Die beliebte und sympathische Schauspielerin, Sabine Vitua, ist seit vielen Jahren in zahlreichen Serien und Filmen in Kino und TV zu sehen. Auch sozial ist sie sehr engagiert. “Pure & Positive” hat sie ein bisschen auf ihre Rollen, manche Herausforderungen, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie ihre Gedanken zur aktuellen Zeit schauen lassen.
Liebe Frau Vitua, welche Kriterien sind für Sie entscheidend bei der Auswahl einer neuen Rolle? Gibt es bestimmte Genres oder Charaktere, die Sie besonders ansprechen?
Ich möchte mich nicht langweilen, daher interessiere ich mich für Charaktere, die mir fremd sind, die ich noch nicht gespielt habe. Am liebsten widersprüchliche, schwer zu durchschauende, gerne neurotische. Ich habe eine lange Liste von Rollen, die ich mal angerissen habe, aber gerne noch vertiefen möchte. Wenn dann noch das gesamte Drehbuch Kraft oder Witz oder gar beides hat, bin ich glücklich. Ich fühle mich besonders zur Komödie hingezogen, bin aber allen Genres gegenüber offen. Beim Musical muss ich leider passen, mein Gesang ist leider mäßig.
Kürzlich waren Sie in “Wäldern” zu sehen: Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet? Gab es besondere Herausforderungen oder Aspekte, die Sie besonders fasziniert haben?
Die Seherin Dorothea in ‘Wäldern’ war absolutes Neuland für mich. Selbst bin ich spirituell nicht bewandert und zudem ist es mir etwas unheimlich. Meine Rolle wurde maßgeblich geprägt von der Begegnung mit einer Seherin aus Hamburg. Wir haben uns getroffen, sie hat mich mit ihrer Wärme, ihrer Ruhe und schönen Stimme, ja, das kann ich so sagen, verzaubert. Ich durfte sie befragen und sie hat mir die Karten gelegt.
„Ich liebe die Vorbereitungszeit, auch den Luxus, sehr verschwenderisch mit Literatur, Musik, Kunst, Zeit umzugehen: entdecken, verwerfen, wieder von vorne… Mir tut es gut, mich eine Zeit lang zu fokussieren.”
Sie haben in vielen verschiedenen Projekten mitgewirkt. Wie gehen Sie mit der Vielfalt Ihrer Rollen um? Gibt es eine Rolle, die Sie besonders geprägt hat?
Mit Regine aus ‘Pastewka’ habe ich die längste Wegstrecke zurückgelegt. Ganze 15 Jahre! Und ich vermisse sie und auch Bastian. Die Phantasie ihr gegenüber ist noch lange nicht aufgebraucht. Könnte man nicht mal ein Spin-off machen?! Dabei habe ich am Anfang überhaupt keinen Plan gehabt, was ich mit ihr anfangen soll. Erst kam das Übellaunige, dann ihre Faulheit, ihre Chuzpe, der Alkohol und natürlich großartige Bücher. Ich liebe die Vorbereitungszeit, auch den Luxus, sehr verschwenderisch mit Literatur, Musik, Kunst, Zeit umzugehen: entdecken, verwerfen, wieder von vorne… Mir tut es gut, mich eine Zeit lang zu fokussieren.

Bild: © Mirjam Knickriem
„Die Möglichkeit zu schwingen, in Bewegung zu bleiben, Reflektion mit Intuition zu verbinden, Situationen nicht nur durchzudenken, sondern sie auch zu verkörpern, empfinde ich ‑trotz aller Versagensängste- als magisch.”
Was hat Sie dazu inspiriert, Schauspielerin zu werden? Was bedeutet Ihnen dieser Beruf? Gab es einen bestimmten Moment oder eine Person, was Sie auf diesen Weg gebracht hat?
Die Arbeit als Schauspielerin schafft Vitalität, Freiheit, Vervielfältigung und Intensität, aber natürlich begleitet von Zweifeln, Quälerei — schon allein durch das blöde Textgelerne. Trotzdem: die Möglichkeit zu schwingen, in Bewegung zu bleiben, Reflektion mit Intuition zu verbinden, Situationen nicht nur durchzudenken, sondern sie auch zu verkörpern, empfinde ich ‑trotz aller Versagensängste- als magisch. Realistisch betrachtet ist dieser Beruf allerdings alles andere als erstrebenswert, immer in der Abhängigkeit von anderer Leute Geschmack, Trends, Marktwert zu stehen..
Wie gelingt es Ihnen, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen? Gibt es bestimmte Routinen oder Rituale, die Ihnen dabei helfen?
Vor allem nach einer längeren Arbeit ist die Versuchung groß, ab ins Bett zu gehen und die Decke über den Kopf zu ziehen. Bei mir zumindest bringt das nix, außer trübe Gedanken. Es ist wie beim Sport: abtrainieren ist wichtig. Man kommt ja kaputt, aber im wahrsten Sinne überdreht, nach Hause. Mein sinnvollstes Umschalten: 2 Tage ab in die Küche und komplizierte Gerichte zubereiten, über die doofe Idee fluchen… und dann kommen die Freunde zum Essen und wir sitzen lange zusammen. Dann gehöre ich wieder dazu. La vita è bella!
„Manchmal sorgt und lähmt mich der Zustand der Welt so, dass ich mich von Nachrichten fernhalte oder auch von harten Gegenden. Die wachsende Armut und Hoffnungslosigkeit macht mir zu schaffen. Aber es ist natürlich mein Anspruch an mich selbst, die Welt klar betrachten zu können und Zuversicht zu bewahren.”
Wir leben in einer sehr turbulenten Zeit. Was macht das mit Ihnen? Gibt es außerhalb Ihres Berufs bestimmte Themen, die Sie besonders beschäftigen?
Manchmal sorgt und lähmt mich der Zustand der Welt so, dass ich mich von Nachrichten fernhalte oder auch von harten Gegenden. Die wachsende Armut und Hoffnungslosigkeit macht mir zu schaffen. Aber es ist natürlich mein Anspruch an mich selbst, die Welt klar betrachten zu können und Zuversicht zu bewahren. Daher bin ich auch Botschafterin des DZNE (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen).

Bild: © Sabine Vitua, Privat
Wie sehen Sie die Zukunft des Fernsehens und des Films? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Im gesamten Kulturbetrieb herrschen leider auch düstere Zeiten. Starke Einsparungen, ungerechte Verteilungen,.. Was das Fernsehen anbelangt: Ich streame nur noch. Und natürlich hat die Vielfalt ihre Tücken. Dieses ich schau mal was es so gibt, macht mich oft wahnsinnig. Wie viele Abende habe ich über diesem „Ach nee, vielleicht gibt’s doch noch einen anderen Film” schlussendlich gar keinen geguckt.
Welche Projekte stehen als nächstes für Sie an? Worauf dürfen wir uns noch mit Ihnen freuen?
Zu meiner großen Freude, ich bin nämlich ein Riesenfan, war ich jetzt in der letzten Staffel ‘Babylon Berlin’ dabei, wenn auch in einer kleinen Rolle. Momentan spiele ich bei einer Netflix-Produktion mit, über die ich aber noch nichts sagen darf. Und sehr gespannt bin ich auf ‘The Stardust Hotel’ für die ARD-Mediathek. Das ist eine Weltraumkomödie. So ein stattliches Alter hatte ich noch nie. Ein Cyborg mit 270 (!) Jahren…

Sabine Vitua ist u.a. deshalb als Botschafterin für die Forschung zu Demenz aktiv, weil sie die Demenz bei Mutter selbst miterlebt hat. Gemeinsam mit anderen Stiftungsbotschaftern engagiert sie sich dafür, das Thema voranzubringen. Für sie ist weniger Egoismus wichtig, dafür aber mehr Solidarität und auch Verständnis füreinander, wie sie selbst sagt. Nach einer prägenden Kindheit, in der sie eine Zeit lang mit Heimkindern zusammengelebt hat, zog sie für eine unbeschwertere Kindheit ins Allgäu und geht nach wie vor gerne einer großen Leidenschaft nach: dem Skifahren, das sie mit 9 Jahren noch mit Holzski und Lederschuh gelernt hat. Ausgiebiges Kochen und die Zeit mit Freunden sind ihr “Umschalter” nach langen Dreharbeiten und bereiten ihr zudem große Lebenslust.
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Bild: © Cristina do Rego, Sabine Vitua