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“Ich stelle den Menschen in den Mittelpunkt.”

Christin Prizelius | 07.03.24 | Interview-Auszug Dr. Anne Fleck aus vorheriger Ausgabe | © Dr. Anne Fleck

Dr. Anne Fleck ist Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie, auch bekannt als “Doc Fleck”, und eine international renommierte Expertin für Präventiv- und Ernährungsmedizin sowie Naturheilverfahren und gilt als Pionierin der Ganzheitsmedizin, die moderne Forschung und tradierte Heilverfahren zu einer innovativen Methode vereint. 

Sie sind seit Jahren eine international anerkannte Expertin auf dem Gebiet der innovativen Ernährungs- und Präventionsmedizin, eine der drei NDR-“Ernährungsdocs” und als TV-Ärztin sowie Autorin zahlreicher Bestseller zum Thema „Zusammenhang von ganzheitlicher Gesundheit und Ernährung“ sehr gefragt. Wir konnten lesen, dass Sie ursprünglich eigentlich in Richtung Kunst gehen und Malerin werden wollten. Wie kam es dazu, dass Sie dann doch Ärztin geworden sind?

Malen war für mich ab der frühesten Kindheit die schönste Freizeitbeschäftigung, so geht es mir noch heute. Mein anderes liebstes Spielzeug war ein lustiger Arztkoffer. Als ich dann langsam älter wurde und ich als Jugendliche durch einen familiären Krankheitsfall meiner Großmutter in die häusliche Krankenpflege involviert war, gab es den „ersten Kontakt“ mit Krankheit, Pflege etc. Später im Abitur stellte ich mir die Frage, wo die Reise hingehen sollte: Mein Wunsch war ein Beruf, der mit Menschen zu tun hat, der ein „echtes, zeitloses Handwerk“ und der international ist und den man überall auf der Welt machen kann. So kam ich zur Medizin. Dann habe ich noch in der Schulzeit ein Krankenpflegepraktikum in Frankreich und meiner Heimat gemacht, um auszutesten, ob ich mich in Krankenhäusern und im täglichen Umgang mit kranken Menschen wohlfühle. Das war meine absolute Zündschnur. Danach wollte ich unbedingt Medizin studieren…

Was genau ist die „DocFleck Methode“? Was können wir uns darunter vorstellen und welche Rolle spielen Naturheilverfahren dabei? Was ist hier der Unterschied zu anderen Ansätzen in der Medizin?

Die Doc Fleck-Methode ist meine persönliche ärztliche, ganzheitsmedizinische Vorgehensweise als Symbiose von Diagnostik und Therapie der modernen Medizin einerseits, innovativer Präventiv- und Ernährungsmedizin sowie fundierter Naturheilverfahren und Stressmedizin andererseits. Ich stelle den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt meiner Betrachtung, denn jeder Mensch ist einzigartig. Einzigartig in seiner Körperzusammensetzung, seines Genpuzzles, seiner Darmflora, seiner Vorlieben und Unverträglichkeiten. Schlafgewohnheiten, Stresstoleranz, Fitness und persönliches Lebenskonzept runden die Individualität der Person ab.

“Es muss ein Umdenken her in den Arztpraxen und in unserem „GESUNDHEITSSYSTEM.“

Wie offen sind Kolleginnen und Kollegen von Ihnen für alternative Heilmethoden und einen ganzheitlichen Ansatz? Wie erleben Sie das in der Praxis und wo ist eventuell auch ein komplettes Umdenken erforderlich, beispielsweise dass mehr Verfahren, Therapien und Methoden auch von den Krankenkassen anerkannt und unterstützt werden – die bereits nachweisbar Erfolge brachten?

Im herkömmlichen Praxisalltag lässt sich eine individuelle Betrachtung oft nicht ausreichend gewährleisten – und leider ist diese „sprechende Medizin“ oft auch nicht mit den Ziffern der gesetzlichen Krankenkassen bzw. der privaten Krankenversicherung abbildbar. Ich nehme mir aber bewusst diese Zeit für die Patienten, da meine Erfahrung ist, dass auf lange Sicht die Anzahl der Arztbesuche sogar niedriger ist, als in der klassischen Arztpraxis, da ich durch intensivere, tiefergehende Gespräche mit den Patienten der tatsächlichen Krankheitsursache bzw. dem zugrundeliegenden „Problem“ des Patienten schneller auf die Spur kommen kann. Und so auch rascher das Problem bei den Hörnern packen kann. Es muss ein Umdenken her in den Arztpraxen und in unserem „GESUNDHEITSSYSTEM“, das leider eher nur Krankheiten diagnostiziert und therapiert und eher ein Krankheitssystem darstellt.

Foto: © Dr. Anne Fleck

“Mein Traum wäre es, bereits in den Schulen eine moderne Betrachtung von Gesundheit und innovativer Ernährung nach dem neuesten Stand zu lehren. Das könnte so viel Gesundheit schaffen.”

Es braucht ein neues Denken: Weg von der rein symptombezogenen Denke hin zu einem (wenn Sie so wollen) ganzheitlichen Ansatz in der Betrachtung des Patienten. Es sollte der Mensch betrachtet werden mit seiner Erkrankung, aber nicht ausschließlich die Erkrankung und wie sie sich auf den Menschen auswirkt. Mein Traum wäre es, bereits in den Schulen eine moderne Betrachtung von Gesundheit und innovativer Ernährung nach dem neuesten Stand zu lehren. Das könnte so viel Gesundheit schaffen. Denn Gesundheit beginnt im Kopf, im Herzen und im Kochtopf. Anfangs wurde ich sehr kritisiert für meine Art der Behandlung mit weniger Apparaten, mehr Zuwendung und neuen wissenschaftlichen Ansätzen wie der Darmsanierung. Die Erfolge meiner Methode an vielen Tausenden Patienten geben mir Recht. Und auch die Neugier und der Zuspruch von Kollegen wachsen. Das freut mich sehr. Aus meiner Erfahrung lässt sich die klassische Medizin hervorragend ergänzen. Wie weit man als behandelnder Arzt diesen Weg gehen möchte, muss jeder Arzt und jede Ärztin für sich ganz allein entscheiden.  

“Stressreduktion ist ein ganz wichtiger Punkt, den man gar nicht groß genug schreiben kann.”

Was kann man aus Ihrer Sicht tun, um in einem stressigen Job gesund zu bleiben, und um beispielsweise auch einem Burnout vorzubeugen?

Stressreduktion ist ein ganz wichtiger Punkt, den man gar nicht groß genug schreiben kann. Nicht nur, dass Stress extrem „nervig“ ist. Nein, er schlägt auch gleich auf den Darm durch. Denn Gehirn und Darm sind über den sog. Nervus Vagus miteinander verbunden. Und funkt das Gehirn Stress, dann übernimmt es gleich der Darm. Die Folge können Fehlfunktionen des Darms sein: er wird weniger durchblutet, die den Darm schützende Schleimschicht wird minderversorgt. Folglich können die Darmbakterien degenerieren. So gehen z. B. unsere guten schlankmachenden Darmbakterien im negativen Stress schlichtweg unter. Ist der Stress erst chronisch, fördert dies den löchrigen Darm (Leaky Gut), der für chronische Entzündungen, Übergewicht und weitere unangenehme Folgeerkrankungen verantwortlich sein kann. Stressreduktion ist daher ein gutes Mittel, um Erkrankungen bis hin zum Burnout vorzubeugen. Welches Mittel das richtige ist, muss von den Menschen ausprobiert werden. Wir sind alle Individuen! Ebenso wie in der Medizin so wie auch hier, gibt es nicht das EINE Mittel, das für alle passt. Am besten ist, man probiert die verschiedenen Möglichkeiten aus (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation) aus. Wenn einem etwas gefällt, bleibt man viel leichter am Ball.

Was ist aus Ihrer Sicht wesentlich und entscheidend, wenn Patienten mit chronischen Erkrankungen zu Ihnen kommen, sowie mit einem Wunsch nach dauerhafter Gewichtsreduktion und auch um Krankheiten präventiv zu begegnen? Wo setzen Sie hier an?

Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass die neue Ernährung keine Diät ist, in dem Sinne, dass sie für eine gewisse Zeit eingehalten wird. Sondern es muss eine neue und dauerhafte, genuss- und freudebringende Ernährungsweise sein, die in das Leben der Patienten eingebaut werden kann, ohne dass sie als störend empfunden wird. Alles, was schmeckt und Spaß macht, wird auch dauerhaft umgesetzt. Und genau hier liegen die große Heilkunst und das Feingespür einer personalisierten, hochprofessionellen ärztlichen Beratungspraxis, die das moderne Ernährungswissen anwendet.

Welche Rolle spielen zum Beispiel Fette, Zucker, Kohlenhydrate & Co in unserem Leben und worauf sollte man beim Einkauf von Lebensmitteln besonders achten?

Ich erkläre den Patienten, dass das Essen nach dem SCHLANK!-Tellerprinzip funktioniert. Der Teller wird möglichst mit gesunden hochwertigen, natürlichen Lebensmitteln gefüllt. Gemüse fungiert dabei als Magenfüller, der halbe Teller darf damit gefüllt werden. Der Sattmacher auf dem Teller ist das Eiweiß. Hiervon ist ein Handteller eine ungefähre Maßeinheit. Fette sind wichtig und gesund. Auf gar keinen Fall darf hieran gespart werden. Eine Daumengröße eines guten hochwertigen Öls, z.B. feinschmeckendes Olivenöl extra vergine, gehört auf den SCHLANK!-Teller. Einzig bei den Kohlenhydraten erfolgt ein Umdenken. Denn Kohlenhydrate muss sich der Körper verdienen. Insofern diese bitte mit Vorsicht genießen.

Gibt es kleine Ernährungs-Tipps für den Alltag, die für jedermann ohne großen Aufwand und leicht umzusetzen sind, und die Lust auf mehr Bewusstsein beim Einkauf und Verzehr machen?

Ein großer Tipp ist das Einhalten der Mahlzeiten und den Esspausen dazwischen. Das ewige „Snacken“ zwischendurch ist nicht gut für den Organismus. Wenn es wirklich ein Snack sein muss, dann bieten sich einige Mandeln an. Daneben finde ich es äußerst wichtig, den Vorgang des Kochens und Essens bewusst zu erleben. Gute regionale Zutaten, frisch zubereitetes Essen, das alles trägt dazu bei, dass Kochen und Essen wieder Spaß macht. Und automatisch werden die Fertiggerichte nicht mehr attraktiv sein.

“Ich pflege Dankbarkeit als Ritual und liebe die Stille und die Natur zum Auftanken.”

Was tun Sie persönlich, um sich fit und gesund zu halten und wie laden Sie im Alltag Ihre Akkus wieder auf?

Ich liebe es, Spazieren zu gehen und versuche möglichst oft zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Bei Wind und Wetter ist das etwa eine Stunde Bewegung an der frischen Luft. Außerdem pflege ich Dankbarkeit als Ritual und liebe die Stille und die Natur zum Auftanken.

Mehr zu Dr. Anne Fleck HIER.

Das ganze Interview erfolgte für eine vorherige Ausgabe des Magazins Pure & Positive.


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