Gemeinsam für eine bessere Welt

Selbstliebe und Körperakzeptanz.

Christin Prizelius | 12.07.24 | Interview mit Caterina Pogorzelski | © Caterina Pogorzelski

Caterina ist eine Powerfrau mit zahlreichen Talenten — so ist sie unter anderem als Moderatorin, Systemischer Coach Speakerin, Podcasterin, Stylistin unterwegs. Mit ihrem Podcast und Instagram-Kanal wirbt sie für mehr Selbstliebe, Achtsamkeit und Körperakzeptanz und möchte Frauen dazu inspirieren, im Hier und Jetzt zufrieden mit ihrem Körper und sich selbst zu sein.

Liebe Caterina, bitte erzähl uns ein bisschen über deinen Weg und wie sich alles entwickelt hat…

Als ich 5 Jahre als war, wurde darüber spekuliert, ob ich auf die Sonderschule komme oder nicht, weil ich es nicht geschafft habe, meinen Namen zu schreiben. Damals war das mit der Legasthenie noch nicht so weit wie heute, und es gab keine wirklichen Methoden. Durch meine Mutter habe ich mithilfe von Kartei Karten, auf einer Seite war das Bild auf der anderen Seite das passende Wort, schreiben gelernt. So habe ich alle Wörter gelernt, die es so gibt auf dieser Welt. Das war für mich so der Beginn, dass ich ganz tief gemerkt habe: „Wenn du jemanden hast, der an dich glaubt, wenn du die richtige Methode, das richtige Tool und die richtige Unterstützung hast, dann kannst du auch wenn du nicht die optimalen Rahmenbedingungen hast- irgendwie alles schaffen. Das war eine prägende Erfahrung. Ich glaube, dieses Wissen, dass man mit Strategien und Methoden ganz gut durchs Leben kommen kann, war Auslöser dafür, warum ich es so liebe, als Coach Menschen dabei zu begleiten, in ihre Kompetenz und in ihre Stärke zu kommen. Das war der Grundstein für meine Coachingarbeit heute oder auch für meine Tätigkeit, wenn ich rund um die Themen mentale Gesundheit, Selbstliebe und Selbstfürsorge Vorträge halte.

© Caterina Pogorzelski

Das tiefe Wissen, dass eben nicht jeder Mensch jemanden hat oder hatte, der an ihn glaubt, aber dass man trotzdem lernen kann, für sich selbst eine eigene Mama zu sein. Es ist ein ganz tiefes Bedürfnis von mir, das zu vermitteln. Meine Tätigkeiten im Bereich Moderation, Schauspiel und Mode kamen dazu, weil ich schließlich früh gelernt habe, mit Strategien mündlich stark zu werden und mir meine Legasthenie nicht unbedingt anmerken zu lassen sowie in fremde Rollen zu schlüpfen. Das habe ich eine ganze Weile gemacht und war auch sehr glücklich darin. Dann hatte ich allerdings mehrere Unfälle, konnte erst mal nicht mehr spielen und habe dann angefangen, Diplom Kulturarbeit zu studieren und auch mit Diplom abgeschlossen. In einem Auslandssemester in Antwerpen wurde ich schließlich als curvy Model entdeckt. Für mich persönlich war das ein wahnsinniges Glück. Ich habe in meinen Aufträgen als Model gemerkt, dass das für andere Frauen gar nicht so selbstverständlich ist, zu einer großen Kleidergröße zu stehen. Das war für mich die Zeit, dass ich mich sehr viel damit beschäftigt habe, woran es liegt, dass wir Frauen uns nicht gut oder unzulänglich fühlen. Ich habe damals schon gedacht, was wäre, wenn wir uns alle kollektiv entscheiden würden, nicht mehr mitzuspielen, würde es anders aussehen. Für mich persönlich war das ein wahnsinniges Glück. Ich habe in meinen Aufträgen als Model gemerkt, dass das für andere Frauen gar nicht so selbstverständlich ist, zu einer großen Kleidergröße zu stehen. Das war für mich die Zeit, dass ich mich sehr viel damit beschäftigt habe, woran es liegt, dass wir Frauen uns nicht gut oder unzulänglich fühlen. Es wird so viel Geld damit gemacht, weil wir uns nicht gut fühlen. So fing ich an, meinen Blog zu starten, weil ich irgendwie helfen wollte. Ich bin froh, dass es heute mehrere Schönheitsbilder gibt, aber trotzdem ist es natürlich für junge Menschen immer noch sehr herausfordernd.

Früher als curvy Model / Bloggerin und jetzt als Coach und Speakerin bist du vor allem für mehr Selbstliebe, Achtsamkeit und Körperakzeptanz unterwegs und möchtest Frauen dazu inspirieren, im Hier und Jetzt zufrieden mit ihrem Körper und sich selbst zu sein. Du zeigst ihnen, egal welche Konfektionsgröße sie tragen, positiv und selbstsicher dem Leben gegenüber zu treten. Wie schaffen sie das? Was sind die ersten Schritte?

Wir können ja mal auf der optischen Ebene anfangen. Wer mitmachen möchte, kann ganz kurz seine Augen schließen. Wir können gemeinsam versuchen, uns die Menschen vor unserem inneren Auge vorzustellen, die wir lieben mögen, die wir schätzen oder die wir bewundern und uns dann mal überlegen, wofür wir diese Menschen wirklich lieben, wofür wir sie bewundern oder was wir an ihnen toll finden. Gerade bei den Menschen, die uns nahestehen, würde ich prognostizieren, dass es die innere Werte sind und was für ein Gefühl uns dieser Mensch gibt. Sich zu überlegen, wann man selber eine Zuneigung und Liebe für Menschen hat. Wir sind medial umgeben von einer Welt, die im Grunde so gar nicht existiert, alles ist gephotoshopt und vieles gestellt. Da ist auch noch mal wichtig zu erkennen, womit wir uns vergleichen. Es ist wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, dass sehr viele Menschen und sehr viele Konzerne genau damit Geld verdienen, dass wir uns schlecht fühlen. Das heißt nicht, dass wir morgen aussteigen sollen, sondern das wir uns darüber bewusst werden. Um so wichtiger ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen und sich zu fragen: Wer sind wir, wie geht es uns und wo kommt eigentlich her, was unsere Prägung ist?

Bild: © Caterina Pogorzelski

Wir leben in einer Gesellschaft, wo es die guten Gefühle und die schlechten Gefühle gibt. Da ist es wichtig, sich zu erlauben, dass wir alles sein dürfen, und in eine Würdigung zu gehen: für uns, unsere Gefühle und Emotionen. Das ist für mich ein erster Schritt der Heilung. Wir haben eine Entscheidungshoheit zu sagen, wo wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken, sich Glaubenssätze, Muster und Traumata anzuschauen. Es gibt so viel, was man ausprobieren, wo man neue Muster setzen und neue neuronale Verschaltung knüpfen kann. Wir können neue Dinge etablieren. Es ist jeden Tag alles so herausfordernd, deswegen liebe ich Miniimpulse und jeden Tag eine kleine Sache für sich zu tun. Das kann schon sehr kraftvoll sein. Irgendwann ist es dann ein neues Muster.

“Wir können durch unseren Körper dieses Leben hier erleben, wir können Liebe und Emotionen erleben und ganz viele schöne Dinge machen.”

Was sind deine Energie-Quellen für den Alltag? Was hat es mit der Kraft der Achtsamkeit und Selbstfürsorge auf sich?

Zum einen wirklich Ernährung im Sinne von: Was führen wir zu uns, welche Nährstoffdichte haben Dinge, wie gesund ist, was ich esse, trinke ich genug Flüssigkeit etc. Über Nahrung zu gehen und tatsächlich zu gucken, was der Körper braucht, ist für mich eine sehr spannende Erfahrung. Ich muss zugeben, dass mir im Vorfeld gar nicht so klar war, wie sehr Nahrung uns doch auch mental und psychisch beeinflusst. In dieser Zeit sind meine “1 Minute Impulse” geboren worden. Wenn wir uns gut um uns kümmern und stark sind, ist das essenziell. Jeder möchte jeden Tag 1 Stunde für sich haben, aber das ist oft nicht realistisch, deswegen sollten wir immer unsere Grundbedürfnisse checken und uns fragen, was es gerade braucht. Abzufragen, ob ich heute genug getrunken, gute Sachen gegessen und Vor allem sich selber fragen: “Habe ich genug geschlafen? In einem Moment einen Check-in zu machen und sich zu fragen: Wie geht es mir eigentlich gerade? Das ist tatsächlich etwas, was ich gemerkt habe: Wenn wir nicht gut mit uns verbunden sind, dann läuft auch alles andere aus dem Ruder. Kleine “1‑Minute-Einheiten” reichen da oft schon aus. Es gibt so viele Tools und was man machen kann.

Bild: © Caterina Pogorzelski

“Wenn wir auf unserem Segelschiff wieder das Steuer übernehmen, können wir unser Leben leben.”

In deinem Podcast Megabambi“, deinem Instagram-Account schreibst und sprichst du als gebürtige Berlinerin über Themen, die dich bewegen und inspirieren. Was sind das noch für Themen?

Ich finde es aktuell total wichtig, auch über Schamthemen zu reden, denn das sind oft Themen, über die man sonst wenig spricht. Momentan würde ich sagen, liegt in allem, was ich so tue, der Fokus darauf, eine Akzeptanz für sich zu finden und dass es total okay ist, wie man ist und dabei vollkommen egal, was es ist. Für den einen ist es vielleicht kinderlos zu sein, für den anderen ist es in den Wechseljahren zu sein, für den anderen ist es überfordert zu sein. Mir müssen in eine Form von Stärkung gehen. Es ist mir auch in meinem Podcast wichtig zu betonen: Du bist die Hauptdarstellerin in deinem Leben und nicht die Nebendarstellerin und schon gar nicht die Statistin. Das meine ich wirklich so. Wenn wir auf unserem Segelschiff wieder das Steuer übernehmen, können wir unser Leben leben. Oft ist es schwer, selber zu erkennen, dass wir gestalten können, denn viele haben es mitunter gar nicht gelernt. Ganz wenige haben beigebracht bekommen, Grenzen zu setzen.

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Bild: © Caterina Pogorzelski

Was ist deine Hauptbotschaft für die Welt? Was wünschst du dir?

Für mich hat sich meine Botschaft durch die Krankheit meiner Mutter sehr verändert. Ich habe bisher in meinen Leben sehr viel gearbeitet und würde sagen, dass ich mitunter auch zu viel gearbeitet und dabei selten wirklich darauf geachtet habe, zur Ruhe zu kommen. Die tägliche Frage meiner verstorbenen Mutter, die ich oft mit meiner Community teile: Hast du heute schon in die Wolken geschaut? Diese Frage begleitet mich täglich und gibt mir Kraft. Hier habe ich das Gefühl habe, dass man ihn so annehmen kann. Also wann immer ich irgendwie von der Arbeit oder vom Einkaufen nach Hause gekommen bin, habe ich in den Himmel geschaut. Und das ist für mich eine Botschaft, die ich wahnsinnig gerne mitgebe, weil sie nicht dogmatisch ist und keinen Überbau hat. Natürlich ist das Achtsamkeit. Das ist vor allen Dingen aber auch eine Unterbrechung und ein Stopp aus dem, was wir gerade tun. In dem Moment, das kann auch nur 1 Minute sein, unterbrechen wir und können kurz bei uns sein. Es kann ein wunderbarer Anker sein.

„Wenn wir authentisch sind und uns zeigen, werden wir merken, dass es allen anderen auch so geht. Dann entsteht eine Verbindung, sogar auch mit schamvollen Themen.”

Ich bin als Schauspielerin und Moderatorin so auf Professionalität konzentriert gewesen. Ich habe ganz früh mit 18 gelernt, dass es niemanden interessiert, ob deine Oma, deine Mutter oder dein Hamster gestorben sind. Das interessiert die Leute schlichtweg nicht. Du musst abliefern. Als ich kurz nach dem Tod meiner Mutter einen Talk hatte und mir die Tränen gekommen sind, habe ich gemerkt habe, dass ich noch nie so nah in Verbindung mit Menschen war. Wenn wir uns zeigen und authentisch sind, werden wir merken, dass es allen anderen so geht. Und dann entsteht eine Verbindung zu- und miteinander, sogar bei schamvollen Themen.

Das ganze Interview hier auf YouTube und Spotify.


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„Mein großer Wunsch ist es, dass wir Frauen unsere Möglichkeiten und Freiheiten realisieren und uns diese bewusst machen. Das, was uns abhält frei und glücklich zu sein, können wir gemeinsam und auch jeder für sich ändern.”

Caterina Pogorzelski

Mehr unter: www.caterina-pogorzelski.de und www.instagram.com/caterina.pogorzelski.official

Bild: © Caterina Pogorzelski


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