Sabine Petzl ist u.a. Schauspielerin in diversen TV-Serien, ausgebildete Sprechtrainerin sowie mit “KIBUKI das Kinderbuchkino” unterwegs und verschafft darüber hinaus noch Seniorinnen und Senioren mit ihrem Programm VERinnerLICHT unvergessliche Stunden. Mit uns wirft sie einen Blick auf ihren Beruf, Lieblingsrollen, Kraftorte, warum Kommunikation gerade in der aktuellen Zeit so wichtig ist, was ihr Antrieb hinter all ihrem Tun ist und was sie sich für die Zukunft wünscht. Sabine lebt gemeinsam mit ihrer Hündin Susi in der Nähe von Wien.
Sie sind seit vielen Jahren eine sehr bekannte, beliebte und erfolgreiche Schauspielerin und haben u.a. in Los Angeles beim Hollywood Acting Workshop Schauspielunterricht genommen. Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf?
Liebe Christin, erst einmal herzlichen Dank für die schöne Einladung. Ich freue mich sehr, dass Sie an mich gedacht haben. Mein Beruf gibt mir die Möglichkeit, Menschen zu berühren, und das ist etwas ganz Wichtiges für mich. Ich glaube gerade in so, nennen wir es mal ‑da wir ja positiv sein wollen- bewegten und herausfordernden Zeiten wie jetzt, ist da eine große Sehnsucht bei den Menschen, auf eine lichtvolle, positive oder erhellende Art und Weise bespaßt oder unterhalten werden zu wollen. Das ist für mich ein ganz wesentlicher Faktor dieses Berufs. Und sich natürlich auch in verschiedene Charaktere hineinzuversetzen und dadurch selber immer wieder auf eine andere Reise gehen zu können.
War Ihnen als junges Mädchen schon bewusst, dass Sie das irgendwann mal machen möchten, oder hat sich das mehr ergeben?
Sie werden lachen! Ich war, glaube ich, fünf Jahre alt und ich wusste einfach, dass das so kommt. Für mich war das klar. Ich habe alles ganz deutlich vor mir gesehen: die Bühne, die Scheinwerfer und alles. Vielleicht auch durch meinen Draht zum Tanzen. Auf jeden Fall habe ich es ganz deutlich vor mir gesehen, aus einem natürlichen kindlichen Instinkt heraus. Manche Leute lernen ja mühsam als Erwachsene wieder, was sie als Kinder irgendwann mal auf der Strecke gelassen und verloren haben, weil es ihnen aberzogen oder abtrainiert wurde. Dieses Visualisieren und Manifestieren haben Kinder ganz von selbst drauf. Bei mir war das ähnlich.
„Ein Auslandsaufenthalt ist ja für jedes Kind immer eine Horizonterweiterung und mein Sohn hat jetzt für immer wieder einen Platz, wo er weiß, dass er dort Freunde hat. Ich finde es sehr, sehr wichtig im Leben, dass man schon so früh wie möglich beginnt, sich über die Welt hinaus ein Netzwerk an Freunden zu schaffen und aufzubauen.”
Wie haben Sie als Österreicherin den Kontrast damals erlebt, als Sie für Dreharbeiten im Norden Deutschlands waren? Und was haben Sie und Ihr Sohn von dieser Zeit mitgenommen?
Wir sind ja hier bei “Pure & Positive” (lacht), daher versuche ich es auch positiv auszudrücken, aber ich war mitunter schon am Rande zur Depression, weil das Klima und das Wetter eigentlich so gar nicht mein Ding waren. Ich bin eher ein Sonnen-Sommer-und Flipflop-Typ. Und die Flipflops kamen da nicht oft zum Einsatz (lacht). Die haben verzweifelt aus dem Schrank herausgebrüllt. Man glaubt es kaum, weil lediglich 1200km Entfernung zwischen dort und meiner Heimat liegen, aber da war schon einiges anders. In Österreich empfinde ich alles als etwas weicher. Die Sprache ist weicher, das Klima ist weicher und der Charme der Leute ist weicher. Aber natürlich gibt es auch ganz, ganz humorvolle, lustige Menschen da oben. Der Humor der Norddeutschen liegt ja nah am britischen. Ja und kulinarisch war ich jetzt auch nicht so ganz erfüllt. Da kann man bei euch schon noch ein bisschen optimieren (lacht). Da ist noch ein bisschen Luft nach oben. Für die Dreharbeiten von der “Küstenwache” habe ich fast sieben Jahre in Schleswig-Holstein gelebt. Das war eine sehr prägende und interessante Zeit und meinem Sohn hat es gut gefallen. Ich habe tolle Leute kennengelernt, wir haben eine witzige Serie gedreht und es war für meinen Sohn auch eine tolle Horizonterweiterung. Ein Auslandsaufenthalt ist ja für jedes Kind immer eine Horizonterweiterung und er hat jetzt für immer wieder einen Platz, wo er weiß, dass er dort Freunde hat. Ich finde es sehr, sehr wichtig im Leben, dass man schon so früh wie möglich beginnt, sich über die Welt hinaus ein Netzwerk an Freunden zu schaffen und aufzubauen.
Das haben Sie eben sehr schön gesagt. Gerade auch in der jetzigen Zeit, wo man, finde ich, mehr zusammenrücken und im Positiven vernetzt sein muss, um sich einerseits zu unterstützen, aber auch energetisch verbunden zu sein und sich positiv auszutauschen.
Ganz genau. Es ist wirklich eine große Bereicherung, gerade für junge Leute. Möglichst viel kennenzulernen und unterwegs zu sein. Als mein Sohn ganz klein war, habe ich ihn zu den Drehs immer mitgenommen. So war er mit mir schon in Thailand, Namibia und sehr viel in Deutschland. Da hat er sicher sehr viel von mitgenommen, das glaube ich schon.
Wenn Sie jetzt auf die ganzen letzten Jahre zurückschauen, gibt es da eine Rolle, die Sie besonders gerne gespielt haben und wenn ja, warum?
Da gibt es zwei Rollen. Die eine ist natürlich die Rolle der Pilotin bei “Medicopter 117 – Jedes Leben zählt”. Das war eine unfassbar schöne Rolle, weil sie sehr viel mit der privaten Sabine Petzl zu tun hatte. Ich habe früher mal eine Zeit lang als Flugbegleiterin gearbeitet. Schon damals war das Fliegen für mich etwas ganz Besonderes. Und dann kam da die Rolle, wo ich auch sehr viel geflogen bin und immer vorne sitzen durfte (lacht). Das war wirklich eine entzückende, herzerfrischende Rolle und etwas ganz Besonderes. Und die zweite, von der ich spreche, haben wir in Hamburg gedreht. Die Serie hieß “Zwei Männer am Herd”. Da habe ich eine Italienerin gespielt, die schon Deutsch spricht, aber mit italienischem Dialekt. Das ist immer sehr heikel und man muss aufpassen, dass es nicht peinlich wird. Es hat mir große Freude bereitet. Das war auch sehr herzerfrischend und natürlich. Ich liebe Italien und die italienische Sprache, die Mode und die Musik.
Bild: © Sabine Petzl
Gibt es für Sie so etwas wie einen Lieblings- oder Kraftort, etwas, wo Sie wirklich Energie auftanken können?
Ja das gibt es. Ich bin ja inzwischen oft umgezogen, freiwillig und unfreiwillig, und kann keine Kartons mehr sehen (lacht) — dadurch wechseln diese Kraftorte auch, aber im Moment muss ich sagen, dass mein Kraftort immer irgendwo draußen in der Natur und irgendwo am Wasser ist. Ich bin mit meiner Hündin sehr viel draußen in der Natur und sie liebt das Wasser. Hier in Baden (Österreich) gibt es einen Fluss, die Schwechat, und das ist ein wunderschöner Ort. Man kann kilometerweit in alle Richtungen und am Fluss entlang laufen. Das schöne Helenental hat es mir dabei besonders angetan. Das ist so ein Kraftort für mich und da verbringen wir oft Stunden, vor allem im Sommer. Aber natürlich gibt es auch andere Kraftorte, wie zum Beispiel den Semmering-Hirschenkogel in der Nähe von Wien. Das ist einer der “Hausberge” der Wiener, wo sie auch im Winter zum Skilaufen hingehen. Dort gibt es einen Platz, der sich “20 Schilling Blick” nennt. Der Name kommt noch von unserer alten Währung. Die Geschichte darum kann mal mal googeln. Das ist ein Platz, wo es irgendeine besondere Magie gibt. Als ich in Salzburg, am Fuße des magischen Untersberg, gelebt habe, war das ähnlich. Durch den Dalai Lama ist das ebenfalls ein anerkannter Kraftort. Wenn man ein bisschen empfänglich ist für diese Dinge, spürt man diese Magie und eine besondere Kraft. Gerade an so magischen Orten kann man sich wieder an Erlebtes erinnern. Es ist besonders, dass dann nochmal zu fühlen. Alle Erlebnisse im Laufe unseres Lebens sind ja in uns abgespeichert, in jeder Zelle unseres Körpers oder unseres Bewusstseins. Wenn man sich an einem besonders magischen Ort aufhält und sich bewusst macht, wie es dort riecht und wie sich es anfühlt und alles was man da sieht, speichert man das ja ab und kann es jederzeit auch wieder abrufen. Das ist gut in Zeiten wie diesen.
„Ich glaube, darum geht es in Zeiten wie diesen absolut, dass man das Licht und die Energie hochhält und sich gut präsentiert.”
Sie sind auch ausgebildete Kommunikationstrainerin und da würde mich mal interessieren, wie es dazu kam?
Ich glaube, mittlerweile kann wirklich jeder beobachten, dass sich in den letzten vier Jahren viel verändert hat, und sich vor allem die Menschen verändert haben. Ich nenne es immer die Menschen sind sehr dunkel geworden. Das ist deutlich spürbar. Sie sind aggressiver und haben verlernt zuzuhören. Mit Ihnen jetzt zu sprechen ist sehr angenehm, um das mal kurz einzuwerfen, aber oft merke ich ‑wenn ich selber jemanden interviewe oder auch interviewt werde‑, dass die Menschen verlernt haben, zuzuhören. Das ist geradezu dramatisch. Und genau das leben wir ja wiederum den Kindern vor. Sie können dann auch nicht mehr zuhören und sich nicht mehr auf längere Geschichten konzentrieren, die man ihnen vorliest, weil sie in dieser digitalen Welt schon versklavt und von ihr hypnotisiert sind. Ich halte es für geradezu fahrlässig und gefährlich, kleinen Kindern schon Handys oder iPads in die Hand zu drücken oder sie vor dem Fernseher zu parken. Das Kinderprogramm von heute ist nämlich auch längst kein kindgerechtes Fernsehen oder Programm mehr. Es ist unfassbar hektisch, laut, mitunter wirklich hässlich und die Ästhetik ist in den Zeichentrickfilmen verloren gegangen. Darüber bin ich wirklich schockiert! Kinder wollen Kinder sein!
Wir wissen, was allein in einem Jahr im Leben eines Kindes passiert, was da für eine Entwicklung passiert und wie schnell diese Jahre vergehen. Und wollen wir diese nicht lieber füllen mit erhellenden und bestärkenden Inhalten und mit Dingen, die sie wirklich fürs Leben brauchen?! Ich finde, das ist einfach eine sehr traurige Entwicklung, und hoffe, dass das auch bald wieder aufhört. So hat das angefangen. Ich mag die Sprache überhaupt sehr gerne, ich schreibe und spreche gerne, was natürlich auch auf meinen Beruf als Sprecherin und Sprechtrainerin zurückzuführen ist. Ich gebe Sprechunterricht und mache Seminare und Workshops für schönes Sprechen. Das nennt sich auch schönersprechen com. Ich gebe Seminare und da geht es vor allem darum, Menschen zu helfen, die vor anderen sprechen sollen — ob vor der Kamera oder auf der Bühne. Das Präsentieren ist ja etwas, was sehr viele Menschen brauchen. Ich glaube, darum geht es in Zeiten wie diesen absolut, dass man das Licht und die Energie hochhält und sich gut präsentiert. All das macht sich bemerkbar in der Haltung, Mimik und Gestik. Das unterrichte ich und es macht mir viel Freude.
Bild: © Sabine Petzl
Was hat es mit Kibuki auf sich?
Kibuki, das Kinderbuchkino, ist eins meiner Herzensprojekte. Eigentlich ist das nicht nur für Kinder, sondern auch ‑oder vor allem- für die Eltern, aber das sagen wir ihnen nicht (lacht). Es geht bei Kibuki, dem Kinderbuchkino, darum, dass die Eltern oder auch Großeltern das Ritual des Vorlesens nicht verloren gehen lassen, dass sie es aufrechterhalten und dass die Liebe zu den Bilderbüchern bei den Erwachsenen wieder auflebt und die Liebe zu den Bilderbüchern bei den Kindern geweckt wird. Also weg von dieser digitalen Unterhaltungsschiene. Es ist ein unfassbar zeitlos schönes Projekt. Die Sinnlichkeit eines Bilderbuchs, und wie es sich anfühlt, dieses kühle Cover, dann die Ecken und Kanten… und wie es riecht. Es riecht nach bunter Farbe und nach Abenteuer. Die ganz alten Bücher riechen ganz süßlich, wenn wir eins bei Oma aus dem Regal raussuchen. Das ist einfach etwas, was wir auf keinen Fall verlieren dürfen. Das verpacken wir zusammen in ein schönes Programm.
„Es geht darum, dass die Menschen, die wir da besuchen, sich bewusst werden, wer sie sind, wer sie waren, was sie geschaffen haben, was sie überlebt und gelebt haben. Und dass sie diesen Wert auch wieder spüren, den Wert und ihr Schicksal wieder Revue passieren lassen.”
Ich weiß nicht, ob ich das jetzt gerade falsch einordne, aber ich meine ich hatte das in dem Zusammenhang auch gelesen… Arbeiten Sie in diesem Bereich auch mit ihrem Therapie- und Rettungshund zusammen?
Nein, das ist schon richtig. Wenn es ein kleiner Rahmen ist, nehme ich sie schon mit, mit höchstens 20 bis 50 Kindern, aber wenn es eine ganz große Gruppe ist, tue ich ihr das nicht an. Aber worum es mit Susi hauptsächlich geht, ist mein zweites Herzensprojekt VERinnerLICHT. Das ist für die ganz alten Leute, wo ich mit dem Musiker, mit dem ich auch bei den Kindern unterwegs bin, in Seniorenheime, zu Geburtstagen oder 50. Hochzeitstagen gehe. Da gehe ich mit meinem Pianisten Andy Vanura und mit meiner Hündin hin und wir singen ganz alte Schlager. Das ist ja genau die Zeit gewesen, wo diese Menschen jung waren und zum Tanzen ausgegangen sind. Darum geht es bei VERinnerLICHT. Wenn Sie sich das Wort vorstellen, steckt darin das Erinnern und das innere Licht.
Es geht darum, dass die Menschen, die wir da besuchen, sich bewusst werden, wer sie sind, wer sie waren, was sie geschaffen haben, was sie überlebt und gelebt haben. Und dass sie diesen Wert auch wieder spüren, den Wert und ihr Schicksal wieder Revue passieren lassen. Darum geht es uns. Und währenddessen sollen sie dann aus ihrem Leben erzählen. Da stelle ich immer so eine Frage, die alle betrifft, wie die erste Liebe, der erste Kuss, Weihnachten in der Kindheit etc. Diese Thematiken gibt es immer wieder. Und Sie möchten nicht glauben, was da dann oft passiert. Das sind deshalb so magische Momente, weil dadurch, dass ich Susi dabei habe, gewisse Erinnerungszentren bei den Menschen aktiviert werden, die bestimmte emotionale Bahnen erreichen. Viele Menschen hatten früher selber Tiere zu Hause und das öffnet Erinnerungen. Aber ich glaube, es gehören mehr solche Besuche her, wo junge Menschen in die Seniorenheime kommen, vielleicht kleine Schulklassen, und dann lassen sie die alten Leute erzählen. Es geht auch darum, dass die Menschen inzwischen leider ein bisschen dunkel geworden sind, man merkt das ja auch bei den Kindern, die mitunter schon einen großen Schaden genommen in dieser Corona Zeit. Das können wir nicht schön reden. Dagegen tun wir etwas.
„Empathie ist etwas, wo ich auch glaube, dass das an den Schulen ein Unterrichtsfach sein sollte, oder ein Bewusstsein, ein Achtsamkeitsfach. Da ist sehr viel verloren gegangen, aber es ist noch nicht zu spät.”
Wesentliche Dinge waren den Kindern durch die Lockdowns und durch dieses Abstand halten verwehrt in dieser Zeit. Kinder wollen nicht Abstand halten, das ist ganz schädlich. Und Masken sowieso. Sie haben großen Schaden genommen, vor allem die ganz kleinen. Da ist eine wesentliche Entwicklungsphase in der Sprachentwicklung einfach übersprungen worden oder hat nicht stattgefunden und wir werden noch viel, viel Spaß haben mit diesen Kindern, die dadurch sehr empathielos geworden sind. Ein Teil dieser Entwicklung ist dieses Miteinander und dieses Zusammensein und auch Berührungen. Das ist für Kinder ganz, ganz essenziell und haben sie einfach nicht bekommen. Ich glaube ganz einfach, dass man da gar nicht genug Projekte miteinander machen kann und gerade mit alten Leuten, die etwas zu erzählen haben, ist das ein ganz wertvoller Austausch. Es geht hier um Empathie. Empathie ist etwas, wo ich auch glaube, dass das an den Schulen ein Unterrichtsfach sein sollte, oder ein Bewusstsein, ein Achtsamkeitsfach. Da ist sehr viel verloren gegangen, aber es ist noch nicht zu spät.
Ja, und auch da sind wir dann ja wieder beim Thema Kommunikation: Mimik, Gestik, Haltung und Bewegung und bei kleinen Kindern und ihrer Intuition. Das machen Säuglinge ja schon in den ersten Lebenswochen. Da ist während Corona sicher eine Menge passiert und bestimmt nicht im Positiven.
Ja, da ist sehr viel passiert und es gibt auch ganz furchtbare Statistiken von Kindern, die suizidgefährdet sind oder es getan haben. Darüber hört man viel zu wenig, weil es natürlich ein unschönes Thema ist, aber mich besorgt das. Gerade hier darf man nicht wegschauen. Das ist keine Floskel, wenn man sagt, dass Kinder unsere Zukunft sind. Und wenn diese in Kindheitsjahren schon depressiv und traurig sind und die Empathie verloren haben sowie den Blick und das Gefühl für schöne ästhetische Dinge, was werden das dann für Erwachsene?! Also da gibt es viel zu tun. Deshalb sind kleine Projekte, die man in seinem eigenen Umfeld durchführen kann, unfassbar wichtig und kostbar.
Bild: © Sabine Petzl
Wir hatten eben die Frage zum Thema “Kommunikation” aufgemacht. Gibt es aus Ihrer Expertenbrille einen Tipp, wie sie besser gelingen kann? Egal ob als Elternteil, im Kollegium oder im Alltag…?
Zunächst einmal finde ich Augenkontakt sehr wichtig, also wirklich in die Augen zu sehen. Das haben viele leider verlernt, dem Blick eines anderen Stand zu halten. Aber auch einfach die Art, wie ich sprichwörtlich durchs Leben gehe oder mich bewege, meine Haltung, spiegelt meine innere Haltung wieder. Das ist ganz eindeutig zu sehen, wenn jemand depressiv ist, traurig oder schlecht drauf ist. Das wird man sofort an der Haltung erkennen. Natürlich färbt es sofort auf den Menschen gegenüber ab, wenn man mit einer geraden, aufrechten Haltung durchs Leben geht. Man wirkt einfach gleich komplett anders. Aber auch die Stimmlage ist sehr wichtig. Nicht zu hoch wie früher als Kind, wenn man unbedingt etwas haben wollte.
„Wir können vielleicht im Außen jetzt nicht so viel bewirken, aber sollten nicht unterschätzen, wie viel jeder Einzelne in seinem (…) Aktionsradius sehr wohl bewirken kann. Man kann entweder schlechte Energie und schlechte Laune verbreiten oder man kann eben “pure and positive” durchs Leben gehen, wie ein Licht. Auch das färbt ab.”
Es ist alles Kommunikation. Dazu gehört ja bekanntlich auch die nonverbale Kommunikation, wozu auch die Körpersprache zählt. Inzwischen weiß man, dass dieser körpersprachliche Teil der wesentliche ist, nämlich wie wir auf unser Umfeld wirken. Wir können vielleicht im Außen jetzt nicht so viel bewirken, aber sollten nicht unterschätzen, wie viel jeder Einzelne in seinem, ich nenne es immer Aktionsradius, sehr wohl bewirken kann. Man kann entweder schlechte Energie und schlechte Laune verbreiten oder man kann eben “pure and positive” durchs Leben gehen, wie ein Licht. Auch das färbt ab. Es ist ja wie wenn du ein Licht hältst, das andere auch in dem Moment erleuchtet, wo du an ihnen vorbeigehst. Und so kann man sich durch das Leben bewegen. Da gibt es doch auch diesen Spruch: „Leave a little sparkle wherever you go.” (Deutsch: „Hinterlasse ein wenig Funkeln/Glitzer, wohin du auch gehst” — Anm. d. Red.) Das finde ich ganz wichtig.
Wir hatten eben in Ihrem Projekt VERinnerLICHT über Erinnerungen gesprochen, die die Menschen ja auch teilen und worüber sie sprechen. Gibt es etwas aus Ihrer Kindheit, was Ihnen noch heute immer Kraft gibt?
Da fällt mir jetzt spontan eigentlich gar nichts Großes ein, außer dass ich glaube, dass meine Liebe zur Natur und zu den Tieren von damals stammt, mich immer weitergetragen und sehr bestärkt hat. Ich war immer wahnsinnig gerne im Wald oder am bzw. im Wasser. Und ich glaube, da können wir es auch wieder umlegen auf heute, dass die Kinder viel mehr raus in die Natur gehen und mehr Kontakt mit Tieren haben sollten. Die Kommunikation mit Tieren ist eine sehr essentielle Form der Kommunikation. Hunde beispielsweise sind Meister der Körpersprache. Wir können von ihnen viel lernen und sie lesen uns ununterbrochen. Sie sind immer im Austausch mit uns. Auch als Eltern gibt es einiges, was man tun kann. Dafür muss man aber vielleicht auch mal den eigenen inneren Schweinehund überwinden, wenn man müde ist vom Alltag und von dem, was einen gerade alles plagt. Daraus schöpft man ja auch selber wieder Kraft. Das finde ich ganz wichtig. Ja, das hat mich als Kind sehr geprägt, glaube ich, aber auch der Sport und das Tanzen.
Ich habe mal gelesen, dass Sie mit dem Statement “Alles, was zählt, ist jetzt!” rausgehen und unterwegs sind. Was bedeutet das denn genau für Ihr Leben und wie gestalten Sie dadurch Ihren Alltag?
Ich rufe mir das tatsächlich immer wieder zwischendurch mal in Erinnerung, denn sehr viele Menschen haben negative oder traumatische Dinge erlebt, Verluste erlitten und so weiter. Vielen gelingt es einfach nicht, das loszulassen. Sie halten noch an alten Zeiten und an Vergangenem fest, dass es sie davon abhält, im Jetzt zu leben. Ich sage immer: Das Gestern ist vorbei, das Morgen kennen wir nicht und deshalb ist der beste Tag und der beste Moment das Jetzt. Um zu leben, um sich selber und anderen ‑vor allen denen, die man liebt- etwas Gutes zu tun. Mein Sohn kann es schon gar nicht mehr hören, aber ich sagte ihm jedes Mal, dass ich ihn liebe und dass ich stolz bin auf ihn und ich glaube, dass es etwas mit ihm macht. Wissen Sie, was ich seit neuestem immer mache, wenn ich hier durch den Ort gehe? Ich mache Komplimente! Ich sage zu anderen Frauen, dass ich ihre Kleidung, Frisur oder ihr Lächeln schön finde. Somit mache ich ihnen bewusst, dass ich das sehe, dass ich sie sehe. Menschen wollen gesehen werden. Bedenken wir, was die drei wichtigsten Dinge für Menschen sind, egal ob Groß oder Klein: Gesehen, gehört und geliebt zu werden. Jeder Mensch braucht das. Ich glaube, dass wenn wir mit diesem Bewusstsein durch die Welt gehen, wir für den Moment und für diese Menschen auch sehr erhellend sein können. Und das werden sie vielleicht merken. Das finde ich auch ganz wichtig!
„Es ist in der aktuellen Zeit in meinen Augen das Allerwichtigste, dass man die Menschen positiv füttert, mit positiven Informationen und Dingen, die ihnen weiterhelfen, und sie nicht noch mehr in die Angst führt.”
Vielleicht noch einmal abschließend: Was ist denn genau der Antrieb hinter all Ihrem Tun und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Da stellt sich mir automatisch die Frage, wofür oder für wen wir das alles tun — und das sind für mich in erster Linie die Kinder, das sind die nächsten Generationen. Die Fragen “Was wollen wir für eine Welt hinterlassen?” oder “Welches Wissen und welche Erfahrungen wollen wir ihnen weitergeben und wie wollen wir sie prägen?” sind da sehr wesentlich für mich. Mir sind die Kinder ein großes Herzensanliegen und natürlich meine liebsten Menschen um mich herum, dass wir schauen, dass es ihnen immer gut geht, dass für sie gesorgt ist, dass sie keine Ängste haben müssen und sie wissen, dass sie nicht allein sind. All das ist, glaube ich, schon Antrieb genug! Dass man, wenn man sich das bewusst macht, schon als einzelner Mensch ein Licht in seinem Umfeld sein kann — egal ob man jetzt bekannt ist oder nicht. Das finde ich gerade in diesen Zeiten so wichtig, weil sich sehr vieles so verändert hat. Es ist in der aktuellen Zeit in meinen Augen das Allerwichtigste, dass man die Menschen positiv füttert, mit positiven Informationen und Dingen, die ihnen weiterhelfen, und sie nicht noch mehr in die Angst führt.
Das ganze Interview gibt es HIER im Podcast.
Mit VERinnerLICHT, einem Programm voll mit Erinnerungen, lädt Sabine Petzl mit Hund Susi zu einer charmanten, literarisch-musikalischen Plauderstunde für Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenresidenzen – mit Erzählungen, Gesprächen sowie beliebten Schlagern aus den 50er Jahren ein.
Mehr dazu unter: www.verinnerlicht.at
Bild: © Karin Kuhn Photographie