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UN Women als Einheit der Vereinten Nationen.

Christin Prizelius | 08.03.24 | Interview mit Bettina Jahn | © UN Women
Der Verein UN Women Deutschland ist das deutsche Komitee von UN Women und kämpft für Frauenrechte weltweit. Wie genau und mit welchen konkreten Zielen und Kernthemen arbeiten Sie hier?

UN Women ist die Behörde der Vereinten Nationen für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit. Wir von UN Women Deutschland führen diese Arbeit in Deutschland fort, durch Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit sowie Fundraising. Mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen, Bildungsarbeit und der Kooperation mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Bundesregierung machen wir auf Missstände aufmerksam und fordern Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter. Außerdem sammeln wir Spenden für die internationale Arbeit von UN Women.

Unsere Kernthemen sind die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die wirtschaftliche Stärkung und die gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen, Klima und Umweltschutz sowie Frieden und Sicherheit. Übergeordnetes Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Gesellschaft. Wir arbeiten dabei mit einer intersektionalen Perspektive, denn Diskriminierungsformen wie Armut, Rassismus und Sexismus überschneiden und verstärken sich gegenseitig, und beschränken Menschenrechte und Chancengleichheit. UN Women kämpft für Gleichstellung. UN Women ist die Einheit der Vereinten Nationen, die sich vor allem für die Stärkung von Frauen und Mädchen einsetzt.

In welchen Ländern sind Sie aktiv?

UN Women ist weltweit in über 90 Ländern aktiv, auf allen Kontinenten. UN Women arbeitet einerseits mit Regierungen, um die strukturellen Ursachen für Ungleichheit und Diskriminierungen abzubauen, z.B. indem diskriminierende Gesetze abgebaut und Lohngerechtigkeit hergestellt wird. Andererseits leistet UN Women gemeinsam mit lokalen Organisationen konkrete Projektarbeit, um das Leben der Frauen und Mädchen vor Ort zu verbessern. Etwa durch Gewalt-Präventionsarbeit für Männer und Jungen oder durch Schutzräume und Bildungsangebote. Der Fokus der Tätigkeit liegt einerseits auf der Arbeit mit Regierungen, andererseits auf konkreter Projektarbeit vor Ort.

Photo: © UN Women / Gustavo Stephan

Vor welchen Herausforderungen sehen Sie sich hier täglich?

Die Pandemie und andere Krisen haben häufig erzielte Fortschritte zunichte gemacht und zu einer Retraditionalisierung geführt: Frauen mussten deutlich mehr Care-Arbeit leisten, was häufig auf Kosten ihrer wirtschaftlichen Selbstbestimmung ging; viele Maßnahmen für die Gleichstellung der Geschlechter sind ins Stocken geraten, weil Gelder fehlen oder der Fokus nun auf anderen Krisen liegt. In vielen Ländern der Welt und auch in Deutschland nehmen zudem antifeministische Strömungen zu. Auch wir bekommen zunehmenden Anfeindungen von sog. „Männerrechtlern“ und Antifeministen, die unsere Arbeit als Bedrohung wahrnehmen.

“In Krisen und Konflikten sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark betroffen. Zum Beispiel, weil sie in der Regel über weniger Ersparnisse und Eigentum verfügen und schlechteren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung haben.”

Sie sagen, im Falle humanitärer Krisen ergänzt UN Women die Arbeit anderer Einheiten der Vereinten Nationen um Strategien, die die besonders verwundbare Situation von Frauen und Mädchen berücksichtigen. Wir sehen und hören täglich von humanitären Krisen weltweit in den Medien. Welche Strategien sind das?

In Krisen und Konflikten sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark betroffen. Zum Beispiel, weil sie in der Regel über weniger Ersparnisse und Eigentum verfügen und schlechteren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung haben. In Krisen steigt das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt deutlich an. Krisen verschärfen schlichtweg bestehende Ungleichheiten und Diskriminierungen. Zudem berücksichtigen viele Angebote der humanitären Hilfe die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen nicht oder zu wenig. Daran setzt UN Women an. Zum Beispiel, indem besondere Schutzräume für Frauen und Mädchen geschaffen werden, in denen sie vor Gewalt sicher sind.

UN Women stellt außerdem Erste-Hilfe-Kits mit Menstruationsprodukten zur Verfügung, kümmert sich um die besonderen Bedürfnisse von Schwangeren und Stillenden und bietet finanzielle Unterstützung. UN Women setzt sich aber auch für eine langfristige Stärkung von Frauen und Mädchen und den Abbau diskriminierender Strukturen ein. Frauen und Mädchen sind in einer Krise nicht nur Opfer, sondern wichtige Akteurinnen und müssen deshalb an allen Entscheidungen gleichberechtigt teilhaben.

Was sind Erfolge, die Sie in der letzten Zeit verzeichnen konnten? Wie kann jeder helfen?

Wir sind froh, dass zum Beispiel unsere jährliche „Orange the World“-Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen (fand 25.11.–10.12.23 statt) immer größer und bekannter wird und damit das Bewusstsein für das wichtige Thema wächst. Zum Beispiel beteiligen sich immer mehr Unternehmen, die das Thema intern groß auf die Agenda setzen, Hilfsangebote aufzeigen und klar machen, dass Gewalt und Sexismus am Arbeitsplatz keinen Raum haben. Über 160 Kommunen haben sich an „Orange the World“ beteiligt und sich mit unterschiedlichen, öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen gegen Gewalt positioniert.

Ein besonderer Erfolg ist außerdem, dass sich einige Fußballvereine wie Schalke 04 und Eintracht Frankfurt aktiv an der Kampagne beteiligt und damit in der männerdominierten Fußballwelt ein wichtiges Zeichen gesetzt haben. All das trägt dazu bei, das Thema aus der Tabuzone zu holen, Betroffenen zu zeigen, dass sie damit nicht allein sind, Hilfsangebote auszubauen und politische Maßnahmen zur Prävention voranzutreiben. Wir hoffen außerdem in dieser Legislaturperiode auf eine politische Gesamtstrategie der Bundesregierung zur Beendigung der Gewalt an Frauen und Mädchen.

Mehr unter: www.unwomen.de


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