist eine gute Frage (lacht). Ich glaube, dass ich manchmal zu schnell bin. Ich kann Dinge sehr schnell erfassen – das war schon in der Schule so. Hin und wieder fehlt es mir an der Geduld, Menschen die Zeit zu lassen, die Zusammenhänge selbst zu erfassen. Daher ist es für mich schon manchmal herausfordernd als Coach zu arbeiten. Dadurch, dass ich schon als Kind die Verantwortung für meinen alkoholkranken Vater übernehmen musste, habe ich eine Art Überverantwortlichkeit entwickelt. Ich habe schon von klein auf die Familie gemanagt und musste immer Probleme lösen. Das hat mich oft überfordert und manchmal habe ich das heute noch. Daher ist es für mich gleichzeitig auch heilsam als Coach zu arbeiten. Dabei geht es darum, Menschen zu leiten, damit sie  selbstständig in ihre Lösungen kommen.

„Ich schaue so selten wie möglich Nachrichten (…) Wir müssen uns bewusst werden, dass das, was wir immer wiederholt gesagt bekommen, einen Glaubenssatz in unserem Kopf formt. (…) wenn wir den glauben, haben wir verloren!“ 

Wie schaust du bei all den Entwicklungen im Außen auf alles und die Zukunft für unsere Kinder? Was macht das mit dir und wie schaffst du es optimistisch zu bleiben?

In meinen Augen ist es wichtig, dass man sich nicht mit der Weltsituation identifiziert. Ich bin nicht der Krieg in der Ukraine oder die politische Lage in gewissen Regionen der Erde, aber muss natürlich damit umgehen. Wie wir schon gesagt haben, finde ich es gut wissen, dass man gewisse Dinge einfach nicht in der Hand hat. Mir hilft es so selten wie möglich Nachrichten zu schauen. Für mich ist es wichtig, dass ich meinen Geist nicht mit Angst füttere, was ja leider durch die Medien passiert. Es wird immer so aufgearbeitet, dass wir den „Worst Case“ von allem sehen und erfahren. Wir müssen uns bewusst werden, dass das, was wir immer wiederholt gesagt bekommen, einen Glaubenssatz in unserem Kopf formt. Und wenn in unserem Kopf der Glaubenssatz entsteht, dass „Wir alle untergehen!“, haben wir verloren. Wenn etwas Gravierendes passiert, erfahre ich es schon, aber ich versuche es mir nicht jeden Tag in den Kopf pflanzen zu lassen. 

In meiner Welt gibt es zwei Pole. Der eine ist Angst und der andere Liebe. Bei allem, was man tut, muss man sich fragen, wer da jetzt eigentlich gerade spricht. Wenn ich die Nachrichten anmache, spricht da nicht die Liebe. Dann sprich die Angst. Ich entscheide mich aber bewusst für die Liebe und Selbstliebe. Deswegen mache ich die Nachrichten aus! Man kann nämlich nicht 2 Gefühle gleichzeitig fühlen, wenn ich also Liebe fühlen will, dann muss ich etwas anderes tun… Außerdem versuche ich darauf zu vertrauen, dass es eine Gegenbewegung zu allem gibt und ich versuche selbst Teil davon zu sein. Ich frage mich: Wie kann ich Menschen inspirieren und stärken, damit sie nicht aufgeben, sondern sich bewusst werden, dass jeder Gedanke und jedes Verhalten andere inspiriert und eine Welle erzeugen kann. Du hast nämlich immer Einfluss auf Andere, egal WAS du tust, indem du entscheidest, WIE du es tust!  DU hast die WAHL! Also immer schön weitermachen mit Dingen, die positiv sind (lacht), es erreicht andere —  immer!

Mehr unter: www.katjafrenzel.com

Hier geht es zum Podcast bei Youtube sowie Spotify.


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