Gemeinsam für eine bessere Welt

Ein Gespräch kann alles verändern…

Christin Prizelius | 02.06.25 | Gastbeitrag von Oliver Berlin | © Pexels, Stefan Haehnel

Die Online Plattform „Little World” verbindet eingewanderte Menschen mit ehrenamtlichen Sprachpaten, um in gemeinsamen Gesprächen Deutsch zu üben und sich auszutauschen. So lernt man interessante Menschen und verschiedene Kulturen kennen, und oft entstehen wunderschöne Freundschaften. Mitgründer und Geschäftsführer, Oliver Berlin, hat uns dazu diesen Gastartikel geschrieben.

Sprache verbindet – und eröffnet neue Wege

Im Februar begann für Amina ein neues Kapitel: Die 26-jährige Montenegrinerin, Mutter von drei kleinen Kindern, startet ihr Wunschstudium im Fach Personalmanagement – und das, nachdem sie kurz zuvor erfolgreich die anspruchsvolle C1-Prüfung in Deutsch bestanden hat. Ein Kraftakt, den sie nicht allein bewältigen musste. „Verstehen, hören, okay, kann ich. Schreiben lässt sich gut mit KI üben. Aber was mache ich mit dem Sprechen?“, fragte sie sich – und fand die Antwort auf der Plattform Little World. Mit zwei engagierten Gesprächspartnerinnen an ihrer Seite hat sie sich in nur zehn Wochen intensiv vorbereitet. Was mit digitalen Gesprächen begann, wurde zu einer Freundschaft – und zum Sprungbrett in ein selbstbestimmtes Leben.

„Zahlreiche Studien belegen, dass wir eine Fremdsprache am effektivsten lernen, indem wir sie aktiv anwenden.”

Reden statt Pauken 

Wie Amina geht es vielen Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen. Sie möchten in der deutschen Gesellschaft ankommen, Anschluss finden und ein neues Leben aufbauen. Und merken schnell: Der Schlüssel dazu ist die Sprache. Zahlreiche Studien belegen, dass wir eine Fremdsprache am effektivsten lernen, indem wir sie aktiv anwenden. Möglichst regelmäßig und am besten im Austausch mit Muttersprachlern. Doch oft fehlen neu Zugezogenen die Gelegenheiten dazu – insbesondere in ländlichen Regionen, in denen Integrationsangebote meist rar sind. Little World möchte daran etwas ändern. Und zwar mit einem denkbar einfachen Konzept: In nur 30 Minuten pro Woche können Menschen, die gerne Deutsch lernen wollen, mit Freiwilligen online ins Gespräch kommen. Kostenlos, zeitlich flexibel und nach eigenen Spielregeln. Die Inhalte werden frei gewählt. Falls es mal hakt, helfen unterstützende Materialien direkt auf der Plattform weiter. 

Wenn aus Gesprächen Brücken werden

Dank Little World entstehen so Verbindungen zwischen Menschen, die sonst vermutlich kaum in Kontakt gekommen wären. Wie zum Beispiel zwischen der 23-jährigen Studentin und einer 42-jährigen Mutter aus dem Irak, die beim nächsten Elternabend ihres Sohnes nicht nur anwesend sein, sondern auch mitreden möchte. Oder zwischen einem Rentner aus Brandenburg und einem jungen Geflüchteten, der von einem Ingenieurstudium in Deutschland träumt. Solche Begegnungen bauen Brücken. Sie fördern Integration und Teilhabe und helfen dabei, Vorurteile abzubauen. In Zeiten zunehmender Polarisierung und wachsender gesellschaftlicher Spannungen wird der Wert persönlicher Begegnungen immer deutlicher. Erst wenn wir einander zuhören, unsere Lebensrealitäten teilen und unsere Perspektiven austauschen, entsteht echtes Verständnis. Davon sind die Little World-Gründer absolut überzeugt.

 

„Und die Rückmeldungen ihrer Community bestätigen es: Fast alle Ehrenamtlichen berichten von einem tieferen Verständnis für andere Kulturen. Horizonte erweitern sich und Freundschaften entstehen.

Und die Rückmeldungen ihrer Community bestätigen es: Fast alle Ehrenamtlichen berichten von einem tieferen Verständnis für andere Kulturen. 86 % der Deutschlernenden fühlen sich bereits nach den ersten 10 Gesprächen sicherer in der deutschen Sprache und trauen sich nun auch im Alltag mehr zu. Horizonte erweitern sich und Freundschaften entstehen. Nicht selten entwickeln sich Verbindungen, die mit einem digitalen Austausch starten und irgendwann in realen Treffen münden. Oder zu einer solchen Begeisterung für das Little World-Konzept führen, dass manche Ehrenamtliche gleich mehrfach Sprachpatin oder ‑pate werden.

Sprachpartnerschaft mit Perspektive

Die Sprachpaten können dabei einen echten Unterschied machen. Denn für viele Deutschlernende geht es nicht nur um Kontakt und zwischenmenschlichen Austausch. Auch der Wunsch nach beruflicher Integration motiviert viele Zugewanderte – wie auch Amina – sich bei Little World anzumelden. Oft sind es junge Menschen, die eine berufliche Perspektive in Deutschland suchen, die studieren oder unbedingt eine gute Arbeit finden wollen. Dieser Faktor macht Little World natürlich auch für Unternehmen interessant. Denn auch sie können Teil der Little World-Community werden und dadurch frühzeitig mit jungen, talentierten Deutschlernenden in Kontakt kommen. Eine Win-win-Situation – und nicht zuletzt eine Möglichkeit, soziales Engagement zu zeigen und das CSR-Profil der Unternehmen zu stärken. 

Fazit: Ein Gespräch kann alles verändern

Little World zeigt: Es braucht nicht immer große, aufwendige Programme, um Integration zu fördern und einen gesellschaftlichen Unterschied zu machen. Oft reicht eine einfache Möglichkeit zum Austausch – auf Augenhöhe, mit Offenheit und Neugier. Ein einfacher Satz wie „Wie war dein Tag?“ kann so der Anfang für eine Verbindung sein, die weit über ein Gespräch hinausgeht. Und die Brücken schlägt zwischen Kulturen, Generationen und Lebensrealitäten

Oliver Berlin ist Mitgründer und Geschäftsführer von Little World, einer Plattform, die den interkulturellen Austausch durch digitale 1:1 Gespräche fördert. Er hat Little World im Jahr 2022 gegründet, nachdem er mehrere Jahre im Ausland verbracht und wertvolle interkulturelle Perspektiven gesammelt hat. Mit einem M.Sc. in Wirtschaftsingenieurwesen von der RWTH Aachen bringt er sowohl betriebswirtschaftliche als auch praktische Erfahrung in seine Arbeit ein. Sein Antrieb ist die Förderung von Chancengleichheit und der Zusammenhalt der Gesellschaft. Mit Little World bringen er und sein Team Menschen aus verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten zusammen und schaffen so ein besseres Verständnis und Inklusion.

Mehr dazu unter Little World.

Bild: © Stefan Haehnel


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