Gemeinsam für eine bessere Welt

Die große Bedeutung der Ressource Wasser.

Christin Prizelius | 22.03.24 | Interview-Auszug aus vorheriger Ausgabe | © Pure Water for Generations e.V.

Der ehemalige Banker ‑und jetzt Umweltaktivist- Pascal Rösler hat den Verein „Pure Water für Generations e.V.“ gegründet, um auf die Verschmutzung der Flüsse und Meere aufmerksam zu machen. Ihm wurde klar, welche große Bedeutung das Wasser für unser aller Leben hat, und möchte dafür nun auch andere sensibilisieren. Er war u.a. bereits von München über Isar und Donau bis ins Schwarze Meer auf seinem Stand-Up-Paddle-Board (SUP) unterwegs, sammelte Spenden für lokale Wasserschutzprojekte und veranstaltet auch 2024 Wassertage u.a. für Schülerinnen und Schüler. Der jährliche Weltwassertag am 22. März, zu dem die Vereinten Nationen (VN) übrigens bereits seit 1992 aufrufen, erinnert an die Besonderheiten von Wasser als eine essenzielle Ressource allen Lebens und steht in diesem Jahr unter dem Motto “Wasser für Frieden”.

Wie bist du überhaupt zum Stand Up Paddling gekommen? Und wann hast du deine Leidenschaft für das Wasser entdeckt?

Eigentlich schon relativ früh durch meine Eltern, die viel windsurfen waren. Das war Ende 70er/Anfang der 80er Jahre noch in Bayern auf kleinen Baggerseen und daher war der Bezug zum Wasser automatisch sehr früh da. Und zum Stand Up Paddling bin ich dann 2009 in Südafrika beim Windsurfen gekommen, als es gerade keinen Wind gab und da ein Bord lag (lacht). Anfangs wurde ich zwar von den Windsurfern für das Rumpaddeln ausgelacht, aber am Ende des Tages bin ich so da hängengeblieben. Jetzt paddle ich viel, wobei das Windsurfen schon noch die größere Leidenschaft ist, und auch nochmal ein Element mehr durch die Komponente Wind. Beim Paddeln hat man allerdings diese Ruhe auf dem Wasser und das hat wiederum zusätzlich noch einen meditativen Charakter. Außerdem ist Stand Up Paddeln leicht zu lernen. Irgendwann habe ich schließlich entdeckt, dass es mir einen Ruhepol gibt und Tiefenentspannung bedeutet, wie für andere Klavier spielen oder Laufen. Ich kann stundenlang einfach am Fluss sitzen.

Foto: © Bettina Fassmer

“Was will ich eigentlich wirklich im Leben erreichen und worauf kommt es mir an?”

Wie bist du damals dann auf die Idee gekommen,  „2467km — Eine Reise bis ins Schwarze Meer“ anzutreten, wovon ja auch dein gleichnamiger Film handelt? Wie kam es dazu? Wie ist die Idee entstanden? Was hat dein Umdenken ausgelöst?

Wir sitzen heute hier, weil ich vor einer Weile mal das Buch von dem Gründer von Patagonia „Lass die Mitarbeiter surfen gehen“ in die Hände bekam, das für mich nochmal den größeren Blick geöffnet hat: Was will ich eigentlich wirklich im Leben erreichen und worauf kommt es mir an? Zu der Zeit war ich in der Finanzbranche, habe Vertrieb gemacht und viel Geld verdient, aber in dieser Zeit konnte ich wenig Zeit in der Natur verbringen und wenig Surfen gehen. Also habe ich entschieden, dass sich etwas ändern muss. Natürlich hat man auch Dinge gemacht, die wirtschaftlich nicht unbedingt förderlich waren, aber das war mir wurscht. Durch das „viel in der Natur sein“ wurde mir mit der Zeit bewusst, dass ich das Wasser nutze, aber auch etwas zurückgeben möchte. Dann bin ich gepaddelt und habe mich gefragt, wie ich als Einzelperson durch eine Aktion etwas zurückgeben kann. 2016 bin ich dann in 12 Tagen von München nach Wien gepaddelt und habe für den Bayerischen Naturschutzfond Geld gesammelt. Das wurde von den Medien gut aufgenommen, wodurch ich auch das erste Mal gemerkt habe „Da könnte eine Veränderung kommen!“. Und dann gab es wenig später auch ein Erlebnis, als ich beim Sonnenuntergang am Starnberger See saß.

“Ich habe mich und das Universum gefragt, ob ich tatsächlich bis ins Schwarze Meer paddeln soll, und dann drehte ich mich um und sah einen doppelten Regenbogen.”

Ich habe mich und das Universum gefragt, ob ich tatsächlich bis ins Schwarze Meer paddeln soll, und dann drehte ich mich um und sah einen doppelten Regenbogen. Das war das Zeichen für mich und danach fing ich an, alles vorzubereiten. Das Körperliche war dabei gar nicht mal so die Herausforderung, viel mehr das Mentale. Daraufhin habe ich mir ein Foto vom alten Leuchtturm von Sulina ins Büro gehängt und es mir immer vorgestellt…, wie ich da ankomme, Paddelschlag für Paddelschlag, und Spaß dabei habe.

Foto: © Pure Water for Generations e.V.

Du bist Gründer des Vereins „Pure Water for Generations e.V.“ und möchtest damit vor allem auf einen bewussteren Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser aufmerksam machen. Was ist dabei deine Vision und dein Hauptziel?

Die Idee ist entstanden, während man da 6–8 Stunden täglich auf dem Paddle steht und einem bewusst wird, dass man das Donauwasser nicht trinken kann. Es ist natürlich jetzt eine Megavision, das Donauwasser in 25 Jahren trinkbar zu machen. Ich werde schon auch belächelt und manche sagen sogar, es sei falsch formuliert, denn es wird nie Trinkwasserqualität haben, aber um das geht es nicht. Es geht viel mehr darum, dieses Bewusstsein zu schaffen. Es ging schon mal und warum jetzt nicht mehr. Ich komme dabei mehr über diese Fühleigenschaft, was vielen allerdings auch Angst macht. Am Ende des Tages will doch aber jeder ein gutes Gefühl haben. Wie in einer Beziehung. Jeder will diese Streicheleinheiten und eine tolle Kommunikation haben. Wenn man allerdings links und rechts schaut, gibt es diese eben häufig nicht, was sehr traurig ist. Wir Menschen sind oft nicht ehrlich zueinander und wenn wir daran wieder mehr arbeiten, an unseren Beziehungen und auch an uns selbst, kann es besser werden. Wir werden von allen Seiten von Ratgebern überflutet. Keiner weiß doch aber eigentlich, wie es geht. Ich möchte anregen, wieder mehr dem eigenen Gefühl zu vertrauen. Den Verein haben wir dann wegen der Gemeinnützigkeit gegründet, um Spenden zu sammeln und um dem Kind einen Namen zu geben. Das fühlt sich gut an! Diesen Film würde es übrigens nicht geben, wenn ich auf alle Bedenkenträger gehört hätte. Jetzt war er bereits in einigen Kinos und ich ziehe weiter über die Dörfer. Ich möchte zeigen, dass es auch einen anderen Weg gibt, nämlich den der Achtsamkeit. Lasst uns Spaß haben auf den Paddeltouren! Aber auch was du oder was ihr macht, diese positive Message nach außen zu bringen, ist wichtig. Am Ende sind es die Menschen, die den Unterschied machen.

“Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass jeder sich beim Einkaufen überlegt: „Brauche ich das jetzt wirklich wirklich wirklich?!“

Was ist dein Tipp, um wirklichen jeden von uns zu sensibilisieren, und dafür, was jeder von uns im Alltag tun kann? Welche Hebel für eine nachhaltige Veränderung siehst du?

Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass jeder sich beim Einkaufen überlegt: „Brauche ich das jetzt wirklich wirklich wirklich?!“ Und so fängt man schon an, den eigenen Konsum zu reduzieren. Das Zweite wäre, mal ein paar Stunden zu versuchen, kein Plastik zu benutzen oder zu kaufen und was muss dafür bei einem selber passieren. Das ist schon sehr anstrengend. Er sagt uns, dass wir außerdem zur Handseife greifen, weitestgehend Unverpacktes kaufen und allgemein auf die ganzen kleinen Sachen achten sollten (Anm. der Redaktion). Geht in die Natur, setzt euch hin und macht euer Handy aus. Beobachtet sie mal zehn Minuten ganz bewusst… 

© Foto: Pascal Rösler & Christin Prizelius bei der Filmpremiere „2467km — Eine Reise bis ins Schwarze Meer“ in Hamburg

Wassertage sensibilisieren Kinder und Jugendliche

Was sind die Wassertage und wie kamst du auf diese Idee?

Mit den Wassertagen inspirieren wir Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse für unser Wasser. Wir bringen die Teilnehmer auf unterschiedlichen Ebenen wieder mit unserem Ursprung – dem Wasser – in Verbindung. Los geht es mit dem oben erwähnten Dokumentarfilm „2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer“. Der Film zeigt, wie ich von München über Isar und Donau auf einem Stand-Up-Paddelboard ins Schwarze Meer gepaddelt bin: 2467km in 63 Tagen. Jeden Tag hat mich dabei eine simple Frage beschäftigt: Warum kann ich das Wasser, auf dem ich paddle, nicht trinken? Diese Fragen steht dann auch immer wieder im Mittelpunkt unserer vier Wasserstationen nach dem Film: Inspiration, Kreation, Information und Exploration. Die Idee für die Wassertage ist nach der Filmpremiere von „2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer“ entstanden. Immer wieder kamen Lehrer auf uns zu und baten uns, mit dem Film an Schulen zu kommen. Diesem Ruf sind wir gefolgt und seit 2018 organisieren wir nun Wassertage in ganz Deutschland.

Foto: © Pure Water for Generations e.V.

“Die Kinder und Jugendlichen spüren auf unterschiedlichen Ebenen ihren Ursprung. Sie erkennen, wie wichtig unser Element Wasser für unser Erleben ist, und dass es wichtig ist, mit dieser knappen Ressource achtsam umzugehen.”

Was ist der Mehrwert für die Kinder und Jugendlichen und was wird ihnen vermittelt?

Die Kinder und Jugendlichen spüren auf unterschiedlichen Ebenen ihren Ursprung. Sie erkennen, wie wichtig unser Element Wasser für unser Erleben ist, und dass es wichtig ist, mit dieser knappen Ressource achtsam umzugehen. Unsere drei Kernbotschaften, die wir den Teilnehmern ans Herz legen, sind:

#NIMM3: Wenn Du in der Natur bist, dann NIMM einfach 3 Dinge mit, die da nicht hingehören und entsorge diese entsprechend.

#WIRKLICH: Stelle Dir bei jedem Einkauf die Frage: Brauche ich das WIRKLICH, WIRKLICH, WIRKLICH?

#STILLE: Verbringe jeden Tag etwas Zeit in STILLE und verfolge deinen Atem.

© Pure Water for Generations e.V.

“Jeden Menschen, den wir durch unseren Wassertag inspirieren, achtsam mit sich und dem Wasser umzugehen, ist einer mehr für eine Veränderung.”

Was möchtest du durch die Wassertage langfristig bzw. nachhaltig erreichen?

Wir sind in ganz Deutschland unterwegs und jede Schule kann sich bei uns melden. Die Wassertage bieten wir ab der 5. Klasse an. Jeden Menschen, den wir durch unseren Wassertag inspirieren, achtsam mit sich und dem Wasser umzugehen, ist einer mehr für eine Veränderung. Alles andere liegt nicht in unserer Hand und wir vertrauen dem Fluss des Lebens. Panta Rhei.

Mehr zu Pascal Rösler und den Verein: www.pure-water-for-generations.com.

Das Interview mit Pascal Rösler erfolgte für zwei vorherige Ausgaben des Magazins Pure & Positive.


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