Bemühung um ein verständnis- und rücksichtsvolles Miteinander.

Christin Prizelius | 21.02.24 | Interview mit Daniela Böhm | Titelfoto: © Carolin Böhm

Die Tochter von Karlheinz Böhm und Gudula Blau wurde 1961 in der Schweiz geboren, wo sie in künstlerischer Hinsicht früh ihre Liebe zum Schreiben und auch das Bedürfnis entwickelte, für die Rechte der Tiere einzustehen. Daniela hält außerdem seit 2014 in München Mahnwachen vor einem dortigen Schlachthof, woraus auch der Verein Licht der Hoffnung e.V. entstanden ist, der es sich zum Ziel gesetzt hat, vor allem kleinere Lebenshöfe zu unterstützen.

Woher kommt deine Liebe zum Schreiben und das Bedürfnis, für die Rechte der Tiere einzustehen? Wie war dein Weg dahin?

Ich habe schon als Kind gerne kleine Gedichte verfasst und immer viel gelesen. Die Liebe zum geschriebenen Wort, um es so auszudrücken, begleitet mich mein ganzes Leben. Es sollten aber viele Jahre vergehen, bis ich selbst mit dem Schreiben begann. Mittlerweile ist es für mich eine Art Lebenselixier geworden, das ich nicht mehr missen möchte. Als ich fünfzehn Jahre alt war, entschied ich mich für eine vegetarische Lebensweise; seit 2010 lebe ich vegan – immer an erster Stelle für die Tiere, die ich als unsere Brüder und Schwestern sehe, mit denen wir verbunden sind. Daher natürlich auch das Bedürfnis, mich für sie einzusetzen.

Welche Bedeutung haben für dich vor diesem Hintergrund Fabeln und Tiergeschichten? Das kann ja nicht nur für Kinder ein Geschenk sein…

Ich bin mit den Tiergeschichten von Manfred Kyber aufgewachsen, den ich bis heute sehr verehre. Kleine Geschichten über Tiere hab ich mir manchmal auch selbst gerne ausgedacht und es war mein damaliger Lebensgefährte, der mich ermutigte, meine Geschichten aufzuschreiben. Daraus entstand mein erstes Buch ‚Zwei Marder im Himmel‘. Ich mag die spielerische Art von Fabeln oder heiteren Geschichten, in denen Tiere zu einem Spiegel werden, in dem sich der Mensch gelassen betrachten kann, auch wenn die Realität der Tiere natürlich eine ganz andere ist. Aber ich habe genauso ernste Geschichten geschrieben, wie in meinem Buch ‚Heute ist ein ganz anderer Tag‘. Das sind Erzählungen über Schicksale von Tieren aus ihrer Sicht und vor einem realen Hintergrund wie dem der Massentierhaltung oder dem Stierkampf. Und in meiner Fantasy-Trilogie ‘Die sechs magischen Steine’ sind alle Hauptdarsteller Tiere.

“Für mich persönlich ist das Schreiben eine Ausdrucksmöglichkeit von vielen, um etwas Positives in die Welt zu bringen.”

Dir liegen außerdem das Wohl der Tiere und der Umwelt am Herzen. Was machst du aktiv in diesen Bereichen und wie kann jeder von uns einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt und ein friedlicheres Miteinander leisten?

Ich glaube, man tut bereits viel, wenn man sich grundsätzlich um ein verständnis- und rücksichtsvolles Miteinander bemüht. Und selbst wenn es im Alltag mal holprig zugeht, gibt es die Möglichkeit, sich beim anderen zu entschuldigen und das eigene Verhalten zu reflektieren. Tierleidfrei zu leben, Fleisch, Milchprodukte und Fisch vom persönlichen Speisezettel zu streichen, ist ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung, den jeder leisten kann, und der nicht nur den Tieren, sondern auch der Umwelt zugute kommt. Man kann Plastik aufsammeln, das man in der Natur findet, oder sich in sozialen Projekten engagieren, es gibt viele Möglichkeiten. So viele Menschen tun Gutes in unterschiedlichen Bereichen, das macht mir immer wieder Hoffnung und Mut. 2014 habe ich die ersten Mahnwachen vor dem Münchner Schlachthof initiiert, um auf das immense Leid der Tiere aufmerksam zu machen, und damals schon Spenden für Lebenshöfe gesammelt. Bis heute gibt es diese Aktion und 2018 entstand daraus unser gemeinnütziger Verein “Ein Licht der Hoffnung e.V.”, der es sich zum Ziel gesetzt hat, vor allem kleinere Lebenshöfe finanziell zu unterstützen. Und wer meine Bücher kennt, weiß, dass sie auch Botschaften für diesen Traum einer besseren Welt sind, die wir uns alle wünschen. Für mich persönlich ist das Schreiben eine Ausdrucksmöglichkeit von vielen, um etwas Positives in die Welt zu bringen.

Außerdem hältst du Vorträge und schreibst Kolumnen. Erzähl uns doch bitte ein bisschen darüber…

Ich habe ein paar Jahre für die Zeitschrift ‚Vegan für mich‘ eine Kolumne geschrieben, die immer von einer bestimmten Tierart handelt. Das hat mir sehr viel Freude gemacht. Die Ausgaben kann man noch online nachlesen. In einer Kolumne habe ich beispielsweise über die Esel geschrieben, die äußerst liebenswerte und soziale Zeitgenossen sind, aber leider weltweit noch viel vom Menschen auferlegtes Leid erdulden müssen. Vor Beginn der Corona Pandemie war ich oft bei Tierrechtsveranstaltungen oder Protestaktionen mit Redebeiträgen dabei, doch dann gab es ja einen langen Stillstand. Im letzten Jahr war ich sehr eingebunden, vor allem für meinen treuesten Gefährten, meinen Hund Tino, den ich Ende September gehen lassen musste. Es war seine Zeit, mit etwas über dreizehn Jahren, aber er fehlt mir unendlich und es tut immer noch so weh. Jeder, der so einen treuen Vierbeiner an seiner Seite hatte, weiß, wie sehr das schmerzt.

Aktuell haben viele Menschen viele Sorgen, Probleme und Herausforderungen. Wie begegnest du allem im Alltag und sorgst gut für dich?

Es sind wirklich keine leichten Zeiten; die weltpolitische Lage und die Herausforderungen, mit denen wir heute zu tun haben und bei denen es um nichts Geringeres als den Erhalt der Erde und all ihrer Bewohner geht, können einem schon ziemlich Sorgen bereiten. Hinzu kommen dann manchmal persönliche Sorgen und dieses Gesamtpaket kann recht belastend sein. Mit geht da sicher so wie vielen anderen Menschen: Mal kommt man besser damit klar, mal weniger, und dann werden das Leid der Welt oder die eigenen Probleme zu einer Art schwarzem Loch, in das man zu versinken droht. Traurigkeit oder Verzweiflung über bedauernswerte Umstände sind ein natürlicher Ausdruck, wenn uns etwas am Herzen liegt. Man sollte aber niemals die Hoffnung aufgeben und versuchen, sich ein grundsätzliches Vertrauen bewahren, das ist meine Devise. Ich finde es auch ganz wichtig, sich gerade in der heutigen Zeit mit Positivem zu beschäftigen, Dinge zu tun, die einem persönlich gut tun, um wieder aufzutanken. Das kann Meditation, Sport oder Yoga sein, ein schönes Buch lesen oder eine bereichernde Doku ansehen, ein gutes Essen mit einem Glas Wein genießen, Freunde treffen; je nachdem. Und auch ganz bewusst nach positiven Nachrichten suchen; da gibt es viele, über die in den Mainstream Medien oft gar nicht berichtet wird.

“Ich glaube an eine bessere Welt, denn an was sollte ich sonst glauben?!”

Wie denkst du inspirierst du andere, in ihre Kraft zu kommen und zuversichtlich zu sein?

Ich würde mich freuen, wenn ich das tue und tue es hoffentlich auch mit meinen Büchern. Das Mädchen aus dem Niemandsland‘ ist so ein Buch, in dem es um die Vorstellung und Möglichkeit einer besseren Welt geht. Auf meinen Social Media Kanälen veröffentliche ich sehr gerne Zitate, die zum Nachdenken anregen, die positiv stimmen, verbunden mit schönen Bildern. Manchmal schreibe ich auch etwas dazu. Auf jeden Fall lautet mein Motto: Ich glaube an eine bessere Welt, denn an was sollte ich sonst glauben?!

“So schmerzlich das Leben auch sein kann, das Wunder Leben ist Magie pur!

Was ist für dich die “einzigartige Magie des Lebens”, über die du schreibst?

Wir sind umgeben von Magie, tagtäglich, wir müssen sie nur bewusst wahrnehmen. Von der kleinsten Blume oder dem Käfer, der zu unseren Füßen krabbelt, bis zum Blick in den nächtlichen Sternenhimmel: Das Wunder Leben ist immer da und kann uns zum Staunen bringen. Dieser wunderschöne blaue Planet mit seiner vielfältigen Natur und all den faszinierenden Bewohnern, die auf ihm leben – diese magische Kraft, die allem innewohnt, die alles erschaffen hat, das Mysterium des Lebens, und diese Frage, die wir uns alle stellen: Wer oder was ist diese Kraft? Es ist für mich eine der schönsten und unergründlichsten Fragen, die mich geradezu mit Ehrfurcht erfüllt. Und so schmerzlich das Leben auch sein kann, das Wunder Leben ist Magie pur!

Was bedeutet dir Familie?

Meine Familie bedeutet mir natürlich sehr viel. Blut ist dicker als Wasser, heißt es, und ich glaube, das stimmt. Bei allen Reibungen, die es innerhalb der Familie geben kann, besteht meistens eine Zusammengehörigkeit, die ihresgleichen sucht. Auch meine Freunde bedeuten mir viel. Gerade enge, langjährige und gute Freunde sind wie Familie – was wäre das Leben ohne sie? Es ist so wichtig, gute Freunde zu haben – sie sind wie Sterne, die am Himmel deines Lebens leuchten. Jede Freundschaft ist von einer einzigartigen Qualität geprägt, sie ist wie ein kleines Universum; gewisse Dinge erlebst du nur mit diesem Freund, über manches redest du nur mit ihm. Und gerade in der heutigen Zeit ist es auch so wichtig, sich mit gleichgesinnten Menschen zu vernetzen, den Zusammenhalt zu suchen, wenn man sich für etwas einsetzt, das einem am Herzen liegt…

Foto: © Simona Ciaccia: Daniela Böhm mit Hund Tino, der leider Ende September 2023 verstorben ist.

Weitere Informationen:
www.danielaböhm.com, www.lovelybooks.de, www.ein-licht-der-hoffnung.de



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